Wallander 03 - Die weisse Löwin
er. »Jetzt schauen wir uns erst einmal um.«
Aber es gab keine aufgebrochene Tür. Sie sahen durch die gardinenlosen Fenster in leere Räume. Da war nichts. Als sie das endlich eingesehen hatten, bogen Martinsson und Svedberg in den Hof ein.
»Nichts«, sagte Wallander. Gleichzeitig legte er einen Finger auf den Mund, ohne daß Robert Åkerblom es sehen konnte.
Er wollte nicht, daß Svedberg und Martinsson anfingen, Fragen zu stellen.
Er wollte nicht sagen, daß Louise Åkerblom vermutlich niemals bis zu diesem Hof gekommen war.
»Bei uns auch nichts«, sagte Martinsson ablenkend. »Kein Wagen, nichts.«
Wallander sah auf die Uhr. Zehn Minuten nach sechs. Er wandte sich an Robert Åkerblom und versuchte zu lächeln. »Ich glaube, Sie sind jetzt zu Hause bei Ihren Mädchen am nützlichsten. Svedberg fährt Sie nach Hause. Wir setzen die Suche systematisch fort. Versuchen Sie, sich nicht noch mehr zu beunruhigen. Sie kommt sicher zurück.«
»Sie ist tot«, sagte Robert Åkerblom mit leiser Stimme. »Sie ist tot und kommt nie mehr zurück.«
Die drei Polizisten schwiegen.
»Nein«, sagte Wallander schließlich. »Es gibt keine Veranlassung zu glauben, daß es so schlimm ausgehen muß. Svedberg |61| fährt Sie jetzt heim. Ich verspreche, daß ich Sie später noch anrufe.«
Svedberg fuhr los.
»Jetzt wird es ernst«, sagte Wallander entschlossen. Er spürte, wie die Unruhe in ihm wuchs.
Sie setzten sich in seinen Wagen. Wallander rief Björk an und forderte ihn auf, alle verfügbaren Kräfte mit Fahrzeugen zur zersplitterten Eiche zu schicken. Gleichzeitig hatte Martinsson begonnen, einen Plan zu entwerfen, wie alle Straßen und Wege im Umkreis des Hofes am schnellsten und wirksamsten durchkämmt werden konnten.
Wallander bat Björk, darauf zu achten, daß alle mit ordentlichen Karten ausgerüstet wurden. »Wir suchen, solange es noch hell ist«, sagte Wallander. »Morgen, wenn es Tag wird, machen wir weiter, falls wir heute zu keinem Resultat kommen. Dann mußt du auch Kontakt zum Militär aufnehmen. Wir müssen überlegen, ob wir eine gemeinsame Suchaktion starten.«
»Hunde«, sagte Martinsson. »Wir brauchen Hunde, heute abend schon.«
Björk versprach, selbst zu kommen und die Verantwortung zu übernehmen.
Martinsson und Wallander sahen sich an.
»Fassen wir zusammen«, sagte Wallander. »Was glaubst du?«
»Sie ist niemals bis hierher gekommen«, antwortete Martinsson. »Sie kann hier in der Nähe gewesen sein, oder weit weg. Was geschehen ist, weiß ich nicht. Aber wir müssen ihren Wagen finden. Und da ist es richtig, hier zu beginnen. Jemand müßte ihn doch gesehen haben. Wir müssen uns überall erkundigen. Björk sollte morgen eine Pressekonferenz abhalten. Wir müssen bekanntgeben, daß wir diesen Vermißtenfall ernst nehmen.«
»Was kann geschehen sein?« fragte Wallander.
»Etwas, was wir uns lieber nicht vorstellen wollen«, antwortete Martinsson.
Der Regen trommelte gegen die Scheiben und aufs Dach. »Zum Teufel«, sagte Wallander.
»Genau«, sagte Martinsson.
|62| Kurz vor Mitternacht sammelten sich die müden und durchnäßten Polizisten wieder auf dem Hof des Hauses, das Louise Åkerblom wahrscheinlich nie besucht hatte. Sie hatten keine Spur des dunkelblauen Wagens gefunden, und natürlich auch keine von Louise Åkerblom. Am interessantesten war noch, daß eine Hundepatrouille zwei Elchkadaver entdeckt hatte. Außerdem war ein Polizeiauto beinahe mit einem Mercedes zusammengestoßen, der einen der schmalen Wege entlanggeprescht kam, als sie sich auf dem Rückweg zum Treffpunkt befanden.
Björk dankte für den Einsatz. Er hatte sich schon mit Wallander beraten. Die müden Polizisten konnten heimgeschickt werden mit dem Hinweis, daß sie die Suche am nächsten Morgen Punkt sechs Uhr fortsetzen würden.
Wallander war der letzte, der sich in Richtung Ystad auf den Weg machte. Von seinem Mobiltelefon aus hatte er Robert Åkerblom angerufen und ihm mitgeteilt, daß es keine Neuigkeiten gäbe. Obwohl es schon spät war, bat Robert Åkerblom Wallander, ihn noch in dem Einfamilienhaus zu besuchen, wo er nun mit den Töchtern allein war.
Bevor Wallander den Wagen anließ, rief er noch seine Schwester in Stockholm an. Sie blieb abends immer lange auf. Er erzählte ihr, daß ihr Vater sich mit der Haushaltshilfe verheiraten wolle. Zu Wallanders großer Verwunderung fing sie schallend an zu lachen. Aber dann war er erleichtert, als sie versprach, Anfang Mai nach Schonen
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