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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Gedanke bereitete ihm Unbehagen. Er konnte nur eines tun: ihn verscheuchen.
     
    Punkt zwei Uhr waren sämtliche Komiteemitglieder versammelt. Franz Malan und Jan Kleyn zeigten den Videofilm und erläuterten ihn. Es gab wenige Fragen, die Einwände waren schnell ausgeräumt. Das Ganze dauerte weniger als eine Stunde. Kurz vor drei kam es zur Abstimmung. Der Beschluß war gefaßt.
    Achtundzwanzig Tage später würde Nelson Mandela während einer Rede in einem Stadion in der Nähe von Kapstadt getötet werden.
    Die Männer verließen Hammanskraal im Abstand von wenigen Minuten. Jan Kleyn war der letzte, der abfuhr.
    Der Countdown hatte begonnen.

22
    Der Überfall geschah kurz nach Mitternacht.
    Victor Mabasha schlief auf dem Sofa, in eine Decke gehüllt, Wallander stand am Küchenfenster und überlegte, ob er nun hungrig war oder nur Tee trinken sollte. Er fragte sich, ob sein Vater und seine Tochter wohl noch wach waren. Er nahm es an. Sie hatten sich merkwürdigerweise immer viel zu erzählen.
    |337| Während er darauf wartete, daß das Wasser kochte, dachte er daran, daß es nun drei Wochen her war, seit sie mit der Suche nach Louise Åkerblom begonnen hatten. Jetzt, nach diesen drei Wochen, wußten sie, daß ein Mann namens Konovalenko sie umgebracht hatte. Derselbe Mann hatte mit großer Wahrscheinlichkeit auch den Polizisten Tengblad getötet.
    In ein paar Stunden, wenn Victor Mabasha außer Landes war, könnte er berichten, was geschehen war. Aber er würde es anonym tun, und ihm war klar, daß kaum einer dem Brief ohne Unterschrift vertrauen würde, den er der Polizei schicken wollte. Es kam ganz darauf an, welche Geständnisse man von Konovalenko erhalten konnte. Und dann war noch die Frage, ob man ihm überhaupt glaubte.
    Wallander goß das kochende Wasser in die Kanne, um den Tee ziehen zu lassen. Dann zog er sich einen der Küchenstühle heran, um sich zu setzen.
    Im selben Augenblick explodierten Eingangstür und Diele. Wallander wurde von der mächtigen Druckwelle umgeworfen, sein Kopf schlug an den Kühlschrank. Die Küche füllte sich schnell mit Rauch, und er tastete sich zur Schlafzimmertür vor. Als er das Bett erreicht hatte und nach der Pistole auf dem Nachttisch griff, hörte er hinter sich vier Schüsse, die in rascher Folge abgegeben wurden. Er warf sich flach auf den Boden. Die Schüsse kamen aus dem Wohnzimmer.
    Konovalenko, dachte er fieberhaft. Jetzt hat er mich erwischt.
    Schnell kroch er unter das Bett. Er hatte solche Angst, daß er überzeugt war, das Herz könne die Belastung nicht aushalten. Später würde er sich daran erinnern, daß ihm die Erniedrigung, unter seinem eigenen Bett zu sterben, durchaus bewußt gewesen war.
    Aus dem Wohnzimmer hörte er, wie etwas zu Boden fiel und jemand stöhnend nach Atem rang. Dann näherten sich Schritte, verharrten einen Augenblick im Schlafzimmer und entfernten sich wieder. Wallander hörte Victor Mabasha etwas rufen. Er lebte also noch. Dann vernahm er, wie jemand im Treppenhaus verschwand, gleichzeitig ertönte ein Schrei, von dem er nicht sagen konnte, ob er von der Straße oder aus einer der Wohnungen kam.
    |338| Er kroch unter dem Bett hervor und richtete sich vorsichtig auf, um durch das Fenster auf die Straße sehen zu können. Der Rauch war erstickend, und es fiel ihm schwer, etwas zu unterscheiden. Aber dann bemerkte er zwei Männer, die Victor Mabasha mit sich zerrten. Der eine war Rykoff. Ohne nachzudenken, riß Wallander das Fenster auf und gab einen Schuß in die Luft ab. Rykoff ließ Mabasha los und drehte sich um. Wallander schaffte es gerade noch, sich zu Boden zu werfen, da schlug auch schon eine Salve aus einer automatischen Waffe durch die Fensterscheibe. Scherben klirrten über seinem Kopf. Danach hörte er schreiende Menschen und ein startendes Auto. Bevor es die Straße hinunter verschwand, erkannte er, daß es ein schwarzer Audi war. Wallander eilte die Treppen hinab auf den Bürgersteig, wo sich halbbekleidete Menschen zu versammeln begannen. Als sie Wallander mit der Pistole in der Hand erblickten, warfen sie sich schreiend zur Seite. Wallander öffnete die Tür seines Autos mit zitternden Fingern, versuchte fluchend, den Zündschlüssel einzustecken, und machte sich dann an die Verfolgung des Audi. Von weit her vernahm er Sirenen, die sich näherten. Er entschied sich für Österleden und hatte Glück. Von der Regimentsgata raste der Audi schleudernd heran und entfernte sich in Richtung Osten. Wallander dachte, daß

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