Wallander 04 - Der Mann, der lächelte
bedeuteten, daß ihnen die Zeit davonlief. Daher beschloß Wallander, zunächst abzuwarten.
Während Per Åkeson weiter überlegte, fing Wallander Nybergs und Ann-Britt Höglunds Blicke auf. Sie lächelte; Nyberg nickte ihm unmerklich zu. Sie haben verstanden, dachte Wallander. Sie wissen, was ich eigentlich will, und sie unterstützen mich.
Schließlich hatte Per Åkeson eine Entscheidung getroffen. |335| »Aber nur dieses eine Mal. Und weitere Kontakte zu Kurt Ström nur, wenn ich informiert bin. Ich will wissen, was ihr mit ihm erreichen wollt, bevor ich weitere Einsätze dieses Mannes gestatte. Rechnet damit, daß ich ablehnen werde.«
»Natürlich«, sagte Wallander. »Wahrscheinlich wird es bei diesem einen Mal bleiben.«
Nach der Besprechung nahm Wallander Nyberg und Ann-Britt Höglund mit in sein Büro. »Ich konnte euch ansehen, daß ihr meine Absicht erraten habt«, sagte er, als er die Tür geschlossen hatte. »Und aus eurem Schweigen schließe ich, daß ihr bereit seid, entgegen Per Åkesons Anweisung einen Schritt weiter zu gehen.«
»Der Plastikbehälter«, sagte Nyberg. »Wenn Ström so einen im Schloß finden könnte …«
»Genau«, sagte Wallander. »Der Plastikbehälter ist unsere wichtigste Spur. Wenn man so will, die einzige.«
»Wie sollte er den aber herausschmuggeln?« fragte Ann-Britt Höglund.
Wallander und Nyberg nickten.
»Wir vermuten, daß der Plastikbehälter, den wir in Gustaf Torstenssons Wagen gefunden haben, ausgetauscht wurde«, sagte Wallander. »Warum sollten wir nicht ebenso verfahren?«
»Oh, jetzt war ich aber schwer von Begriff«, sagte Ann-Britt Höglund. »Manchmal denke ich zu langsam.«
»Oft ist es Wallander, der zu schnell denkt«, sagte Nyberg.
»In ein paar Stunden brauche ich den Behälter«, sagte Wallander. »Punkt drei Uhr treffe ich mich wieder mit Kurt Ström.«
Nyberg ging, während Ann-Britt Höglund noch blieb.
»Was wollte er haben?« fragte sie.
»Ich weiß nicht recht«, sagte Wallander. »Angeblich nur ein Zeugnis, er sei eigentlich kein schlechter Polizist gewesen. Aber ich glaube, dahinter steckt mehr.«
»Was denn?«
»Ich weiß es noch nicht. Doch ich ahne etwas. Vielleicht irre ich mich auch.«
»Und über deine Ahnung willst du nicht reden?«
»Lieber noch nicht. Erst muß ich Gewißheit haben.«
|336| Kurz nach zwei stellte Nyberg den Plastikbehälter in Wallanders Büro. Er hatte ihn in schwarze Müllsäcke verpackt.
»Vergiß die Fingerabdrücke nicht«, sagte er. »Was immer sie auch in der Hand hatten, Gläser, Tassen, Zeitungen.«
Um halb drei legte Wallander den verpackten Behälter auf den Rücksitz seines Autos und fuhr nach Sandskogen. Der Regen war stärker geworden und trieb in Böen vom Meer heran. Als er ausstieg, wurde er bereits von Ström in einer Uniform erwartet. Wallander trug den Plastikbehälter in das rote Haus. »Was ist das für eine Uniform?« fragte er.
»Die von Schloß Farnholm«, antwortete Ström. »Wer die erfunden hat, weiß ich nicht.«
Wallander zog die Müllsäcke von dem Behälter. »Hast du den schon mal gesehen?« fragte er.
Ström schüttelte den Kopf.
»Irgendwo auf dem Schloß muß es noch einen geben, vermutlich mehrere. Ich möchte, daß du diesen hier gegen einen anderen austauschst. Kommst du ins eigentliche Schloß?«
»Ich drehe dort nachts meine Runden.«
»Und du bist sicher, daß du so einen Behälter noch nie gesehen hast?«
»Noch nie. Ich weiß nicht mal, wo ich danach suchen sollte.«
Wallander überlegte. »Könnte es irgendwo einen Kühlraum geben?«
»Ja, im Keller.«
»Dann fängst du am besten dort an zu suchen. Und vergiß die Bernadelli nicht.«
»Das wird schwieriger. Sie tragen ihre Waffen immer bei sich. Ich glaube, die nehmen sie sogar mit ins Bett.«
»Außerdem brauchen wir Tolpins und Obadias Fingerabdrücke. Dann bekommst du dein Zeugnis. Falls es wirklich das ist, was du willst.«
»Was sollte es denn sonst sein?«
»Ich glaube, du willst eigentlich beweisen, daß du kein so schlechter Polizist bist, wie viele meinen.«
»Du irrst dich«, sagte Ström. »Ich muß einfach an meine Zukunft denken.«
|337| »War ja auch nur eine Idee.«
»Also dann morgen Punkt drei«, sagte Ström. »Hier.«
»Eine Sache noch«, sagte Wallander. »Wenn etwas schiefgeht, werde ich leugnen, davon gewußt zu haben.«
»Keine Angst, ich kenne die Spielregeln«, sagte Ström. »Wenn du weiter keine Sorgen hast, dann kannst du jetzt gehen.«
Wallander
Weitere Kostenlose Bücher