Wallander 03 - Die weisse Löwin
Brandstiftung.«
»Genau diesen Gedanken hatte ich auch«, sagte Martinsson. »Deshalb vermutete ich sofort einen Zusammenhang.«
»Hast du eine Idee?« fragte Wallander.
»Nein«, antwortete Martinsson. »Überhaupt keine.«
»Finde heraus, wem das Haus gehört«, sagte Wallander. »Wer die Erben vertritt. Ich glaube auch, daß das hier kein Zufall ist. Wo ist Björk?«
|70| »Er war bereits auf dem Weg ins Polizeigebäude, um die Pressekonferenz vorzubereiten«, sagte Martinsson. »Du weißt, daß es ihn nervös macht, mit Journalisten zu sprechen, die niemals das schreiben, was er sagt. Aber er weiß, was geschehen ist. Svedberg hat mit ihm gesprochen. Und er weiß, daß du hier bist.«
»Ich muß mir das hier genauer ansehen, wenn der Brand gelöscht ist«, sagte Wallander. »Aber es wäre gut, wenn du Leute einteilen könntest, die die Umgebung hier besonders gründlich durchsuchen.«
»Nach Louise Åkerblom?« fragte Martinsson.
»Vor allem nach dem Wagen«, antwortete Wallander.
Martinsson ging, um noch einmal mit dem Bauern zu sprechen. Wallander blieb stehen und schaute auf den lodernden Brand.
Wenn es einen Zusammenhang gibt, welchen? dachte er. Eine verschwundene Frau und ein Haus, das explodiert. Mitten in einer großen Suchaktion.
Er sah auf die Uhr. Zehn Minuten vor zehn. Er winkte einen Feuerwehrmann heran.
»Wann kann ich mit der Untersuchung beginnen?« fragte er.
»Das brennt noch eine Weile«, sagte der Feuerwehrmann. »Am Nachmittag wird es wohl möglich sein, in die Nähe des Hauses zu gelangen.«
»Das ist gut«, sagte Wallander. »Es scheint ja ein ordentlicher Knall gewesen zu sein.«
»Ein Streichholz hat da nicht gereicht«, pflichtete ihm der Feuerwehrmann bei. »Ich tippe auf hundert Kilo Dynamit.«
Wallander fuhr nach Ystad zurück. Er rief Ebba in der Rezeption an und bat sie, Björk mitzuteilen, daß er auf dem Weg sei.
Dann fiel ihm plötzlich ein, was er vergessen hatte. Am Abend zuvor hatte sich jemand von den Besatzungen der Streifenwagen darüber beschwert, daß sie beinahe von einem Mercedes angefahren worden wären, der den Weg entlanggeprescht kam.
Wallander war sicher, daß es sich um den Weg handelte, der an dem jetzt brennendenHaus vorbeiführte.
|71| Viel zu viele Zufälle, dachte er. Wir müssen bald etwas finden, was den Zusammenhang herstellt.
Björk wanderte in der Rezeption des Polizeigebäudes unruhig auf und ab, als Wallander kam.
»An Pressekonferenzen werde ich mich wohl nie gewöhnen«, sagte er. »Was ist mit dem Großbrand, von dem Svedberg am Telefon sprach? Er drückte sich sehr komisch aus, muß ich sagen. Er teilte mit, das Haus und die Scheune seien explodiert. Was meinte er damit? Um welches Haus geht es eigentlich?«
»Svedbergs Beschreibung war völlig korrekt«, antwortete Wallander. »Aber da diese Angelegenheit kaum etwas mit der Pressekonferenz zu Louise Åkerbloms Verschwinden zu tun hat, schlage ich vor, daß wir im Anschluß darüber sprechen. Dann haben die Kollegen draußen vielleicht schon weitere Informationen.«
Björk nickte. »Dann machen wir das hier jetzt ganz einfach«, sagte er. »Kurzer und klarer Bericht über ihr Verschwinden, Verteilen der Fotos, allgemeiner Appell. Die Fragen nach den Ergebnissen der Suchaktion beantwortest du.«
»Es gibt kaum Ergebnisse«, sagte Wallander. »Wenn wir wenigstens ihr Auto gefunden hätten. Aber wir haben nichts.«
»Irgend etwas muß dir einfallen«, sagte Björk. »Polizisten, die zugeben, daß sie mit leeren Händen dastehen, sind Freiwild. Vergiß das nie.«
Die Pressekonferenz dauerte über eine halbe Stunde. Abgesehen von den Regionalzeitungen und dem örtlichen Rundfunk hatten sich die Lokalkorrespondenten von
Expressen
und
Idag
eingefunden. Jedoch niemand von den Stockholmer Blättern.
Die kommen erst, wenn wir sie gefunden haben, dachte Wallander. Natürlich nur, wenn sie tot ist.
Björk eröffnete die Pressekonferenz und teilte mit, daß eine Frau verschwunden sei, unter Umständen, die die Polizei als ernst ansehen mußte. Er gab ihre Beschreibung sowie die des Wagens und verteilte die Fotografien. Dann erkundigte er sich, ob es Fragen gäbe, nickte Wallander zu und setzte sich.
Wallander betrat das kleine Podium und wartete.
|72| »Was könnte geschehen sein, was glaubt ihr?« fragte der Reporter der örtlichen Radiostation. Wallander hatte ihn nie zuvor gesehen. Der Sender schien seine Mitarbeiter ständig zu wechseln.
»Wir glauben gar nichts«, antwortete
Weitere Kostenlose Bücher