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Wallander 02 - Hunde von Riga

Wallander 02 - Hunde von Riga

Titel: Wallander 02 - Hunde von Riga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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war jetzt größer als vorhin, als man ihm die Kapuze über das Gesicht gestülpt hatte. Der Raum war länglich und hatte grobgezimmerte Holzwände, und sein erster Gedanke war, daß er sich in einer Art Jagdhütte befand. Ein Hirschkopf hing über einem offenen Kamin an der Wand, die Möbel im Raum waren aus hellem Holz gefertigt, und zwei Petroleumlampen bildeten die einzige Beleuchtung.
    Der Mann mit der beruhigenden Stimme ergriff wieder das Wort. Sein Gesicht entsprach nicht dem Bild, das Wallander sich gemacht hatte – soweit er sich überhaupt ein Bild gemacht hatte. Der Mann war klein gewachsen und ungeheuer mager, als habe er ein schweres Leiden durchgemacht oder sich freiwillig |149| einer Hungerkur unterzogen. Das Gesicht war blaß, eine dicke Hornbrille schien allzu groß und schwer auf seinen Backenknochen zu ruhen, und Wallander konnte nicht sagen, ob der Mann fünfundzwanzig oder fünfzig war. Er lächelte jedenfalls und zeigte auf einen Stuhl. Wallander setzte sich.
Sit down, please
, sagte der Mann mit der ruhigen Stimme. Aus der Dunkelheit tauchte lautlos ein anderer Mann mit einer Thermoskanne und ein paar Tassen auf. Vielleicht ist es der Fahrer, dachte Wallander. Er war älter, dunkelhaarig, ein Mensch, der selten zu lächeln schien. Wallander bekam eine Tasse Tee, die zwei Männer setzten sich an die andere Seite des Tisches, und der Fahrer drehte vorsichtig den Docht der Petroleumlampe hoch. Ein fast unhörbares Geräusch drang an Wallanders Ohr. Es kam aus der Dunkelheit jenseits des Lichtkegels, den die Petroleumlampen verbreiteten. Hier ist noch jemand, dachte er. Jemand, der gewartet hat, jemand, der Tee gekocht hat.
    »Außer Tee können wir Ihnen leider nichts anbieten«, sagte der Mann mit der beruhigenden Stimme. »Aber Sie haben ja zu Abend gegessen, kurz bevor wir Sie abgeholt haben, Herr Wallander. Wir werden Sie auch nicht lange aufhalten.«
    Etwas an diesen Worten machte Wallander wütend. Solange er
Herr Eckers
gewesen war, hatte er noch das Gefühl gehabt, daß ihn das Ganze eigentlich persönlich gar nichts anging. Aber jetzt war er
Herr Wallander
, und von ihren unsichtbaren Gucklöchern aus hatten sie ihn überwacht, hatten ihn essen sehen und nur den kleinen Fehler begangen, wenige Sekunden zu früh anzurufen, noch bevor er dazu gekommen war, die Tür zu seinem Zimmer aufzuschließen.
    »Ich habe allen Grund, Ihnen zu mißtrauen«, sagte er. »Ich weiß nicht einmal, wer Sie sind. Wo ist Baiba Liepa, die Witwe des Majors?«
    »Sie müssen meine Unhöflichkeit entschuldigen. Mein Name ist Upitis. Sie können völlig beruhigt sein. Sobald unser Gespräch hier beendet ist, werden Sie in Ihr Hotel zurückkehren können. Das garantiere ich Ihnen.«
    |150|
Upitis
, dachte Wallander. Wie
Herr Eckers.
Wie auch immer er heißen mag,
so
heißt er bestimmt nicht.
    »Die Garantie eines Unbekannten ist nichts wert«, sagte Wallander. »Sie entführen mich, mit einer Kapuze über dem Kopf.« (Hieß Kapuze wirklich
hood? )
»Ich bin auf Frau Liepas Bedingungen zu diesem Treffen eingegangen, weil ich ihren Mann kannte. Ich nahm an, sie könne mir etwas erzählen, was der Polizei Klarheit darüber verschafft, warum Major Liepa sterben mußte. Wer Sie sind, weiß ich nicht. Ich habe also allen Grund, Ihnen zu mißtrauen.«
    Der Mann, der behauptete, Upitis zu heißen, nickte nachdenklich und zustimmend.
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung«, sagte er. »Aber Sie dürfen nicht glauben, daß wir ohne Grund so vorsichtig sind. Es handelt sich leider um unverzichtbare Vorsichtsmaßnahmen. Frau Liepa kann heute abend nicht bei uns sein. Aber ich spreche in ihrem Auftrag mit Ihnen.«
    »Wie soll ich mir dessen sicher sein? Was wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Wir möchten, daß Sie uns helfen.«
    »Warum glauben Sie, mir einen falschen Namen nennen zu müssen? Warum ein geheimer Treffpunkt?«
    »Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, ist dies leider notwendig. Sie sind noch nicht sehr lange in Lettland, Herr Wallander. Sie werden es später verstehen.«
    »Wie soll ich Ihnen überhaupt helfen können?«
    Wieder hörte er das kaum wahrnehmbare Geräusch aus der Dunkelheit hinter dem schwachen Lichtschein der Petroleumlampen. Baiba Liepa, dachte er. Sie zeigt sich nicht, aber sie ist hier, ganz in meiner Nähe.
    »Sie müssen sich noch ein paar Minuten gedulden«, fuhr Upitis fort. »Lassen Sie mich etwas über Lettland erzählen.«
    »Ist das wirklich nötig? Lettland ist ein Land wie andere Länder auch.

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