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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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entgegengesetzte Richtung, hinaus auf die Küstenstraße, die nach Trelleborg und Skanör führte. Als er das alte Gefängnis passiert hatte, beschleunigte er. Beim Autofahren hatte er sich immer schon gut ablenken können   …
    Auf einmal merkt er, daß er die ganze Strecke bis nach Trelleborg gefahren ist. Eine große Fähre läuft gerade in den Hafen ein, und einer plötzlichen Eingebung folgend entscheidet er sich dafür zu bleiben.
    Er weiß, daß ein paar frühere Polizisten zum Grenzschutz am Fährhafen in Trelleborg gewechselt sind. Vielleicht hat einer von ihnen an diesem Abend gerade Dienst.
    Er überquert das Hafengelände, das in fahles Licht getaucht ist. Ein großer LKW kommt donnernd aus einem der gespenstischen Urzeitungetüme.
    Aber als er durch die Tür geht, auf der steht, daß Unbefugte keinen Zutritt haben, muß er feststellen, daß er keinen der beiden Beamten dort kennt   …
    Kurt Wallander nickte und stellte sich vor. Der ältere der beiden Beamten hatte einen grauen Bart und eine Narbe auf der Stirn.
    |59| »Unangenehme Geschichte, was da bei euch passiert ist«, sagte er. »Habt ihr sie geschnappt?«
    »Noch nicht«, antwortete Kurt Wallander.
    Das Gespräch wurde unterbrochen, weil die Passagiere der Fähre sich der Paßkontrolle näherten. Zum größten Teil waren es heimkehrende Schweden, die die Feiertage in Berlin verlebt hatten. Aber es waren auch einige Passagiere aus der ehemaligen DDR dabei, die ihre neugewonnene Freiheit nutzten, um nach Schweden zu reisen.
    Nach etwa zwanzig Minuten waren nur noch neun Passagiere übrig. Alle versuchten sie, auf unterschiedliche Art und Weise klarzumachen, daß sie in Schweden politisches Asyl beantragen wollten.
    »Heute abend ist es ruhig«, meinte der jüngere der beiden Grenzbeamten. »Manchmal kommen bis zu hundert Asylanten mit ein und derselben Fähre. Da kannst du dir vorstellen, was hier los ist.«
    Fünf der Asylbewerber gehörten zur gleichen äthiopischen Familie. Nur einer von ihnen hatte einen Paß, und Kurt Wallander wunderte sich, wie sie mit nur einem Paß eine solch lange Reise bewältigen und eine Reihe von Grenzen überqueren konnten. Außer der äthiopischen Familie warteten noch zwei Libanesen und zwei Iraner an der Paßkontrolle.
    Kurt Wallander konnte nicht genau feststellen, ob die neun Asylbewerber nun zuversichtlich aussahen oder ob sie Angst hatten.
    »Was geschieht jetzt?« fragte er.
    »Die Kollegen aus Malmö kommen und holen sie ab«, antwortete der ältere Grenzbeamte. »Die haben heute abend Bereitschaft. Wir erfahren über Funk, ob die Fähren viele Leute ohne Papiere an Bord haben. Manchmal müssen wir Verstärkung anfordern.«
    »Und was geschieht dann in Malmö?« fragte Wallander.
    »Sie landen auf einem der Boote, die unten im Ölhafen liegen. Dort dürfen sie erst einmal bleiben, bis sie weitergeschleust |60| werden. Das heißt, wenn sie überhaupt hierbleiben dürfen.«
    »Was meinst du, was aus denen hier wird?«
    Der Grenzbeamte zuckte mit den Schultern.
    »Ich denke, die dürfen bleiben«, antwortete er. »Willst du noch einen Kaffee? Es dauert noch etwas, bis die nächste Fähre kommt.«
    Kurt Wallander schüttelte den Kopf.
    »Beim nächsten Mal. Ich muß los.«
    »Ich hoffe, ihr schnappt sie euch.«
    »Ja«, sagte Kurt Wallander. »Das hoffe ich auch.«
    Auf dem Rückweg nach Ystad überfuhr er einen Hasen. Als er das Tier im Scheinwerferlicht sah, bremste er, aber der Hase schlug mit einem dumpfen Knall gegen das linke Vorderrad. Er hielt den Wagen nicht einmal an, um nachzusehen, ob der Hase noch lebte.
    Was ist nur los mit mir? dachte er.
    In dieser Nacht schlief er unruhig. Kurz nach fünf schreckte er aus dem Schlaf auf. Sein Mund war trocken, und er hatte geträumt, daß jemand versuchte, ihn zu erwürgen. Als er begriff, daß er doch nicht wieder einschlafen würde, stand er auf und kochte Kaffee.
    Das Thermometer an der Außenseite des Küchenfensters zeigte sechs Grad unter Null. Die Straßenlaternen bewegten sich im Wind. Er setzte sich an den Küchentisch und dachte an das Gespräch mit Rydberg am Abend zuvor. Das, was er befürchtet hatte, war eingetroffen. Die Tote hatte nichts mehr enthüllen können, was ihnen weitergeholfen hätte. Ihre Worte über Ausländer waren allzu ungenau. Er begriff, daß sie im Grunde keine Spur hatten, die sie verfolgen konnten.
    Als es halb sieben war, zog er sich an und wühlte lange, bis er endlich den dicken Pullover fand, nach dem er gesucht

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