Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
nicht.«
    »Mein Gott, wie siehst du denn aus?« meinte Peter Edler. »Ich glaube, daß wir die anderen Baracken retten können.«
    Die Feuerwehrmänner waren schon dabei, die am nächsten liegenden Baracken mit Wasser zu besprengen. Kurt Wallander hörte, wie Peter Edler einen Traktor anforderte, der die bereits brennenden Baracken wegschleppen sollte, um die Brandherde zu isolieren.
    Der erste Streifenwagen kam in Windeseile und mit heulenden Sirenen angefahren. Kurt Wallander sah, daß es Peters und Noren waren. Er humpelte zu ihrem Wagen.
    »Wie sieht es aus?« fragte Noren.
    »Es wird schon werden«, antwortete Kurt Wallander. »Fangt an abzusperren, und fragt Edler, ob er Hilfe braucht.«
    Peters sah ihn an.
    »Du siehst ja vielleicht übel aus«, sagte er. »Wie bist du eigentlich hergekommen?«
    »Ich bin mit dem Auto durch die Gegend gefahren«, erwiderte Kurt Wallander. »Fangt jetzt an.«
    In der nächsten Stunde herrschte eine seltsame Mischung aus Durcheinander und effektiver Brandbekämpfung. Ein verwirrter Leiter des Lagers irrte umher, und Kurt Wallander mußte sich ganz schön ins Zeug legen, um herauszubekommen, wie viele Flüchtlinge sich im Lager befanden, um danach eine Zählung vornehmen zu können. Zu seinem großen Erstaunen stellte sich heraus, daß die Übersicht der Einwanderungsbehörde über die Flüchtlinge, die sich in Ystad aufhielten, unvollständig und hoffnungslos unübersichtlich war. Von dem verwirrten Leiter war auch keine Hilfe zu erwarten. Unterdessen |126| schleppte ein Traktor die qualmenden Baracken weg, so daß die Feuerwehrmänner den Brand bald unter Kontrolle hatten. Es mußten nur einige wenige Flüchtlinge mit der Ambulanz ins Krankenhaus gebracht werden. Die meisten hatten zum Glück nur einen Schock. Aber es gab einen kleinen libanesischen Jungen, der gestolpert und mit dem Kopf auf einen Stein geschlagen war.
    Peter Edler zog Kurt Wallander zur Seite.
    »Fahr endlich und laß dich verarzten«, sagte er.
    Kurt Wallander nickte. Der Arm schmerzte und brannte, und er fühlte, daß sein Bein blutverklebt war.
    »Ich wage gar nicht daran zu denken, was alles hätte passieren können, wenn du nicht im selben Augenblick, in dem der Brand ausgebrochen ist, Alarm gegeben hättest«, meinte Peter Edler.
    »Wie um alles in der Welt kann man die Baracken nur so dicht aneinander bauen?« fragte Kurt Wallander.
    Peter Edler schüttelte den Kopf.
    »Mein alter Chef hat langsam die Nase voll«, erwiderte er. »Natürlich hast du recht, daß sie verdammt noch mal viel zu dicht stehen.«
    Kurt Wallander ging zu Noren, der gerade die Absperrungsarbeit beendet hatte.
    »Ich will diesen Leiter morgen früh in meinem Büro sehen«, wies er an.
    Noren nickte.
    »Hast du etwas gesehen?« fragte er.
    »Ich habe ein Klirren gehört. Dann ist die Baracke explodiert. Aber kein Auto. Keine Menschen. Wenn der Brand vorsätzlich gelegt worden ist, dann mit einem Sprengsatz, der durch einen Zeitzünder ausgelöst wurde.«
    »Soll ich dich nach Hause bringen oder zum Krankenhaus fahren?«
    »Ich komme schon zurecht. Aber ich fahre jetzt.«
    In der Ambulanz des Krankenhauses sah er, daß er viel übler |127| zugerichtet war, als er gedacht hatte. Am Unterarm hatte er eine große Brandwunde, die Leiste und der Oberschenkel waren vom Glas zerschnitten, und über dem rechten Auge hatte er eine große Beule und ein paar üble Schürfwunden. Außerdem hatte er sich wohl in die Zunge gebissen, ohne es zu merken.
    Es war fast vier Uhr, als er das Krankenhaus verlassen konnte. Die Bandagen spannten, und ihm war nach wie vor übel von dem ganzen Rauch, den er eingeatmet hatte.
    Als er das Krankenhaus verließ, flammte vor seinem Gesicht ein Blitzlicht auf. Er erkannte den Photographen einer der größten schonischen Tageszeitungen. Er schüttelte abwehrend die Hand, als ein Journalist aus dem Schatten hervortrat und ein Interview haben wollte. Dann fuhr er nach Hause.
    Zu seiner großen Verwunderung fühlte er sich jetzt müde. Er zog sich aus und kroch unter die Decke. Ihm taten sämtliche Knochen weh, und Flammen tanzten in seinem Kopf. Trotzdem schlief er sofort ein.
    Um acht Uhr wachte er davon auf, daß ihm jemand mit einem Vorschlaghammer auf den Kopf schlug. Als er die Augen öffnete, fühlte er, wie es in den Schläfen pochte. Er hatte wieder von der unbekannten, farbigen Frau geträumt, die ihn schon früher in seinen Träumen besucht hatte. Aber als er seine Hand nach ihr ausgestreckt hatte, war

Weitere Kostenlose Bücher