Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
fragte sich, ob aus Wut oder Angst.
    »Lassen Sie uns Klartext reden«, sagte er. »Ihre Wurzeln sind genausowenig im Iran wie meine. Sie stammen ursprünglich aus Rußland. Es wird niemals möglich sein, Ihnen die schwedische Staatsbürgerschaft wegzunehmen. Ich bin auch nicht deshalb da. Aber Sie sind Russe, Rykoff. Und Sie wissen, was in |247| russischen Einwandererkreisen vor sich geht. Nicht zuletzt unter denen Ihrer Landsleute, die Ungesetzlichkeiten begehen. Vor einigen Tagen wurde hier in der Stadt ein Polizist erschossen. Etwas Dümmeres kann ein Mensch kaum tun. Wir werden wütend, und zwar auf eine ganz spezielle Art. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Rykoff schien seine Ruhe wiedergefunden zu haben. Aber Wallander registrierte, daß seine Frau immer noch nervös war, obwohl sie versuchte, es zu verbergen. Dann und wann warf sie einen Blick auf die Wand hinter ihm.
    Bevor er Platz genommen hatte, war ihm aufgefallen, daß dort eine Uhr hing.
    Etwas wird geschehen, dachte er. Und sie wollen nicht, daß ich zu diesem Zeitpunkt hier bin. »Ich suche einen Mann namens Konovalenko«, sagte Wallander ruhig. »Kennen Sie jemanden, der so heißt?«
    »Nein«, antwortete Rykoff. »Jedenfalls weiß ich es nicht.«
    Im selben Augenblick wurden Wallander drei Dinge klar. Erstens, daß Konovalenko existierte. Zweitens, daß Rykoff sehr wohl wußte, wer das war. Und drittens, daß er es überhaupt nicht begrüßte, daß die Polizei nach ihm fragte.
    Rykoff hatte die Frage verneint. Wallander hatte jedoch einen wie zufälligen Blick auf Rykoffs Frau geworfen. In ihrem Gesicht, im unsteten Flackern der Augen, hatte er die Antwort gesehen.
    »Ganz sicher nicht? Ich dachte, Konovalenko sei ein ganz gewöhnlicher Name?«
    »Ich kenne keinen, der so heißt.«
    Dann wandte sich Rykoff an seine Frau.
    »Kennen wir jemanden mit diesem Namen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Nun ja, dachte Wallander. Ihr kennt Konovalenko. Durch euch werden wir ihn auch finden. »Schade, daß Sie ihn nicht kennen«, sagte er.
    Rykoff sah ihn erstaunt an. »War das alles, was Sie wissen wollten?«
    »Bis auf weiteres. Aber ich bin sicher, daß wir wieder von uns |248| hören lassen werden. Wir werden nicht aufgeben, bis wir den geschnappt haben, der den Polizisten erschossen hat.«
    »Ich weiß nichts Näheres darüber«, sagte Rykoff. »Wie alle anderen meine ich natürlich, das ist traurig, wenn ein junger Polizist getötet wird.«
    »Natürlich«, murmelte Wallander und erhob sich. »Da ist noch eine Sache. Sie haben vielleicht in der Zeitung gelesen, daß in Südschweden vor einigen Wochen eine Frau ermordet wurde. Oder Sie haben vielleicht etwas darüber im Fernsehen gesehen. Wir glauben, daß auch dabei Konovalenko die Hand im Spiel hatte.«
    Diesmal war es Wallander, der erstaunt verharrte.
    Er hatte an Rykoff etwas bemerkt, dessen Bedeutung er zunächst nicht verstand.
    Dann wurde ihm klar, was es war. Der Mann blieb völlig ausdruckslos.
    Auf diese Frage hat er gewartet, dachte Wallander und spürte, wie sich sein Puls beschleunigte. Um seine Reaktion zu verbergen, begann er, im Zimmer herumzuschlendern. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich ein wenig umschaue?« fragte er.
    »Bitte«, antwortete Rykoff. »Tania, öffne alle Türen für unseren Besucher.«
    Wallander warf einen Blick durch die verschiedenen Türöffnungen. Seine Gedanken aber waren bei Rykoff und dessen Verhalten.
    Lovén wußte gar nicht, wie recht er hatte, dachte Wallander. Hier, in dieser Wohnung in Hallunda, haben wir endlich eine heiße Spur.
    Er staunte darüber, wie ruhig er bleiben konnte. Eigentlich sollte er die Wohnung sofort verlassen, Lovén anrufen und Verstärkung anfordern. Rykoff würde langen Verhören unterzogen werden, bis er zugab, daß Konovalenko existierte, und vielleicht sogar auspackte, wo er sich aufhielt.
    Als er in einen kleineren Raum schaute, der wohl als Gästezimmer diente, erweckte irgend etwas seine Aufmerksamkeit, ohne daß er sagen konnte, was es war. Nichts stach ihm direkt ins Auge. Es gab ein Bett, einen Schreibtisch, einen Sprossenstuhl |249| und blaue Gardinen vor dem Fenster. Auf einem Wandregal stand einiges an Nippes und Büchern. Wallander versuchte intensiv, herauszufinden, was er wahrnahm, ohne es zu sehen. Er prägte sich die Details des Raumes ein und wandte sich um. »Nun werde ich gehen.«
    »Wir haben keine Schwierigkeiten mit der Polizei«, sagte Rykoff.
    »Dann müssen Sie sich auch nicht

Weitere Kostenlose Bücher