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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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plötzlich Sten Widen mit seiner Whiskyflasche in der Hand aufgetaucht, und die Frau hatte Kurt Wallander den Rücken zugekehrt und war Sten gefolgt.
    Er lag ganz still und prüfte vorsichtig, wie es ihm ging. Es brannte im Hals und am Arm. In seinem Kopf pochte es. Einen Augenblick war er nahe daran, sich wieder umzudrehen und weiterzuschlafen, um alle Morduntersuchungen und nächtlich aufflammenden Großfeuer zu vergessen.
    Ihm blieb keine Zeit, sich zu entscheiden, da das Telefon mal wieder seine Gedanken unterbrach.
    Ich gehe einfach nicht ran, dachte er.
    |128| Dann stand er doch mit einem Ruck aus dem Bett auf und stolperte in die Küche.
    Es war Mona.
    »Kurt«, sagte sie. »Hier ist Mona.«
    Er wurde von einem überwältigenden Glücksgefühl ergriffen.
    Mona, dachte er. Mein Gott! Mona! Wie ich dich vermißt habe!
    »Ich habe dein Bild in der Zeitung gesehen. Wie geht es dir?«
    Er erinnerte sich an den Photographen vor dem Krankenhaus letzte Nacht. Das aufflammende Blitzlicht.
    »Gut«, antwortete er. »Nur ein wenig angeschlagen.«
    »Ist das auch wahr?«
    Plötzlich war die Freude wie weggeblasen. Nun kehrte der Schmerz zurück, der Hieb in den Magen.
    »Interessiert es dich wirklich, wie es mir geht?«
    »Warum sollte es das nicht?«
    »Wieso sollte es?«
    Er hörte ihren Atem an seinem Ohr.
    »Ich finde, daß du mutig bist«, sagte sie. »Ich bin stolz auf dich. In der Zeitung steht, daß du unter Einsatz deines Lebens anderen das Leben gerettet hast.«
    »Ich habe niemandem das Leben gerettet! Was ist das für ein Quatsch?«
    »Ich wollte bloß hören, ob du auch nicht verletzt bist.«
    »Was hättest du denn dann getan?«
    »Was ich getan hätte?«
    »Wenn ich verletzt gewesen wäre. Wenn ich im Sterben läge? Was hättest du dann gemacht?«
    »Warum bist du so aggressiv?«
    »Ich bin nicht aggressiv. Ich frage nur. Ich will, daß du wieder zurückkommst. Hierher. Zu mir.«
    »Du weißt doch, daß ich das nicht tue. Ich würde mir nur wünschen, daß wir miteinander reden könnten.«
    |129| »Du meldest dich ja nie! Wie sollen wir da miteinander reden können?«
    Er hörte sie seufzen. Das machte ihn wahnsinnig. Oder vielleicht ängstlich.
    »Klar können wir uns treffen«, sagte sie. »Aber nicht bei mir zu Hause oder bei dir.«
    Er faßte einen schnellen Entschluß. Was er sagte, stimmte zwar nicht ganz, aber es war auch nicht völlig gelogen.
    »Wir müssen über einige Dinge reden«, sagte er. »Praktische Dinge. Ich kann nach Malmö kommen, wenn du willst.«
    Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete.
    »Nicht heute abend«, meinte sie. »Aber morgen kann ich.«
    »Wo? Wollen wir zusammen essen gehen? Ich kenne nur das ›Savoy‹ und das Restaurant im Bahnhof.«
    »Das ›Savoy‹ ist so teuer.«
    »Dann das im Bahnhof? Wieviel Uhr?«
    »Um acht?«
    »Ich werde da sein.«
    Das Gespräch war beendet. Im Garderobenspiegel sah er sein zerschundenes Gesicht.
    Freute er sich? Oder war er nervös?
    Er war sich nicht sicher. Wirre Gedanken kreisten ihm im Kopf herum. Anstatt Mona zu treffen, sah er sich plötzlich zusammen mit Anette Brolin im »Savoy«. Obwohl sie immer noch Staatsanwältin in Ystad war, hatte sie sich in eine Schwarze verwandelt.
    Er zog sich an, verzichtete auf den Kaffee und ging hinaus zu seinem Auto. Der Wind hatte sich gelegt. Es war wieder wärmer geworden. Vom Meer her trieben die Reste eines feuchten Nebels über die Stadt.
    Als er im Präsidium ankam, wurde ihm freundlich zugenickt und auf die Schultern geklopft. Ebba umarmte ihn und schenkte ihm ein Glas Birnenmarmelade. Er fühlte sich gleichzeitig verlegen und auch ein wenig stolz.
    Jetzt hätte Björk hiersein sollen, dachte er.
    |130| Hier, und nicht in Spanien.
    Das hier entsprach genau dem, wovon er immer träumte. Die Helden der Polizei   …
    Um halb zehn war der Alltag wieder eingekehrt. Zu dieser Zeit hatte er den Leiter des Auffanglagers für die schlampigen Kontrollen der sich dort aufhaltenden Flüchtlinge bereits kräftig angeschnauzt. Der Leiter war klein und rund und strahlte ein großes Maß an willenloser Faulheit aus. Er hatte sich energisch damit verteidigt, daß er den Regeln und Verordnungen der Einwanderungsbehörde bis aufs I-Tüpfelchen genau gefolgt war.
    »Es ist Aufgabe der Polizei, die Sicherheit zu garantieren«, sagte er und versuchte, die ganze Diskussion um ihre eigene Achse zu drehen.
    »Wie sollen wir etwas garantieren können, wenn Sie nicht einmal die leiseste Ahnung davon haben, wie

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