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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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festlegen. Auch wenn sie es ist, wissen wir nicht, ob sie von derselben Hand gehalten wurde.«
     
    Es war fast ein Uhr, als Wallander endlich nach Hallunda gefunden hatte. In der Zwischenzeit war er zum Mittagessen in ein Motel eingekehrt, wo er auch Lovéns Material über Rykoff studiert hatte. Als er draußen in Hallunda ankam und schließlich vor dem richtigen Haus stand, nahm er sich einen Moment Zeit und betrachtete die Umgebung. Es fiel ihm auf, daß kaum jemand von den Passanten schwedisch sprach.
    Hier draußen liegt die Zukunft, dachte er. Ein Kind, das hier aufwächst und vielleicht Polizist wird, hat dann ganz andere Erfahrungen hinter sich als ich.
    Er ging zum Eingang hinüber und suchte nach dem Namen Rykoff. Dann fuhr er im Fahrstuhl hinauf.
    Eine Frau öffnete ihm. Wallander merkte sofort, daß sie auf der Hut war, obwohl er ihr noch nicht mitgeteilt hatte, daß er von der Polizei kam.
    Er zeigte ihr seine Legitimation.
    »Rykoff möchte ich sprechen. Ich habe ein paar Fragen an ihn.«
    »Worum geht es?«
    Wallander dachte, daß sie vermutlich aus einem der Oststaaten stammte. »Das werde ich ihm sagen.«
    »Er ist mein Mann.«
    »Ist er zu Hause?«
    |245| »Ich werde ihm sagen.«
    Die Frau verschwand hinter einer Tür, die wahrscheinlich ins Schlafzimmer führte. Wallander sah sich um. Die Möbel im Zimmer waren teuer. Dennoch hatte die Wohnung etwas Provisorisches. Als ob die Menschen, die hier wohnten, immer bereit wären, aufzubrechen und wegzuziehen.
    Die Tür ging auf, und Vladimir Rykoff betrat das Zimmer. Er trug einen Morgenrock, der ebenfalls nicht billig gewesen sein konnte. Wallander vermutete, daß Rykoff im Bett gelegen und geschlafen hatte, denn seine Haare standen wirr zu Berge.
    Auch bei Rykoff spürte er instinktiv die Wachsamkeit.
    Plötzlich hatte er das Gefühl, einen Schritt weitergekommen zu sein. Endlich würde die Ermittlung in Schwung kommen, die vor fast zwei Wochen mit Åkerbloms Besuch in seinem Büro ihren Anfang genommen hatte. Eine Ermittlung, die immer mehr dazu tendierte, sich in viele verwirrende Spuren aufzulösen, die einander kreuzten, ohne Zusammenhänge zu offenbaren, mit denen sich arbeiten ließe.
    Er hatte das gleiche Gefühl bei früheren Fällen gehabt. Das Gefühl, vor einem Durchbruch zu stehen. Oft hatte es ihn nicht getrogen.
    »Es tut mir leid, wenn ich störe. Aber ich habe einige Fragen.«
    »Worüber denn?«
    Rykoff hatte ihm immer noch keinen Platz angeboten. Sein Tonfall war brüsk und abweisend. Wallander entschloß sich, sofort zur Sache zu kommen. Er setzte sich auf einen Stuhl und bedeutete Rykoff und seiner Frau, dasselbe zu tun. »Meinen Informationen zufolge kamen Sie als iranischer Flüchtling hierher. Sie erhielten die schwedische Staatsbürgerschaft in den siebziger Jahren. Der Name Vladimir Rykoff klingt aber nicht sehr iranisch.«
    »Das ist meine Sache, wie er klingt.«
    Wallander sah ihn unverwandt an. »Natürlich. Aber die Staatsbürgerschaft für dieses Land kann unter gewissen Umständen überprüft werden. Wenn sich zeigt, daß die Angaben, die zu ihrer Verleihung führten, falsch waren   …«
    »Drohen Sie mir?«
    |246| »Überhaupt nicht. Was arbeiten Sie?«
    »Ich betreibe ein Reisebüro.«
    »Wie heißt es?«
    »Rykoffs Reiseservice.«
    »In welche Länder organisieren Sie Reisen?«
    »Das wechselt.«
    »Können Sie ein paar Beispiele nennen?«
    »Polen.«
    »Mehr!«
    »Tschechien.«
    »Weiter!«
    »Herrgott! Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ihr Reisebüro ist als Firma beim Gewerbeamt registriert. Laut Steuerbehörde haben Sie jedoch in den letzten zwei Jahren keine Erklärungen abgegeben. Da ich davon ausgehe, daß Sie nicht falsch deklarieren, heißt das wohl, daß Ihr Reisebüro in den letzten Jahren nicht tätig war.«
    Rykoff starrte ihn sprachlos an.
    »Wir leben von den guten Jahren«, mischte sich seine Frau plötzlich ein. »Es gibt kein Gesetz, was sagt, man muß immer arbeiten.«
    »Vollkommen richtig«, sagte Wallander. »Trotzdem tun es die meisten Menschen. Aus welchen Gründen auch immer.«
    Die Frau zündete sich eine Zigarette an. Wallander sah, daß sie nervös war. Der Mann sah sie mißbilligend an. Demonstrativ stand sie auf und öffnete ein Fenster. Es klemmte so sehr, daß Wallander schon auf dem Weg war, ihr zu helfen, als es endlich aufging.
    »Ich habe einen Anwalt, der sich um alles kümmert, was mit dem Reisebüro zu tun hat«, sagte Rykoff und begann Zeichen der Erregung zu zeigen. Wallander

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