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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sind die Reste einer großen Funkanlage.«
    Wallander starrte ihn verständnislos an.
    »Ein kombiniertes Sende- und Empfangsgerät«, erklärte Nyberg. »Zu Typ oder Marke kann ich keine Angaben machen. Aber es war auf keinen Fall eine Anlage für Amateurfunker. Es ist schon ein wenig seltsam, daß sich so etwas in einem abgelegenen Haus findet. Das außerdem in die Luft gesprengt wurde.«
    Wallander nickte. »Du hast recht«, sagte er. »Darüber möchte ich gern mehr wissen.«
    Nyberg nahm ein anderes Metallteil von der Plane. »Das hier ist genauso interessant«, sagte er. »Erkennst du, was es ist?«
    Wallander hielt es für einen Pistolenkolben. »Eine Waffe«, sagte er.
    Nyberg nickte. »Eine Pistole. Wahrscheinlich enthielt sie ein geladenes Magazin, als das Haus in die Luft flog. Es zerriß die Pistole, |89| als das Magazin explodierte, durch die Druckwelle oder das Feuer. Ich habe außerdem den Verdacht, daß das hier ein ganz ungewöhnliches Modell war. Der Kolben ist ausgezogen, wie du siehst. Das war bestimmt keine Luger oder Beretta.«
    »Was dann?« fragte Wallander.
    »Zu früh, um das zu sagen. Aber du bekommst Bescheid, sobald wir mehr wissen.«
    Nyberg stopfte seine Pfeife und zündete sie an. »Was denkst du über das Ganze hier?« fragte er.
    Wallander schüttelte den Kopf. »Ich habe mich selten so unsicher gefühlt«, antwortete er aufrichtig. »Ich finde keine Zusammenhänge, ich weiß nur, daß ich nach einer verschwundenen Frau suche und dabei unentwegt auf die seltsamsten Sachen stoße. Ein abgehackter Finger, Teile eines leistungsfähigen Funkgerätes, seltene Waffen. Vielleicht sollte ich gerade vom Ungewöhnlichen ausgehen. Ganz im Gegensatz zu allen Erfahrungen.«
    »Geduld«, sagte Nyberg. »Irgendwann wird der Zusammenhang erkennbar werden.«
    Nyberg widmete sich wieder seiner mühsamen Puzzlearbeit. Wallander streifte noch eine Weile auf der Brandstelle umher und versuchte noch einmal, für sich selbst eine Zusammenfassung zu formulieren. Schließlich gab er auf.
    Er setzte sich ins Auto und rief im Polizeigebäude an. »Gibt es viele Hinweise?« fragte er Ebba.
    »Es kommen ununterbrochen Anrufe«, antwortete sie. »Gerade war Svedberg hier und sagte, daß einige Informationen glaubwürdig und interessant seien. Mehr weiß ich nicht.«
    Wallander gab ihr die Telefonnummer der Methodistenkirche und beschloß, nach seinem Gespräch mit dem Pastor Louise Åkerbloms Schreibtisch im Immobilienbüro gründlich zu durchsuchen. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er es bisher bei einem ersten oberflächlichen Durchstöbern hatte bewenden lassen.
    Er fuhr zurück nach Ystad. Weil er bis zu seinem Treffen mit Pastor Tureson noch Zeit hatte, parkte er am Markt und ging in ein Rundfunkgeschäft. Ohne lange nachzudenken, unterschrieb |90| er einen Ratenkaufvertrag für eine neue Stereoanlage. Dann fuhr er nach Hause in die Mariagata und stellte die Anlage auf. Eine CD hatte er gekauft, Puccinis
Turandot
. Er legte sie ein, warf sich aufs Sofa und versuchte, an Baiba Liepa zu denken. Aber Louise Åkerbloms Gesicht drängte sich ständig dazwischen.
    Mit einem Ruck wachte er auf und sah auf die Uhr. Er konnte einen Fluch nicht unterdrücken, als er sah, daß er bereits vor zehn Minuten in der Methodistenkirche hätte sein müssen.
     
    Pastor Tureson erwartete ihn in einem Nebenraum der Kirche. Es war eine Mischung aus Lager und Büro. An den Wänden hingen Wandbehänge mit Bibelzitaten. In einer Fensternische stand eine Kaffeemaschine.
    »Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe«, sagte Wallander.
    »Ich verstehe sehr gut, daß die Polizei viel zu tun hat«, erwiderte Pastor Tureson.
    Wallander setzte sich auf einen Stuhl und zog seinen Notizblock hervor. Tureson fragte, ob er Kaffee haben wolle, aber er lehnte dankend ab.
    »Ich versuche, mir eine Vorstellung davon zu machen, wer Louise Åkerblom eigentlich ist«, begann er. »Alles, was ich bisher in Erfahrung bringen konnte, scheint mir in eine Richtung zu weisen. Nämlich daß Louise Åkerblom ein durch und durch harmonischer Mensch ist, der niemals freiwillig Ehemann und Kinder verlassen würde.«
    »So kennen wir sie alle.«
    »Gleichzeitig macht mich das mißtrauisch«, fuhr Wallander fort.
    »Mißtrauisch?« Tureson schien verwundert.
    »Ich glaube ganz einfach nicht, daß es so fehlerfreie und harmonische Menschen gibt«, erklärte Wallander. »Alle haben ihre dunklen Flecken. Die Frage ist nur, welche Louise Åkerblom hatte. Ich

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