Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
Vom Netzwerk:
immer mit.
    »Ausgezeichnet, wie immer«, sagte Smith.
    Er ging ihnen zum Tisch voraus. »Ich hätte gern einen Lillet«, verkündete Smith, nachdem sie Platz genommen hatte.
    »Und Sie, Madame?«
    »Cola light.«
    »Ehrlich, Wetzon, meinst du nicht, du solltest etwas Vernünftiges trinken, um dich zu entspannen?«
    »Nein, ich möchte mich gar nicht so sehr entspannen. Ich brauche das Koffein, bis wir Silvestri hinter uns haben«, sagte Wetzon gereizt. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn Smith versuchte, auch ihr Leben in die Hand zu nehmen, aber normalerweise war sie weniger empfindlich und dann eher fähig auszuweichen, bevor Smith sie überfiel.
    Smith, die sie genau beobachtet hatte, tätschelte ihren Arm.
    »Wie du willst.«
    »Was hast du heute in den Karten gesehen?« fragte Wetzon, als die Getränke vor ihnen standen.
    »Ich habe heute nicht soviel Zeit darauf verwendet, wie ich gern getan hätte«, antwortete Smith ausweichend und mied ihren Blick.
    »Nun komm schon, Smith, erzähle.«
    »Ein starker, dunkler Mann ist in mein Leben getreten.« Smith lächelte.
    »Silvestri vermutlich«, sagte Wetzon. »Die Karten haben wieder recht. Und was noch? Was über mich?«
    Smith studierte eingehend die Speisekarte.
    »Smith, du kennst die Speisekarte auswendig, und du nimmst sowieso immer den kalten Lachs, also raus mit der Sprache. Was haben sie über mich gesagt?«
    »Gefahr für dich, tut mir leid, Kleines.« Smith hatte anscheinend keine Lust, näher darauf einzugehen. »Ah, gut, da kommt Leon.«
    »Hallo, Mädchen.« Leon packte seine schlaksige Gestalt im gewohnten ausgebeulten Anzug auf einen Stuhl und starrte sie durch seine dicke Hornbrille an. Wie gewohnt kamen die Brillenbügel mit den Haarsträhnen um seine Ohren in Konflikt und ließen sie in alle Richtungen abstehen.
    »Damen«, korrigierten Smith und Wetzon ihn einstimmig. Leon schüttelte feierlich den Kopf. Es war ein alter Witz, daß Leon sich nie an den Unterschied zwischen Mädchen, Frauen und Damen gewöhnen konnte. Er nannte das »Emanzensprache«.
    Der Oberkellner brachte Leon den Scotch mit Eis so schnell, daß er ihn gleich bestellt haben mußte, als er zur Tür hereinkam. Sie sahen ihn bei seinem Scotch-Ritual zu. Er nahm einen kleinen Schluck und behielt ihn ein paar Sekunden im Mund, bevor er ihn schluckte. »Aaaah.« Er enttäuschte sie nicht. »Wetzon, was hat bloß ein nettes Mädchen wie Sie mit einem Mord zu tun?«
    »Leon, es war gerade eine Stunde, nachdem wir...«
    Leon hielt eine Hand hoch. »Sagen Sie mir nur, was genau passiert ist«, sagte er barsch. »Der Rest kann warten.«
    Smith machte große Augen und sah ihn vorwurfsvoll an. Er rutschte verlegen auf seinem Stuhl, als er Smith’ Verweis auffing.
    »Verzeihen Sie, Wetzon, Ärger im Geschäft... Bitte erzählen Sie weiter.« Er streckte die Hand vor, mit der Handfläche nach oben, und bedeutete ihr zu beginnen. Und er hörte zu. Leon war der beste Zuhörer. Er kratzte sich energisch am Kopf. Wetzon redete; Smith warf ab und zu etwas ein. Leon rieb sich die Stirn, kratzte an seiner Nase. Als Wetzon fertig war, schwieg er eine Weile. Er setzte die Brille ab, putzte sie mit seiner Serviette und setzte sie wieder auf. »Wo ist der Schlüssel?« fragte er.
    »Hier.« Smith holte ihn vor.
    »Sieht wie ein Tresorschlüssel aus. Nur sind die gewöhnlich schwerer als dieser.« Er gab Smith den Schlüssel zurück. »Selbstverständlich... Sie müssen ihn der Polizei geben. Um wieviel Uhr ist Ihr Termin?«
    »Gegen vier«, antwortete Smith.
    Der Kellner wartete. Ein Hilfskellner legte mit einer Zange eine frische, knusprige Baguette auf jeden Brotteller.
    »Ich nehme den kalten Lachs«, sagte Smith, »und einen Salat mit Vinaigrette.«
    »Mir bitte das gleiche«, sagte Wetzon.
    »Die Leber bitte«, sagte Leon. »Und einen Salat.«
    Wetzon brach die Baguette in Stücke und strich Butter auf jedes. Sie war am Verhungern. Sie machte sich klar, daß sie in den letzten vierundzwanzig Stunden fast nichts gegessen hatte, nur das Schokocroissant, das Carlos ihr gebracht hatte. Und sie konnte sich kaum daran erinnern, daß sie es gegessen hatte.
    »Ich würde Sie gern begleiten, aber ich glaube, Sie kommen allein zurecht«, sagte Leon, wobei er Smith ansah. »Es sei denn, Wetzon, es gäbe noch etwas, was Sie uns nicht erzählt haben...«
    Wetzon schüttelte den Kopf.
    »Sagen Sie einfach, was Sie wissen. Die Polizei hat doch keinen Grund, Sie zu verdächtigen, Wetzon?« Seine Augen hinter

Weitere Kostenlose Bücher