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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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setze voraus, daß sie nicht freiwillig verschwunden ist, weil sie ihr eigenes Glück nicht mehr ausgehalten hat.«
    »Sie würden die gleiche Antwort von allen Mitgliedern unserer Gemeinde erhalten«, sagte Tureson.
    |91| Wallander gelang es später nie zu rekonstruieren, was eigentlich geschehen war. Aber irgend etwas an Pastor Turesons Antwort schärfte plötzlich seine Aufmerksamkeit. Es war, als ob der Geistliche das Bild Louise Åkerbloms verteidigte, obwohl es doch durch nichts in Frage gestellt war als durch Wallanders allgemeine Äußerungen. Oder verteidigte er etwas anderes?
    Wallander reagierte schnell und stellte eine Frage, die ihm früher weniger wichtig vorgekommen wäre. »Erzählen Sie von der Gemeinde. Warum wird man Mitglied der Methodistenkirche?«
    »Unser Gottesglaube und unsere Bibeldeutungen sind die richtigen«, antwortete Pastor Tureson.
    »Ist es so?« bohrte Wallander.
    »Nach meiner Auffassung und der meiner Gemeinde ist es so«, sagte Pastor Tureson. »Aber das wird natürlich von anderen Glaubensgemeinschaften angezweifelt. Das ist nicht weiter verwunderlich.«
    »Gibt es jemanden in der Gemeinde, der Louise Åkerblom nicht leiden kann?« fragte Wallander und hatte sofort das Gefühl, daß der Mann ihm gegenüber zu lange mit seiner Antwort zögerte.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, antwortete Pastor Tureson.
    Da ist es wieder, dachte Wallander. Etwas Ausweichendes, Gleitendes in seiner Antwort. »Wie kommt es, daß ich Ihnen nicht glaube?« fragte er.
    »Sie sollten mir glauben«, erwiderte Tureson. »Ich kenne meine Gemeinde.«
    Wallander fühlte sich plötzlich sehr müde. Er sah ein, daß er seine Fragen auf andere Art stellen mußte, wenn er den Pastor aus der Reserve locken wollte.
    »Ich weiß, daß Louise Åkerblom Feinde in der Gemeinde hat«, sagte er. »Woher ich es weiß, spielt keine Rolle. Aber ich würde gern Ihre Meinung hören.«
    Tureson sah ihn lange an, bevor er antwortete. »Keine Feinde«, sagte er. »Aber es ist richtig, daß es ein Mitglied der Gemeinde gibt, das ein unglückliches Verhältnis zu ihr hat.«
    |92| Er stand auf und trat an ein Fenster. »Ich habe die ganze Zeit geschwankt«, sagte Pastor Tureson. »Gestern abend war ich nahe daran, Sie anzurufen. Aber ich tat es nicht. Wir hoffen ja alle, daß Louise Åkerblom zurückkommt. Daß alles eine natürliche Erklärung findet. Aber gleichzeitig ist meine Unruhe gewachsen. Auch das muß ich zugeben.«
    Er setzte sich wieder. »Ich habe ja ebenso eine Verantwortung für all die anderen Gemeindemitglieder«, sagte er. »Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, jemanden in ein schlechtes Licht gerückt zu haben. Etwas behauptet zu haben, was sich später als völlig falsch erweist.«
    »Dieses Gespräch hier ist kein offizielles Verhör«, sagte Wallander. »Was Sie berichten, bleibt bei mir. Ich schreibe kein Protokoll.«
    »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.«
    »Sagen Sie, wie es ist, so ist es am einfachsten.«
    »Vor zwei Jahren kam ein neues Gemeindemitglied zu uns«, begann Pastor Tureson. »Er war Maschinist auf einer der Polenfähren, und er begann, unsere Versammlungen zu besuchen. Er war geschieden, fünfunddreißig Jahre alt, freundlich und bescheiden. Sehr bald wurde er von der Gemeinde geachtet und geschätzt. Aber ungefähr ein Jahr später bat Louise Åkerblom mich um ein Gespräch. Sie war sehr besorgt, ihr Mann Robert könne davon etwas erfahren. Wir saßen hier in diesem Raum, und sie erzählte mir, daß unser neues Gemeindemitglied angefangen habe, sie mit Liebeserklärungen zu verfolgen. Er schickte Briefe, verfolgte sie, rief an. Sie versuchte, ihn so freundlich wie möglich zurückzuweisen. Aber er machte weiter, und die Situation wurde schließlich unerträglich. Louise bat mich, mit ihm zu sprechen. Ich tat es. Es war plötzlich, als wäre er ein ganz anderer Mensch. Er hatte einen furchtbaren Wutanfall, behauptete, Louise hätte ihn verraten und daß ich es sei, der einen schlechten Einfluß auf sie ausübe. Eigentlich würde sie ihn lieben und wolle ihren Mann verlassen. Das war völlig absurd. Er kam nicht mehr zu unseren Versammlungen, kündigte seinen Job auf der Fähre, und wir glaubten, er sei im guten gegangen. Zur Gemeinde sagte ich nur, er sei umgezogen und zu schüchtern gewesen, sich zu verabschieden. |93| Für Louise war es eine große Erleichterung. Aber ungefähr vor drei Monaten begann es von neuem. Eines Abends entdeckte Louise, daß er vor ihrem

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