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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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viele oder welche Menschen in den verdammten Baracken wohnen?«
    Das Gesicht des Leiters war vor Wut rot angelaufen, als er Kurt Wallanders Zimmer verließ.
    »Ich werde mich beschweren«,schnaubte er.»Es ist die Pflicht der Polizei, die Sicherheit der Flüchtlinge zu garantieren.«
    »Beschweren Sie sich beim König«, gab Kurt Wallander zurück. »Beschweren Sie sich beim Premierminister oder beim Europäischen Gerichtshof. Beschweren Sie sich bei wem auch immer Sie wollen. Aber ab jetzt müssen exakte Listen darüber existieren, wie viele Menschen sich im Lager aufhalten, wie sie heißen und in welchen Baracken sie wohnen.«
    Gerade als die Besprechung der im Mordfall Ermittelnden beginnen sollte, rief Peter Edler an.
    »Wie geht es dir?« fragte er. »Du Held des Tages.«
    »Du kannst mich mal«, erwiderte Kurt Wallander. »Habt ihr etwas gefunden?«
    »Das war gar nicht so schwer«, antwortete Peter Edler. »Ein kleiner handlicher Sprengsatz, der mit Benzin übergossene Lumpen in Brand gesetzt hat.«
    |131| »Bist du sicher?«
    »Natürlich bin ich sicher! Du kriegst den Bericht in ein paar Stunden.«
    »Wir müssen versuchen, die Branduntersuchung parallel zu der des Doppelmordes laufen zu lassen. Aber wenn noch mehr passiert, muß ich Verstärkung aus Malmö anfordern.«
    »Gibt es noch eine Polizeiwache in Simrishamn? Ich dachte, die sei geschlossen worden?«
    »Die freiwillige Feuerwehr wurde aufgelöst. Es gibt sogar Gerüchte, die besagen, daß uns hier unten neue Dienste zugeteilt werden sollen.«
    Die Fahndungsbesprechung begann damit, daß Kurt Wallander von seinem Gespräch mit Peter Edler berichtete. Dann folgte eine kurze Diskussion über die Personen, die hinter dem Attentat stecken könnten. Alle waren sich darüber einig, daß es sich wahrscheinlich um einen mehr oder weniger gut organisierten Dummejungenstreich handelte. Aber den Ernst der herrschenden Lage verkannte keiner.
    »Es ist wichtig, daß wir sie bald schnappen«, meinte Hansson. »Genauso wichtig, wie die Mörder von Lenarp zu fassen.«
    »Vielleicht war es derselbe, der dem alten Knacker Rüben an den Kopf geworfen hat«, sagte Svedberg.
    Kurt Wallander bemerkte einen unverkennbar verächtlichen Ton in seiner Stimme.
    »Rede mit ihm. Vielleicht kann er eine Personenbeschreibung geben.«
    »Ich spreche kein Arabisch«, erwiderte Svedberg.
    »Dafür gibt es ja wohl auch Dolmetscher! Spätestens heute nachmittag will ich wissen, was er zu sagen hat.« Wallander merkte, daß er wütend geworden war.
    Die Besprechung wurde sehr kurz. Es war einer dieser Tage, an denen die Polizeibeamten sich noch mitten in einer Phase intensiver Ermittlungen befanden. Es gab nur wenige Schlußfolgerungen und Resultate.
    »Wir lassen die Nachmittagsbesprechung ausfallen«, sagte |132| Kurt Wallander zum Schluß. »Es sei denn, es passiert etwas Aufsehenerregendes. Martinsson kümmert sich um das Lager. Svedberg! Du kannst dafür vielleicht Martinssons derzeitige Aufgabe übernehmen, wenn das nicht warten kann.«
    »Ich suche nach dem Auto, das der Lastwagenfahrer gesehen hat«, antwortete Martinsson. »Du bekommst meine Unterlagen.«
    Als die Besprechung zu Ende war, blieben Näslund und Rydberg in Kurt Wallanders Zimmer zurück.
    »Wir werden wohl ab jetzt Überstunden machen müssen«, sagte Kurt Wallander. »Wann kommt Björk aus Spanien zurück?«
    Keiner wußte es.
    »Weiß er überhaupt, was hier passiert ist?« fragte Rydberg.
    »Interessiert es ihn?« fragte Kurt Wallander zurück.
    Er rief Ebba an und bekam sofort eine Antwort. Sie wußte sogar, mit welcher Fluggesellschaft er nach Hause kommen würde.
    »Samstag abend«, sagte er. »Aber da ich sein Stellvertreter bin, beordere ich hiermit alle Überstunden, die erforderlich sind.«
    Rydberg ging dazu über, von seinem erneuten Besuch auf dem Hof zu erzählen, auf dem der Mord verübt worden war.
    »Ich habe überall herumgestöbert und alles auf den Kopf gestellt«, sagte er. »Ich habe sogar die Heuballen im Stall untersucht. Aber eine braune Aktentasche ist einfach nicht aufzutreiben.«
    Kurt Wallander wußte, daß das stimmte. Rydberg gab nicht eher auf, bis er sich hundertprozentig sicher war.
    »Dann wissen wir zumindest eines ganz sicher: eine braune Aktentasche mit 27.000   Kronen ist verschwunden.«
    »Es sind schon Leute für bedeutend kleinere Beträge umgebracht worden«, warf Rydberg ein.
    Sie saßen schweigend da und dachten darüber nach, was Rydberg gerade gesagt hatte.
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