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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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nach, bevor er Göran Boman in Kristianstad anrief. Er hatte Glück und konnte sofort mit ihm sprechen.
    »Was soll ich machen?« fragte er, nachdem Kurt Wallander ihm Hanssons Geschichte erzählt hatte.
    »Sie genau beobachten«, antwortete er. »Behalte sie im Auge.«
    |282| Göran Boman versprach, Ellen Magnusson überwachen zu lassen.
    Kurt Wallander erwischte Hansson gerade noch, als dieser das Polizeipräsidium verlassen wollte.
    »Spielschulden«, sagte er. »Wem schuldet er Geld?«
    Hansson wußte auch darauf eine Antwort.
    »Es gibt einen Eisenhändler aus Tågarp, der Geld verleiht«, sagte er. »Wenn Erik Magnusson jemandem etwas schuldet, dann ihm. Er ist für einen großen Teil der Leute, die in Jägersro mit hohem Einsatz spielen, der Wucherer. Und soweit ich weiß, hat er ein paar richtig unangenehme Typen angeheuert, die er losschickt, um die Leute an ihre Zahlungsversäumnisse zu erinnern.«
    »Wo kann man den erreichen?«
    »Er besitzt den Eisenwarenhandel in Tågarp. Ein kleiner dicker Kerl um die Sechzig.«
    »Wie heißt er?«
    »Larson. Aber man nennt ihn Nicken.«
    Kurt Wallander ging in sein Zimmer zurück. Er suchte nach Rydberg, ohne ihn zu finden. Ebba in der Zentrale wußte Bescheid. Rydberg würde nicht vor zehn kommen, weil er im Krankenhaus war.
    »Ist er krank?« fragte Kurt Wallander.
    »Es ist wohl das Rheuma«, meinte Ebba. »Hast du nicht gesehen, wie stark er in diesem Winter humpelt?«
    Kurt Wallander beschloß, nicht auf Rydberg zu warten. Er zog sich seine Jacke an, ging zum Auto und fuhr nach Tågarp.
    Der Eisenwarenhandel lag mitten in der Stadt.
    Im Moment waren Schubkarren im Sonderangebot.
    Der Mann, der beim Klingeln der Türglocke aus dem Hinterzimmer kam, war wirklich klein und dick. Kurt Wallander war der einzige Kunde im Geschäft und hatte sich entschlossen, direkt loszulegen. Er zeigte seinen Dienstausweis. Der Mann, der Nicken genannt wurde, betrachtete den Ausweis genau, schien ansonsten aber völlig ungerührt zu sein.
    |283| »Ystad«, sagte er. »Was kann die dortige Polizei von mir wollen?«
    »Kennen Sie einen Mann, der Erik Magnusson heißt?«
    Der Mann hinter dem Tresen war viel zu erfahren, um zu lügen.
    »Kann schon sein. Wieso?«
    »Wann haben Sie ihn kennengelernt?«
    Falsche Frage, fuhr es Kurt Wallander durch den Kopf. Die gibt ihm die Möglichkeit zum Rückzug.
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Aber Sie kennen ihn?«
    »Wir haben ein paar gemeinsame Interessen.«
    »Wie zum Beispiel Trabrennen und Pferdewetten?«
    »Vielleicht.«
    Kurt Wallander ärgerte sich über die unerschütterliche Selbstsicherheit des Mannes.
    »Nun sollten Sie mir gut zuhören«, sagte er. »Ich weiß, daß Sie an Leute Geld verleihen, die mit ihrer Spielleidenschaft nicht richtig umgehen können. Im Moment will ich aber gar nicht wissen, welche Zinsen Sie für Ihre Darlehen berechnen. Es interessiert mich überhaupt nicht, ob Sie sich mit illegalem Geldverleih beschäftigen. Ich bin aus einem ganz anderen Grund hier.«
    Der Mann, den sie Nicken nannten, sah ihn neugierig an.
    »Ich will wissen, ob Erik Magnusson Ihnen Geld schuldet«, sagte er. »Und ich will wissen, wieviel.«
    »Nichts«, antwortete der Mann.
    »Nichts?«
    »Nicht eine Öre.«
    Falsch, dachte Kurt Wallander. Hanssons Spur war falsch.
    Eine Sekunde danach wußte er, daß es umgekehrt war. Sie waren endlich auf der richtigen Fährte.
    »Aber wenn Sie es genau wissen wollen, hat er mir Geld geschuldet«, sagte der Mann.
    »Wieviel?«
    |284| »Eine ganze Menge. Aber er hat 25.000   Kronen bezahlt.«
    »Wann?«
    Der Mann dachte kurz nach.
    »Vor einer guten Woche. Letzten Donnerstag.«
    Donnerstag, den 11.   Januar, dachte Kurt Wallander.
    Drei Tage nach dem Mord in Lenarp.
    »Wie hat er bezahlt?«
    »Er ist hergekommen.«
    »Mit welchen Scheinen?«
    »In Tausendern und Fünfhundertern.«
    »Wo hatte er das Geld?«
    »Wo er das Geld hatte?«
    »In einer Tasche? In einer Aktentasche?«
    »In einer Plastiktüte. Von einem Supermarkt, glaube ich.«
    »War er mit der Zahlung zu spät dran?«
    »Etwas.«
    »Was wäre passiert, wenn er nicht gezahlt hätte?«
    »Ich wäre gezwungen gewesen, ihn ein wenig zu erinnern.«
    »Wissen Sie, woher er das Geld hatte?«
    Der Mann mit dem Spitznamen Nicken zuckte mit den Schultern. Gleichzeitig kam ein Kunde ins Geschäft.
    »Das ist nicht meine Sache«, antwortete er. »Darf es sonst noch etwas sein?«
    »Nein danke, erst einmal nicht. Aber ich melde mich sicher

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