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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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ganze Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf den Wagen im Wasser.
    Seine Gefühle waren zwiespältig. Er hoffte, es möge das richtige Auto sein. Aber er fürchtete auch, daß sie Louise Åkerblom finden würden.
    »Eines ist in jedem Falle klar«, sagte Svedberg. »Es war kein Unglücksfall. Der Wagen wurde in den Teich gefahren, um ihn zu verbergen. Vermutlich in tiefster Nacht. Denn der, der ihn loswerden wollte, hat nicht gesehen, daß die Antenne aus dem Morast ragt.«
    Wallander nickte. Svedberg hatte recht.
    |84| Langsam straffte sich das Seil. Der Kran ruckte an und begann zu ziehen.
    Allmählich tauchten die hinteren Kotflügel auf.
    Wallander schaute zu Svedberg, der ein Experte in Sachen Autos war. »Ist es das richtige?« fragte er.
    »Warte noch ein bißchen«, antwortete Svedberg. »Ich kann noch nicht genug erkennen.«
    Dann löste sich das Seil. Der Wagen verschwand wieder im Sumpf.
    Sie mußten noch einmal von vorn beginnen.
    Eine halbe Stunde später begann der Kran erneut anzuziehen. Wallander ließ den Blick zwischen dem allmählich sichtbar werdenden Auto und Svedberg hin- und hergehen.
    Der nickte plötzlich. »Das ist der richtige Wagen. Ein Toyota Corolla. Kein Zweifel.«
    Wallander drehte an einem Scheinwerfer. Nun sah man, daß das Auto dunkelblau war.
    Langsam tauchte der Wagen aus dem Schlamm auf. Der Kran stand still. Svedberg sah zu Wallander. Dann gingen sie näher heran und schauten von beiden Seiten hinein.
    Das Auto war leer.
    Wallander öffnete den Kofferraum.
    Nichts.
    »Der Wagen ist leer«, sagte er zu Björk.
    »Sie kann noch im Morast liegen«, sagte Svedberg.
    Wallander nickte und betrachtete den Tümpel. Da die Antenne zu sehen gewesen war, konnte er nicht besonders tief sein. »Wir brauchen Taucher«, sagte er zu Björk. »Jetzt, sofort.«
    »Ein Taucher würde bei der Dunkelheit nichts erkennen«, sagte Björk. »Das muß bis morgen warten.«
    »Sie brauchen bloß Netze über den Grund zu ziehen«, sagte Wallander. »Ich will nicht bis morgen warten.«
    Björk gab nach. Er ging zu einem der Polizeiwagen und telefonierte.
    Währenddessen hatte Svedberg die Fahrertür geöffnet und leuchtete mit einer Taschenlampe. Vorsichtig löste er das nasse Autotelefon. »Die zuletzt gewählte Nummer wird normalerweise |85| gespeichert«, sagte er. »Sie kann ja noch woanders angerufen haben als im Büro, wo sie auf den Anrufbeantworter gesprochen hat.«
    »Guter Gedanke«, sagte Wallander.
    Während sie auf die Taucher warteten, unternahmen sie eine erste Durchsuchung des Wagens. Auf dem Rücksitz fand Wallander eine Tüte mit aufgeweichtem Gebäck.
    Soweit ist alles klar, dachte er. Aber was ist dann geschehen? Unterwegs? Wen hast du getroffen, Louise Åkerblom? Jemanden, mit dem du eine Verabredung hattest?
    Oder einen anderen? Einen, der dich treffen wollte, ohne daß du es wußtest?
    »Keine Handtasche«, stellte Svedberg fest. »Keine Schreibmappe. Im Handschuhfach nur Zulassung und Versicherungskarte. Und eine Ausgabe des Neuen Testaments.«
    »Suche nach einer Kartenskizze, handgezeichnet«, sagte Wallander.
    Svedberg fand keine.
    Wallander ging langsam um das Auto herum. Es war nicht beschädigt. Louise Åkerblom war nicht das Opfer eines Verkehrsunfalls geworden.
    Sie setzten sich in einen der Streifenwagen und tranken Kaffee aus einer Thermoskanne. Es hatte aufgehört zu regnen, und der Himmel war fast wolkenlos.
    »Ob sie im Morast liegt?« fragte Svedberg.
    »Wenn wir das wüßten«, sagte Wallander.
     
    Zwei junge Taucher kamen in einem Einsatzfahrzeug der Feuerwehr. Wallander und Svedberg begrüßten sie, sie kannten sich von früher.
    »Wonach sollen wir suchen?« fragte einer der Taucher.
    »Vielleicht nach einem Körper«, antwortete Wallander. »Vielleicht nach einer Schreibmappe, einer Handtasche. Oder nach anderen persönlichen Dingen, von denen wir nichts wissen.«
    Die Taucher legten ihre Ausrüstung an und stiegen in das schmutzige, morastige Wasser. Zwischen sich hatten sie Zugleinen gespannt.
    |86| Die Polizisten schauten schweigend zu.
    Martinsson kam, als die Taucher den Teich zum erstenmal durchquert hatten. »Wie ich sehe, ist es das richtige Auto«, sagte er.
    »Vielleicht liegt sie da unten«, sagte Wallander.
    Die Taucher arbeiteten gründlich. Ab und zu blieb einer von ihnen stehen und zog an der Leine. Verschiedene Gegenstände sammelten sich am Ufer. Ein verschlissener Fußabtreter, Teile einer Dreschmaschine, verrottete Äste, ein

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