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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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gewaltigen Anstrengung gelang es ihm, einen Stützbalken des Baugerüsts zu packen. An einem Arm zog er sich so weit hoch, daß er das Gerüst an der Stelle, an welcher der Fuß festsaß, umfassen konnte. Er sammelte alle seine Kräfte zu einem letzten Versuch. Dann zerrte er, und mit einem Ruck kam sein Fuß los, und er landete auf dem Rücken in einem Kieshaufen. Er lag völlig regungslos und prüfte, ob er sich etwas gebrochen hatte.
    |237| Danach stand er auf, und ihm war so schwindelig, daß er sich an der Wand festhalten mußte.
    Er brauchte fast zwanzig Minuten, um zum Auto zurückzukehren.
    Auf der Bahnhofsuhr wiesen die Zeiger auf halb fünf.
    Er sank auf den Fahrersitz und schloß die Augen.
    Dann fuhr er nach Hause.
    Ich muß jetzt schlafen, dachte er. Morgen ist auch noch ein Tag. Dann werde ich tun, was getan werden muß.
    Er stöhnte, als er sein Gesicht im Badezimmerspiegel sah. Er reinigte die Wunden mit warmem Wasser.
    Es war fast sechs Uhr, als er unter die Decke kroch. Er stellte den Wecker auf Viertel vor sieben. Er wagte nicht, länger zu schlafen.
    Er versuchte die Stellung zu finden, die am wenigsten schmerzte.
    Gerade als er dabei war einzuschlafen, wurde er durch ein Knallen an der Außentür aufgeschreckt.
    Die Zeitung.
    Danach streckte er sich noch mal aus.
    In seinen Träumen kam Anette Brolin zu ihm.
    Irgendwo wieherte ein Pferd.
    Es war Sonntag, der 14.   Januar. Der Tag begann mit zunehmendem Wind aus Nordost.
    Kurt Wallander schlief.

|238| 12
    Er glaubte, lange geschlafen zu haben. Aber als er aufwachte und auf die Uhr schaute, die auf dem Nachttisch stand, begriff er, daß er ganze sieben Minuten geschlafen hatte. Das Telefon hatte ihn geweckt. Rydberg rief aus einer Telefonzelle in Malmö an.
    »Komm wieder zurück«, sagte Kurt Wallander. »Du brauchst nicht mehr da rumzustehen und zu frieren. Komm lieber hierher, zu mir nach Hause.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Er ist es.«
    »Sicher?«
    »Bombensicher.«
    »Ich komme.«
    Kurt Wallander stand mühsam aus dem Bett auf. Der ganze Körper tat ihm weh, und es pochte in den Schläfen. Während das Kaffeewasser kochte, setzte er sich mit einem Taschenspiegel und einem Wattebausch an den Küchentisch. Nur mit großer Mühe gelang es ihm, eine Kompresse über der wieder aufgeplatzten Beule zu befestigen. Es war ihm, als würde sein ganzes Gesicht in Blau und Lila schillern.
    43   Minuten später stand Rydberg vor der Tür. Während sie Kaffee tranken, erzählte Wallander die Geschichte.
    »Gut«, sagte Rydberg anschließend. »Ein schöner Erfolg für unsere Beharrlichkeit. Jetzt schnappen wir uns diese Schweine. Wie hieß der in Lund?«
    »Ich habe vergessen, auf das Namensschild an der Tür zu gucken. Und außerdem werden nicht wir sie schnappen. Das macht Björk.«
    |239| »Ist er zurück?«
    »Er wollte gestern abend zurückkommen.«
    »Dann klingeln wir ihn aus dem Bett.«
    »Die Staatsanwältin am besten auch. Und dann muß das Ganze wohl auch noch mit den Kollegen in Lund und Malmö koordiniert werden.«
    Während Kurt Wallander sich anzog, telefonierte Rydberg.
    Wallander hörte zu seiner Befriedigung, daß Rydberg keinerlei Einwände gelten ließ.
    Er fragte sich, ob Anette Brolins Mann vielleicht gerade zu Besuch war.
    Rydberg stellte sich in den Türrahmen der Schlafzimmertür und sah ihm beim Binden der Krawatte zu.
    »Du siehst aus wie ein Boxer«, sagte er und lachte. »Wie ein zu Boden gegangener Boxer.«
    »Hast du Björk erreicht?»
    »Es hatte den Anschein, als habe er den gestrigen Abend damit verbracht, sich einen Überblick über alles zu verschaffen, was geschehen ist. Er war erleichtert, als er hörte, daß wir zumindest in einem der Mordfälle die Lösung haben.«
    »Die Staatsanwältin?«
    »Sie kommt sofort.«
    »Hat sie selber abgehoben?«
    Rydberg sah ihn erstaunt an.
    »Wer soll denn sonst abheben?«
    »Ihr Mann zum Beispiel.«
    »Und was hätte das für eine Rolle gespielt?«
    Kurt Wallander sparte sich eine Antwort.
    »Scheiße, mir ist schlecht«, sagte er statt dessen.
    Sie gingen in die anbrechende Dämmerung hinaus. Immer noch wehte ein böiger Wind, und der Himmel war mit dunklen Wolken bedeckt.
    »Ob es Schnee gibt?« fragte Kurt Wallander.
    »Nicht vor Februar«, antwortete Rydberg. »Das habe ich im Gefühl. Aber dann wird es noch mal richtig Winter.«
    |240| Im Polizeipräsidium herrschte Sonntagsstimmung. Noren war als Wachhabender von Svedberg abgelöst worden. Rydberg gab ihm eine kurze

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