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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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daß einer seiner Helfer umgekommen war. Es schadete nichts, wenn Jan Kleyn begriff, daß Konovalenkos Arbeit nicht ohne Risiko war. Dann entschloß er sich, doch noch einmal zu lügen. Er würde mitteilen, daß der störende Polizist nun beseitigt sei. Jetzt, da er seine Tochter im Keller gefangenhielt, war er so siegessicher, daß er es wagte, Wallander im voraus für tot zu erklären.
    Jan Kleyn hörte zu und enthielt sich spezieller Kommentare. Konovalenko wußte, daß Jan Kleyns Schweigen die bestmögliche Benotung für seine Leistungen darstellte. Dann erklärte Jan Kleyn, daß Sikosi Tsiki bald nach Südafrika zurückkehren müsse. Er erkundigte sich, ob Konovalenko auch nur den geringsten Zweifel an seiner Eignung habe, ob er gewisse Zeichen von Schwäche bemerkt habe wie bei Victor Mabasha. Konovalenko antwortete, daß dies nicht der Fall sei. Auch das war eine Einschätzung, die er im voraus abgab. Ihm war bisher für Sikosi Tsiki sehr wenig Zeit geblieben. Er hatte lediglich den Eindruck gewonnen, daß dieser Mann gefühlsmäßig versteinert war. Er lachte selten, fast nie, und war ebenso kontrolliert wie untadelig gekleidet. Er dachte, daß er ihm wohl in einigen intensiven Übungstagen alles Notwendige beibringen würde, wenn Wallander und seine Tochter erst einmal aus dem Weg wären. Aber nun hatte er bereits versichert, daß Sikosi Tsiki nicht versagen würde. Jan Kleyn war scheinbar zufrieden. Er hatte Konovalenko zum Abschluß des Gesprächs gebeten, ihn in drei Tagen wieder anzurufen. Dann würde er die exakten Instruktionen für die Abreise Sikosi Tsikis nach Südafrika erhalten.
    Das Gespräch mit Jan Kleyn hatte ihm einen Teil der Energie wiedergegeben, die er aufgrund der Niedergeschlagenheit im Zusammenhang mit Rykoffs Tod verloren hatte. Er setzte sich |401| an den Küchentisch und dachte daran, daß die Entführung der Tochter fast peinlich einfach gewesen war. Nachdem Tania im Polizeigebäude von Ystad gewesen war, dauerte es nur wenige Stunden, bis er wußte, wo das Haus des Großvaters lag. Er hatte selbst angerufen, eine Haushaltshilfe war am Apparat gewesen. Er stellte sich als Mitarbeiter der Telefongesellschaft vor und fragte, ob eventuell eine Veränderung der Adresse für die neue Auflage des Telefonbuchs aufgenommen werden sollte. Tania hatte in der Buchhandlung in Ystad eine detaillierte Karte von Schonen gekauft. Dann waren sie zu dem Haus hinausgefahren und hatten es aus sicherer Entfernung beobachtet. Die Haushaltshilfe verließ das Gebäude am späten Nachmittag, einige Stunden später war ein Polizeiwagen vorgefahren. Als feststand, daß dies die einzige Bewachung war, hatte er sich schnell für ein Ablenkungsmanöver entschieden. Er war zum Haus in der Nähe von Tomelilla zurückgefahren, hatte ein im Schuppen entdecktes Benzinfaß präpariert und Tania instruiert. In zwei Wagen, den einen hatten sie an der Tankstelle in der Nähe gemietet, waren sie zum Haus des Großvaters zurückgefahren, hatten das Wäldchen ausgesucht, eine Uhrzeit verabredet und waren dann zur Tat geschritten. Tania hatte das Feuer entzündet und sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht, bevor die Polizisten kamen, um den Brand zu untersuchen. Konovalenko wußte, daß ihm nicht viel Zeit blieb, aber das war eine zusätzliche Herausforderung. Mit einem Dietrich hatte er schnell die Haustür aufgeschlossen, den Großvater im Bett gefesselt und geknebelt, dann die Tochter betäubt und hinaus in das wartende Auto getragen. Das Ganze hatte höchstens zehn Minuten gedauert, und er war fort, ehe das Polizeiauto zurückkam. Am nächsten Tag hatte Tania Kleider für das Mädchen gekauft und sie ihr angezogen, während sie immer noch bewußtlos war. Dann zerrte er sie in den Keller und fesselte ihre Beine mit einer Kette und einem Vorhängeschloß. Alles war sehr leicht gegangen, und er fragte sich, ob es wohl auch weiterhin so unkompliziert laufen würde. Er hatte den Schmuck an ihrem Hals bemerkt und überlegt, daß ihr Vater ihn sicher identifizieren könnte. Aber gleichzeitig wollte er Wallander ein anderes Bild |402| von der Situation vermitteln, eine Drohung, die keinen Zweifel an dem lassen sollte, was er bereit war zu tun. In dieser Situation hatte er sich entschlossen, ihr die Haare abzuschneiden und sie ihm mit der Kette zu schicken. Abgeschnittene Frauenhaare bedeuten Untergang und Tod, dachte er. Er ist Polizist, er wird es verstehen.
    Konovalenko goß sich noch ein Glas Wodka ein und sah aus dem

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