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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Borstlap überlegte, wie sie denn nun weiterkommen würden. Sie kehrten nach Johannesburg zurück und mobilisierten alle verfügbaren Kräfte, um Mabasha zu finden. Scheepers und Borstlap hatten sich auf eine offizielle Erklärung geeinigt, nach der Victor Mabasha wegen einer Anzahl brutaler Vergewaltigungen weißer Frauen in der Transkeiprovinz gesucht wurde.
    Man achtete strengstens darauf, daß nichts über Victor Mabasha an die Massenmedien gelangte. Sie arbeiteten in diesen Tagen praktisch rund um die Uhr. Noch hatten sie jedoch keine Spur des gesuchten Mannes. Und nun war Jan Kleyn weg.
    Gähnend legte Borstlap die Schere beiseite und streckte sich.
    Am nächsten Tag würden sie wieder von vorn beginnen, dachte er. Aber noch hatten sie Zeit, egal, ob 12.   Juni oder 3.   Juli.
    Borstlap war nicht so sicher wie Scheepers, daß die Hinweise auf Kapstadt nur ihrer Täuschung dienen sollten. Er beschloß, in bezug auf Scheepers’ Meinung den Advocatus Diaboli zu spielen und ein waches Auge auf die Kapstadt-Spur zu halten.
     
    Am Donnerstag, dem 28.   Mai, trafen sich Borstlap und Scheepers um Punkt acht Uhr.
    »Jan Kleyn wurde heute früh kurz nach sechs gefunden«, sagte Borstlap. »Von einem Autofahrer, der anhielt, um zu urinieren. Die Polizei wurde sofort gerufen. Ich habe mit dem Funkwagen gesprochen, der zuerst dort draußen war. Der Kollege sagte, es handle sich ganz offensichtlich um Selbstmord.«
    Scheepers nickte. Er merkte, daß er mit Borstlap als Mitarbeiter eine gute Wahl getroffen hatte. »Bis zum 12.   Juni sind es noch zwei Wochen«, sagte er. »Und gut ein Monat ist es noch bis zum 3.   Juli. Mit anderen Worten, wir haben noch Zeit, Victor Mabasha zu finden. Ich bin kein Polizist. Aber ich nehme an, die Zeit müßte reichen.«
    »Das kommt darauf an«, meinte Borstlap. »Victor Mabasha ist |514| ein erfahrener Verbrecher. Er kann sich für lange Zeit unsichtbar machen. Wenn er sich in einem Township versteckt, werden wir ihn niemals finden.«
    »Wir müssen«, unterbrach Scheepers. »Vergiß nicht, daß ich die Vollmacht habe, alle verfügbaren Kräfte anzufordern.«
    »So finden wir ihn bestimmt nicht«, sagte Borstlap. »Du kannst Soweto von der Armee umzingeln lassen und Fallschirmjäger absetzen, du wirst ihn trotzdem nicht kriegen. Dafür hast du dann einen Aufstand am Hals.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Eine diskrete Belohnung von fünfzigtausend Rand. Eine ebenso diskrete Andeutung gegenüber der Unterwelt, daß wir bereit sind, für Victor Mabasha zu zahlen. Nur so haben wir eine Möglichkeit, ihn zu finden.«
    Scheepers sah ihn skeptisch an. »Arbeitet so die Polizei?«
    »Nicht oft. Aber es kommt vor.«
    Scheepers zuckte die Schultern. »Du mußt es ja wissen. Ich werde das Geld beschaffen.«
    »Das Gerücht wird noch heute abend verbreitet.«
    Dann begann Scheepers, über Durban zu sprechen. Sie mußten so schnell wie möglich das Stadion besuchen, in dem Nelson Mandela vor einer großen Volksmenge reden würde. Schon jetzt mußten sie sich informieren, welche Sicherheitsvorkehrungen die örtliche Polizei zu ergreifen gedachte. Sie würden rechtzeitig eine Strategie entwickeln für den Fall, daß sie Victor Mabasha nicht erwischten. Borstlap registrierte besorgt, daß Scheepers der anderen Variante keinesfalls dieselbe Aufmerksamkeit schenkte. Er beschloß insgeheim, einen seiner Kollegen in Kapstadt zu bitten, ein bißchen Fußarbeit für ihn zu erledigen.
    Am selben Abend hatte Borstlap Kontakt zu einem Teil der Informanten aufgenommen, die der Polizei regelmäßig mehr oder weniger brauchbaren Klatsch zutrugen.
    Fünfzigtausend Rand waren eine ganze Menge Geld.
    Er wußte, daß die Jagd auf Victor Mabasha nun ernsthaft begonnen hatte.

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    Am Mittwoch, dem 10.   Juni, wurde Kurt Wallander mit sofortiger Wirkung krank geschrieben. Nach Ansicht des Arztes, der Wallander für einen wortkargen und introvertierten Mann hielt, wußte er nicht genau, was ihm eigentlich fehlte. Er berichtete von Alpträumen, Schlaflosigkeit, Magenbeschwerden, nächtlichen Angstzuständen, bei denen er glaubte, sein Herz würde stillstehen, kurzum, von allen wohlbekannten Streßsymptomen, die auf einen Zusammenbruch als denkbare Folge hinwiesen. Während dieser Zeit suchte Wallander den Arzt jeden zweiten Tag auf. Die Symptome wechselten, wurden aber insgesamt schlimmer. Dann kamen plötzliche und heftige Weinkrämpfe hinzu.
    Der Arzt, der ihn schließlich wegen anhaltender Depression krank

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