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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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geblieben.
    Er zog einen Koffer unter dem Bett hervor. Weil er nicht wußte, wie lange er fortbleiben würde und was Jan Kleyn von ihm wollte, packte er einige Hemden, Unterhosen und ein Paar feste Schuhe ein. Würde der Auftrag, den er bekam, längere Zeit in Anspruch nehmen, konnte er die Sachen, die er brauchte, kaufen. Dann lockerte er vorsichtig die Rückseite des Kopfteils vom Bett. Dort lagen, eingefettet und in Plastik eingeschlagen, seine beiden Messer. Er wischte das Fett mit einem Lappen ab und zog sein Hemd aus. Von einem Haken unter dem Dach nahm er einen speziellen Messergürtel. Er legte ihn sich um und stellte zufrieden fest, daß er dasselbe Loch benutzen konnte. Obwohl er in den letzten Monaten, solange das Geld reichte, seine Zeit damit verbracht hatte, Bier zu trinken, war er nicht dicker geworden. Er war immer noch gut in Form, obwohl er bald einunddreißig wurde.
    Nachdem er die Schneiden mit dem Daumen geprüft hatte, verstaute er die beiden Messer in den entsprechenden Gürteltaschen. Es würde nur eines leichten Drucks bedürfen, und die Haut eines Gegners wäre bis aufs Blut geritzt. Dann zog er aus einem anderen Versteck im Bettrahmen seine Pistole hervor, ebenfalls in Kokosfett und Plastik verpackt. Er setzte sich aufs Bett und reinigte die Waffe sorgfältig. Es war eine 9-mm Parabellum. Er lud das Magazin mit einer Spezialmunition, die es nur bei einem illegalen Waffenhändler in Ravenmore zu kaufen gab. Zwei Extramagazine wickelte er in eines der Hemden im Koffer. Dann legte er sich das Schulterhalfter um und verstaute die Pistole. Jetzt war er reisefertig und konnte Jan Kleyn treffen.
    Kurz darauf verließ er seine Hütte. Er verschloß sie mit dem rostigen Vorhängeschloß und lief zur Bushaltestelle, die einige Kilometer entfernt an der Straße nach Umtata lag.
     
    |136| Er blinzelte in die rote Sonne, die schnell über Soweto verschwand, und erinnerte sich an die Zeit vor acht Jahren, als er zuletzt hier gewesen war. Von einem ortsansässigen Ladenbesitzer hatte er fünfhundert Rand bekommen, um einen konkurrierenden Geschäftsinhaber zu erschießen. Wie immer war er so vorsichtig wie möglich vorgegangen und hatte alles sorgfältig geplant. Aber irgend etwas war von Anfang an schiefgelaufen. Eine Polizeistreife war ausgerechnet an der Stelle vorbeigekommen, und er hatte Hals über Kopf aus Soweto fliehen müssen. Seitdem war er nicht wieder hier gewesen.
    Die Abenddämmerung war kurz in Afrika. Plötzlich war er von Dunkelheit umgeben. In der Ferne hörte er das Brausen des Verkehrs auf der Autobahn. Eine Polizeisirene heulte, und er dachte, daß Jan Kleyn einen ganz besonderen Auftrag haben mußte, wenn er ausgerechnet ihn ansprach. Es gab viele, die bereit waren, für tausend Rand jeden zu erschießen. Jan Kleyn jedoch hatte ihm fünftausend Rand Vorschuß gegeben, und das wohl nicht nur, weil er als der beste und kaltblütigste Berufskiller in ganz Südafrika galt.
    Er konzentrierte sich, als sich das Geräusch eines Motors aus dem allgemeinen Rauschen des Verkehrs abzuheben begann. Kurz darauf näherte sich Scheinwerferlicht. Er zog sich tiefer in den Schatten zurück und nahm die Pistole in die Hand. Mit schnellen Griffen entsicherte er sie.
    Der Wagen hielt am Ende der Ausfahrt. Die Scheinwerfer beleuchteten Gestrüpp und aufgetürmte Autowracks. Victor Mabasha lauerte im Dunkeln. Er stand unter Hochspannung.
    Ein Mann stieg aus dem Wagen. Victor erkannte sofort, daß es nicht Jan Kleyn war. Ihn selbst hätte er auch kaum erwartet. Jan Kleyn schickte für gewöhnlich andere, um die abzuholen, die er treffen wollte.
    Victor schlich vorsichtig um das Autowrack herum, um sich dem Mann von hinten zu nähern. Das Auto stand genau so, wie er es vorausgesehen hatte, und er hatte sich den Schleichweg eingeprägt, um sich lautlos zurückziehen zu können.
    Er blieb dicht hinter dem Mann stehen und preßte den Pistolenlauf an seine Schläfe. Der Mann zuckte zusammen.
    |137| »Wo ist Jan Kleyn?« fragte Victor Mabasha.
    Der Mann drehte vorsichtig den Kopf. »Ich soll dich zu ihm fahren«, antwortete er.
    Victor Mabasha merkte, daß der Mann Angst hatte. »Wo ist er?« wiederholte er seine Frage.
    »Auf einer Farm in der Nähe von Pretoria. In Hammanskraal.«
    Victor Mabasha sagte sich, daß es keine Falle war. Er hatte Jan Kleyn schon einmal in Hammanskraal getroffen. Er schob die Pistole ins Halfter zurück.
    »Dann ist es am besten, wir fahren los«, sagte er. »Bis Hammanskraal sind

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