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Wallander 02 - Hunde von Riga

Wallander 02 - Hunde von Riga

Titel: Wallander 02 - Hunde von Riga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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ganze Zeit geschickt umging, konkret auf die Fragen zu antworten. Er beschloß, direkter zu werden.
    »Und Ihre persönliche Meinung?« fragte er.
    »Wozu?«
    »Zur Unabhängigkeit? Der Loslösung?«
    »Ein Oberst der lettischen Polizei sollte sich über solche Dinge nicht auslassen, erst recht nicht einem Fremden gegenüber.«
    , |169| »Hier wird es schon keine Wanzen geben«, beharrte Wallander. »Ihre Antwort bleibt unter uns. Außerdem werde ich bald nach Schweden zurückfahren. Es besteht also keine Gefahr, daß ich mich auf einen Marktplatz stelle und öffentlich verkünde, was Sie mir im Vertrauen gesagt haben.«
    Putnis sah ihn lange an, bevor er antwortete.
    »Natürlich vertraue ich Ihnen, Herr Wallander. Sagen wir einmal, daß ich mit dem, was in diesem Land, den Nachbarländern und der Sowjetunion geschieht, sympathisiere. Aber ich fürchte, daß nicht alle meine Kollegen diese Ansicht teilen.«
    Zum Beispiel Oberst Murniers, dachte Wallander. Aber das würde er natürlich niemals zugeben.
    Oberst Putnis erhob sich vom Stuhl.
    »Das war ein anregendes Gespräch«, meinte er. »Aber jetzt erwartet mich eine unangenehme Aufgabe im Vernehmungszimmer. Ich bin eigentlich nur gekommen, weil meine Frau Ausma fragen läßt, ob es Ihnen auch morgen paßt, zu uns zu kommen. Ich hatte vergessen, daß sie heute schon etwas anderes vorhat.«
    »Das paßt mir sehr gut«, antwortete Wallander.
    »Oberst Murniers möchte, daß Sie sich heute morgen bei ihm melden. Er wollte mit Ihnen beraten, auf welche Fragen sich die Nachforschungen konzentrieren sollten. Ich werde natürlich sofort Bescheid geben, wenn ich in meinem Verhör einen Durchbruch erziele.«
    Putnis verließ den Raum. Wallander las seine Aufzeichnungen durch, die er nachts, nach seiner Rückkehr aus der Jagdhütte , gemacht hatte.
Wir verdächtigen Oberst Murniers,
hatte Upitis gesagt.
Wir glauben, daß Major Liepa verraten wurde. Eine andere Erklärung gibt es nicht.
    Er stellte sich ans Fenster und schaute auf die Dächer der Stadt hinab. Ihm ging der Gedanke durch den Kopf, daß er nie zuvor mit einer ähnlichen Ermittlung zu tun gehabt hatte. Das Leben der Menschen hier hatte nichts mit seinem Leben gemeinsam. Wie sollte er sich verhalten? War es nicht das |170| beste, unverzüglich nach Hause zu fahren? Gleichzeitig konnte er nicht leugnen, daß er neugierig war. Er wollte wissen, warum der kleine, kurzsichtige Major erschlagen worden war. Wo waren die verdammten Zusammenhänge? Er setzte sich an den Schreibtisch und ging erneut seine Aufzeichnungen durch. Neben ihm ertönte das durchdringende Klingeln des Telefons. Er nahm den Hörer ab, davon überzeugt, daß es Murniers war.
    Es rauschte in der Leitung, und er hörte zuerst nur ein lautes Knistern. Dann begriff er, daß es Björk war, der versuchte, sich in seinem schlechten Englisch verständlich zu machen.
    »Ich bin es!« rief Wallander in den Hörer. »Wallander. Ich höre dich.«
    »Kurt!« schrie Björk. »Bist du es? Ich kann dich kaum verstehen. Mein Gott, daß die Verbindungen über die Ostsee so verdammt schlecht sein müssen. Hörst du mich?«
    »Ich kann dich gut verstehen. Du brauchst nicht so zu brüllen.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Schrei nicht. Red langsam.«
    »Wie geht es voran?«
    »Schleppend. Ich weiß nicht einmal, ob es überhaupt vorangeht.«
    »Hallo?«
    »Ich sagte, daß es nur schleppend vorangeht. Hörst du mich?«
    »Schlecht. Sprich langsam. Schrei nicht. Wie läuft es denn?«
    Im selben Augenblick wurde die Verbindung klar und deutlich. Björk hätte aus dem Nebenzimmer anrufen können.
    »Jetzt ist die Leitung besser. Ich habe nicht verstanden, was du gesagt hast.«
    »Es geht nur schleppend voran, und ich weiß nicht einmal, ob es überhaupt vorangeht. Ein Polizeioberst Putnis ist seit gestern dabei, einen Verdächtigen zu verhören. Aber was dabei herauskommen wird, weiß ich nicht.«
    |171| »Glaubst du, daß du ihnen helfen kannst?«
    Wallander überlegte einen Augenblick. Dann antwortete er schnell und bestimmt.
    »Ja«, sagte er. »Ich glaube, es ist gut, daß ich hier bin. Falls ihr noch eine Weile ohne mich zurechtkommen könnt.«
    »Es ist nichts Besonderes hier passiert. Hier ist es ziemlich ruhig. Du kannst dich voll auf das konzentrieren, was du gerade machst.«
    »Gibt es eine Spur von dem Rettungsboot?«
    »Nichts.«
    »Ist etwas anderes passiert, was ich wissen sollte? Ist Martinsson in der Nähe?«
    »Er liegt mit einer Grippe im Bett. Wir haben

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