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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sagte Miranda.
    Erst glaubte er, er hätte sich verhört. Er drehte sich um, mit der Jacke in der Hand. »Bittest du mich zu gehen?«
    »Ja.«
    Er starrte einen Moment auf seine Jacke, bevor er sie auf den Boden fallen ließ. Dann schlug er die Frau, mit voller Kraft, mitten ins Gesicht. Sie verlor das Gleichgewicht, aber nicht das Bewußtsein. Bevor sie selbst wieder auf die Beine kam, hatte er ihre Bluse ergriffen und sie hochgezerrt.
    »Du bittest mich zu gehen«, keuchte er. »Wenn hier jemand geht, dann bist du es. Aber du wirst nirgendwohin gehen.«
    Er schleppte sie ins Wohnzimmer und stieß sie auf das Sofa. Matilda versuchte, ihrer Mutter zu helfen, aber er schrie sie an, sich rauszuhalten.
    Er setzte sich ihr gegenüber auf einen Stuhl. Die Dunkelheit im Zimmer ließ ihn plötzlich wieder wütend werden. Er sprang |507| auf und schaltete sämtliche Lampen ein. Dann sah er, daß sie aus Nase und Mund blutete.
    Er setzte sich wieder und starrte sie an. »Ein Mann kam aus deinem Haus«, begann er. »Ein schwarzer Mann. Was wollte er hier?«
    Sie antwortete nicht. Sie sah ihn nicht einmal an. Auch um das Blut, das heruntertropfte, kümmerte sie sich nicht.
    Er dachte, daß es sinnlos war. Was sie auch gesagt oder getan hatte, sie hatte ihn verraten. Der Weg war in diesem Augenblick zu Ende. Es ging nicht weiter. Was er mit ihr tun würde, wußte er nicht. Er konnte sich keine Rache vorstellen, die als Strafe ausreichend war. Er sah Matilda an. Sie war immer noch völlig reglos. Ihr Gesicht trug einen Ausdruck, den er nie zuvor gesehen hatte. Er konnte nicht beschreiben, was es war. Auch das machte ihn unsicher.
    Dann merkte er, daß Miranda ihn ansah. »Ich will jetzt, daß du gehst«, wiederholte sie. »Und ich will nicht, daß du mich jemals wieder aufsuchst. Das ist dein Haus. Du kannst bleiben, dann gehen wir.«
    Sie fordert mich heraus, dachte er. Wie kann sie es wagen? Wieder fühlte er die Wut. Er zwang sich, sie nicht wieder zu schlagen. »Niemand wird gehen. Ich will nur, daß du berichtest.«
    »Was willst du hören?«
    »Mit wem du über mich gesprochen hast. Was du gesagt hast. Und warum.«
    Sie sah ihm direkt in die Augen. Das Blut unter der Nase und am Kinn war bereits schwarz geworden. »Ich habe erzählt, was ich in deinen Taschen gefunden habe, wenn du hier geschlafen hast. Ich habe dich im Schlaf belauscht und alles aufgeschrieben. Vielleicht war es wertlos. Aber ich hoffe, daß es zu deinem Untergang führt.«
    Sie hatte mit der fremden, rauhen Stimme gesprochen. Jetzt merkte er, daß es ihre wirkliche Stimme war, daß die, die er in all den Jahren gekannt hatte, verstellt gewesen war. Alles war Verstellung gewesen, nirgendwo konnte er noch Wahrheit in ihrem Verhältnis entdecken.
    »Was wäre ohne mich aus dir geworden?« fragte er.
    |508| »Vielleicht wäre ich tot. Vielleicht aber auch glücklich.«
    »Du hättest im Slum gelebt.«
    »Wir wären vielleicht mit dabeigewesen, ihn niederzureißen.«
    »Zieh meine Tochter nicht mit hinein.«
    »Du bist der Vater eines Kindes, Jan Kleyn. Aber du hast keine Tochter. Du hast nichts außer dir, nur deinen Untergang.«
    Zwischen ihnen auf dem Tisch stand ein gläserner Aschenbecher. Jetzt, da er keine Worte mehr hatte, griff er danach und warf ihn mit aller Kraft in Richtung ihres Kopfes. Sie konnte sich gerade noch ducken. Der Aschenbecher landete neben ihr auf dem Sofa. Jan Kleyn sprang auf, schob den Tisch zur Seite, packte den Aschenbecher erneut und hielt ihn drohend erhoben. Im selben Augenblick vernahm er ein Zischen wie von einem Tier. Er schaute zu Matilda, die aus dem Hintergrund getreten war. Der seltsame Laut drang durch ihre zusammengebissenen Zähne; er konnte nicht verstehen, was sie sagte, aber er sah, daß sie eine Waffe in der Hand hielt.
    Dann schoß sie. Sie traf ihn mitten in den Brustkorb, und er hatte nur noch eine knappe Minute zu leben, nachdem er zu Boden gesunken war. Die Frauen standen nebeneinander und sahen ihn an, das konnte sein trüber werdender Blick noch erfassen. Er versuchte, etwas zu sagen, versuchte, das Leben festzuhalten, das seinen Körper verließ. Aber da war nichts festzuhalten. Da war nichts.
    Miranda fühlte keine Erleichterung, aber auch keine Angst. Sie sah ihre Tochter an, die dem Toten den Rücken zuwandte. Miranda nahm ihr die Pistole aus der Hand. Dann ging sie zum Telefon und rief den Mann an, der sie besucht hatte und der Scheepers hieß. Seine Nummer hatte sie bereits früher herausgesucht und

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