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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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war, als wartete er darauf, daß bald etwas passieren würde. Etwas, vor dem er sich bereits jetzt fürchtete.
    Louise Åkerbloms lächelndes Gesicht kam ihm flüchtig in den Sinn.
    |239| Was hatte sie noch begreifen können? Hatte sie verstanden, daß sie sterben würde?
     
    Eine Treppe führte von der Straße hinunter zu einer schwarzgestrichenen Eisentür. Darüber leuchtete ein verschmutzter roter Schriftzug. Viele der Neonbuchstaben waren erloschen. Wallander fragte sich, warum er sich eigentlich entschlossen hatte, diesen Ort zu besuchen, wo vor ein paar Tagen Tränengasgranaten geworfen worden waren. Aber so wie er im dunkeln tappte, mußte er jede Möglichkeit nutzen, einen schwarzen Mann mit einem abgetrennten Finger zu finden. Er stieg die Treppe hinunter, stieß die Tür auf und betrat einen dunklen Raum, wo es ihm anfangs schwerfiel, Details zu unterscheiden. Aus einem Lautsprecher, der an der Decke hing, war leise Musik zu hören. Der Raum war verraucht, und er glaubte zuerst, allein zu sein. Dann entdeckte er in den Ecken Schatten mit glänzenden weißen Augenwinkeln und eine Bartheke, die stärker beleuchtet war als das übrige Lokal. Als er sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, ging er zur Bar hinüber und bestellte ein Bier. Der Mann, der servierte, hatte einen kahlrasierten Schädel.
    »Wir kommen ohne Hilfe klar«, sagte er.
    Wallander verstand erst nicht, was er meinte.
    »Wir kümmern uns selbst um die Bewachung, die wir brauchen.«
    Wallander sagte sich erstaunt, daß der Mann ihn als Polizisten erkannt hatte.
    »Wie kannst du sehen, daß ich Polizist bin?« fragte er und ärgerte sich im selben Augenblick.
    »Berufsgeheimnis«, antwortete der Mann.
    Wut stieg in Wallander auf. Die arrogante Selbstsicherheit seines Gegenübers irritierte ihn. »Ich habe ein paar Fragen. Da du schon weißt, daß ich Polizist bin, muß ich mich ja nicht legitimieren.«
    »Ich antworte nur selten auf Fragen.«
    »Diesmal wirst du es tun. Sonst mag dich der Teufel holen.«
    Der Mann sah Wallander überrascht an. »Vielleicht antworte ich.«
    |240| »Hierher kommen viele Afrikaner.«
    »Sie mögen dieses Lokal.«
    »Ich suche einen schwarzen Mann, etwas über dreißig Jahre alt, der ein ganz spezielles Kennzeichen hat.«
    »Welches denn?«
    »Ein Finger fehlt, an der linken Hand.«
    Der glatzköpfige Mann brach in Lachen aus. Mit dieser Reaktion hatte Wallander nicht gerechnet.
    »Was ist denn so lustig?«
    »Du bist bereits der zweite.«
    »Der zweite?«
    »Der fragt. Gestern abend war schon einer da, der nach einem Afrikaner mit einer verstümmelten Hand gefragt hat.«
    »Was hast du geantwortet?«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Ich habe keinen gesehen, dem ein Finger fehlte.«
    »Sicher?«
    »Sicher.«
    »Wer hat gefragt?«
    »Kenne ich nicht«, behauptete der Mann und begann, Gläser abzutrocknen.
    Wallander ahnte, daß der Mann log. »Ich frage noch einmal. Aber zum letztenmal.«
    »Ich habe nichts mehr zu sagen.«
    »Wer hat gefragt?«
    »Wie ich sagte. Ein Unbekannter.«
    »Sprach er schwedisch?«
    »So was Ähnliches.«
    »Was meinst du damit?«
    »Daß er nicht so klang wie du und ich.«
    Jetzt kommen wir uns schon näher, dachte Wallander. Jetzt darf ich nicht lockerlassen. »Wie sah er aus?«
    »Ich erinnere mich nicht.«
    »Bald ist der Teufel los, wenn ich keine ordentlichen Antworten bekomme.«
    »Er sah ganz gewöhnlich aus. Schwarze Jacke. Blond.«
    |241| Plötzlich spürte Wallander, daß der Mann Angst hatte. »Uns hört keiner. Ich kann dir versprechen, daß ich alles für mich behalte, was du mir sagst.«
    »Er heißt vielleicht Konovalenko. Das Bier bezahle ich, wenn du jetzt gehst.«
    »Konovalenko? Bist du sicher?«
    »Wie, zum Teufel, kann man auf dieser Welt hier sicher sein?«
    Wallander ging, und es gelang ihm sofort, ein Taxi heranzuwinken. Er ließ sich auf den Rücksitz fallen und nannte den Namen des Hotels.
    Als er in sein Zimmer kam, griff er nach dem Telefonhörer, um seine Tochter anzurufen. Dann ließ er es aber sein. Er würde am nächsten Tag beizeiten mit ihr telefonieren.
    Er blieb lange wach liegen.
    Konovalenko, dachte er. Ein Name. Würde er ihn weiterbringen?
    Er ging noch einmal alles durch, was seit dem Morgen passiert war, als Robert Åkerblom sein Büro betreten hatte.
    Erst im Morgengrauen gelang es ihm einzuschlafen.

16
    Als Wallander am nächsten Morgen zum Polizeigebäude kam, erfuhr er, daß Lovén bereits in einer Beratung der Fahndungsgruppe saß, die Tengblads

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