Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht
noch mal.«
Kurt Wallander ging hinaus zu seinem Auto.
Es war windig geworden.
Jetzt, dachte er. Jetzt haben wir ihn.
Wer hätte jemals damit gerechnet, daß bei Hanssons elender Spielerei noch mal was Gutes herauskommen könnte?
Kurt Wallander fuhr nach Ystad zurück und fühlte sich, als ob er in einer Lotterie das große Los gezogen hätte.
Er witterte die Lösung.
Erik Magnusson, dachte er.
Jetzt kommen wir.
|285| 14
Nach intensiver Arbeit, die sich am Freitag, den 19. Januar, bis in den späten Abend hineinzog, hatten sich Kurt Wallander und seine Mitarbeiter kampfbereit gemacht. Björk hatte an der langen Fahndungsbesprechung teilgenommen und Hansson von seiner Arbeit am Mord auf Hageholm befreit. Kurt Wallander hatte das gefordert, damit Hansson sich wieder der Lenarpgruppe anschließen konnte. Näslund war immer noch krank, hatte aber telefonisch mitgeteilt, daß er am nächsten Tag wiederkommen würde.
Obwohl die nächsten Tage Samstag und Sonntag waren, würde die Arbeit mit unvermindertem Einsatz fortgesetzt werden. Martinsson war mit einer Hundestaffel von einer gründlichen Untersuchung des Trampelpfades, der von der Veberödstraße bis zur Rückseite von Lövgrens Stall führte, zurückgekehrt. Er hatte auf dem 1.912 Meter langen Weg, der durch mehrere Gehölze führte, als Grenzlinie zwei Ackerbesitze voneinander trennte und dann parallel mit einem ausgetrockneten Flußbett verlief, eine gründliche Arbeit geleistet. Er hatte nichts Aufsehenerregendes gefunden, auch wenn er mit einem Plastiksack voller Gegenstände zum Polizeipräsidium zurückkehrte. Unter anderem gab es da das rostige Rad eines Puppenkinderwagens, ein öliges Plastiktuch und die leere Zigarettenschachtel einer ausländischen Marke. Die Gegenstände würden untersucht werden, aber Kurt Wallander glaubte kaum, daß sie die Ermittlung irgendwie voranbringen würden.
Die wichtigste Entscheidung der Besprechung war, daß Erik Magnusson von nun an kontinuierlich beschattet werden sollte. Er wohnte in einem Mietshaus im Rosengårdsgebiet. Da Hansson |286| mitteilen konnte, daß am Sonntag auf Jägersro Trabrennen stattfinden würden, bekam er die Überwachung während der Wettkämpfe zugeteilt.
»Aber ich übernehme keine Totalisatorquittungen«, sagte Björk in einem etwas mißglückten Versuch, einen Witz zu machen.
»Ich schlage vor, daß wir gemeinsam einen Wettzettel einreichen«, antwortete Hansson. »Wir haben es hier immerhin mit der einmaligen Gelegenheit zu tun, diese Ermittlung in einem Mordfall gewinnbringend zu gestalten.«
Aber die Gruppe bei Björk war ansonsten von Ernsthaftigkeit erfüllt. Sie wurden von dem Gefühl beherrscht, daß man sich einer Lösung näherte.
Die Frage, die für die längste Diskussion sorgte, betraf den Punkt, inwieweit Erik Magnusson etwas davon bemerken durfte, daß der Boden unter seinen Füßen langsam heiß wurde. Sowohl Rydberg als auch Björk waren unsicher. Aber Kurt Wallander war der Auffassung, daß sie nichts zu verlieren hatten, falls Erik Magnusson tatsächlich entdecken sollte, daß er Gegenstand polizeilichen Interesses war. Natürlich sollte die Überwachung trotzdem diskret vor sich gehen. Aber darüber hinaus würde man keine weiteren Maßnahmen treffen, um zu verbergen, daß die Polizei mobilisiert war.
»Laßt ihn ruhig nervös werden«, sagte Kurt Wallander. »Wenn es etwas gibt, weswegen er beunruhigt sein muß, dann hoffe ich, daß wir es entdecken.«
Sie brauchten drei Stunden, um das gesamte Ermittlungsmaterial durchzugehen, um darin Verbindungen aufzuspüren, die sich indirekt mit Erik Magnusson verknüpfen ließen. Sie fanden nichts, allerdings auch nichts, was dagegen sprach, daß sich Erik Magnusson trotz des Alibis seiner Freundin in dieser Nacht in Lenarp befunden haben konnte. Von Zeit zu Zeit spürte Kurt Wallander eine vage Unruhe darüber, daß sie vielleicht trotz allem dabei waren, in eine weitere Sackgasse hineinzugeraten.
|287| Es war vor allem Rydberg, der Bedenken hatte. Immer wieder fragte er sich, ob wirklich ein einzelner Mensch diesen Doppelmord durchgeführt haben konnte.
»Da gab es etwas in diesem Schlachthaus, das auf eine Zusammenarbeit hindeutete. Ich komme einfach nicht davon los.«
»Nichts spricht dagegen, daß Erik Magnusson einen Komplizen hatte«, antwortete Kurt Wallander. »Eins nach dem anderen.«
»Wenn er den Mord begangen hat, um seine Spielschulden zu decken, konnte er wohl kaum einen Komplizen gebrauchen«,
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