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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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ihnen möglicherweise nicht klar war, daß er es sein konnte, der im Wagen saß. Die einzige Erklärung, warum sich der Mann im Schlafzimmer nicht hinuntergebeugt und unter das Bett geschaut hatte, war wohl, daß das gemachte Bett den Eindruck erweckt hatte, Wallander sei gar nicht zu Hause.
    Für gewöhnlich nahm es Wallander mit dem morgendlichen Bettenmachen nicht so genau. Aber an diesem Tag hatte seine Tochter, die jegliche Unordnung haßte, die Wohnung saubergemacht und seine Bettwäsche gewechselt.
    In rasender Fahrt fegten sie aus der Stadt hinaus. Wallander hielt Abstand, und ihm war, als befände er sich mitten in einem Alptraum. Mit Sicherheit brach er sämtliche Regeln, wie die Ergreifung eines gefährlichen Verbrechers zu erfolgen hatte. Er bremste, um anzuhalten und umzukehren. Aber dann überlegte er es sich anders und fuhr weiter. Sie hatten bereits Sandskogen |339| passiert, die Golfbahn zur Linken, und Wallander überlegte, ob der Audi nach Sandhammaren abbiegen oder geradeaus nach Simrishamn und Kristianstad weiterfahren würde.
    Plötzlich sah er, wie die Rücklichter des Autos vor ihm zu tanzen begannen und gleichzeitig näher kamen. Der Audi mußte einen Reifenschaden haben. Er sah, wie der Wagen in einen Graben schlingerte und auf der Seite liegenblieb. Wallander vollführte vor einer Hauseinfahrt eine Vollbremsung und bog in den Hof ein. Als er ausstieg, sah er in der erleuchteten Tür einen Mann stehen.
    Wallander hielt die Pistole in der Hand. Als er zu sprechen begann, versuchte er, freundlich und bestimmt zugleich zu klingen. »Ich heiße Wallander und bin Polizist«, sagte er und merkte, wie sehr er außer Atem war. »Rufen Sie 9 00 00 an und geben Sie Bescheid, daß ich einen Mann namens Konovalenko verfolge. Erklären Sie ihnen, wo Sie wohnen, und sagen Sie, daß sie auf dem Militärübungsgelände anfangen sollen zu suchen. Haben Sie verstanden?«
    Der Mann, der in den Dreißigern war, nickte. »Ich erkenne Sie«, bemerkte er träge. »Ich habe Sie in den Zeitungen gesehen.«
    »Rufen Sie sofort an. Sie haben doch Telefon?«
    »Klar hab ich Telefon. Brauchen Sie nicht eine bessere Waffe als diese Pistole?«
    »Sicher könnte ich die gebrauchen. Aber woher jetzt nehmen.«
    Dann rannte er auf die Straße hinaus.
    In geringer Entfernung sah er den Audi. Er versuchte, im Schatten zu bleiben, als er näher heranschlich. Immer noch fragte er sich, wie lange sein Herz die Belastungen aushalten würde. Um Haaresbreite hätte man ihn unter seinem Bett getötet. Nun war es, als triebe ihn die Angst voran. Er blieb im Schutz eines Straßenschildes stehen und lauschte. Im Auto befand sich niemand mehr. Dann entdeckte er, daß der Zaun, der das militärische Übungsgebiet umgab, an einer Stelle beschädigt war. Eine Nebelwand breitete sich vom Meer her schnell über das Schießgelände aus. Er beobachtete einige Schafe, die reglos dalagen. |340| Dann hörte er plötzlich, wie ein Schaf, das er nicht sah, blökte, und ein anderes unruhig Antwort gab.
    Dort, dachte er. Die Schafe werden mich führen. Er rannte geduckt durch das Loch im Zaun, warf sich nieder und spähte in die Nebelschwaden. Es war weder etwas zu hören noch zu sehen. Dann näherte sich ein Auto aus Richtung Ystad und bremste. Ein Mann stieg aus. Es war der, der ihm versprochen hatte, 9 00 00 anzurufen. Er trug eine Schrotflinte in der Hand.
    Wallander kroch wieder zurück. »Bleiben Sie hier«, befahl er. »Fahren Sie das Auto hundert Meter zurück und warten Sie dort, bis die Polizei kommt. Zeigen Sie ihnen das Loch im Zaun. Es sind mindestens zwei bewaffnete Männer. Einer von ihnen hat eine Art Maschinenpistole. Alles klar?«
    Der Mann nickte. »Ich habe ein Gewehr mitgebracht.«
    Wallander zögerte einen Augenblick. »Zeigen Sie mir, wie es funktioniert. Ich weiß fast nichts über Schrotflinten.«
    Der Mann sah ihn verwundert an. Dann erklärte er die Sicherung und wie geladen wurde. Wallander kannte den Mechanismus. Er nahm das Gewehr in die Hand und bekam eine Anzahl Reservepatronen, die er in die Tasche steckte.
    Der Mann fuhr sein Auto zurück, und Wallander kroch erneut durch den Zaun. Wieder blökte ein Schaf. Der Laut kam von rechts, von irgendwo zwischen einem Wäldchen und dem Abhang, der zum Meer hinunterführte. Wallander steckte die Pistole hinter den Gürtel und schlich vorsichtig in Richtung der unruhig blökenden Schafe.
    Der Nebel war inzwischen sehr dicht geworden.
     
    Es war Martinsson, der durch den Anruf

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