Wallander 04 - Der Mann, der lächelte
Millionen Partikel, wenn sie explodiert.«
Wallander zeigte auf die beiden Briefe und den braunen Umschlag.
»Das hier muß gründlich untersucht werden. Aber zuerst möchte ich wissen, wo die Briefe abgestempelt wurden. Und was auf dem einen Kuvert steht. Alles andere kann warten.«
Sven Nyberg setzte sich die Brille auf, richtete sich Wallanders Schreibtischlampe ein und betrachtete die Briefe. »Die Poststempel entziffern wir unterm Mikroskop. Was auf dem Kuvert stand, wurde mit Tusche übermalt. Da muß ich ein bißchen kratzen. Aber ich glaube, ich schaffe es, ohne den Brief nach Linköping zu schicken.«
»Es eilt«, sagte Wallander.
Leicht verstimmt setzte Nyberg die Brille ab. »Es eilt immer. Ich brauche eine Stunde. Ist das zuviel?«
»Nimm dir die Zeit, die nötig ist. Ich weiß, daß du so schnell arbeitest, wie du kannst.«
Nyberg nahm die Briefe und verließ das Büro. Kurz darauf kamen Martinsson und Svedberg.
»In den Registern gibt es keinen Borman«, sagte Svedberg. »Ich habe vier Bromans gefunden und einen Borrman. Ich dachte, daß der Name vielleicht falsch geschrieben wurde. Aber Evert Borrman war ein Scheckbetrüger, der Ende der 60er Jahre die Gegend von Östersund unsicher machte. Wenn er noch lebt, müßte er 85 sein.«
|124| Wallander schüttelte den Kopf. »Wir müssen auf Nyberg warten. Aber wir sollten uns von dem Ganzen hier nicht allzuviel erhoffen. Die Drohung ist brutal, aber diffus. Ich rufe euch, wenn Nyberg sich meldet.«
Als Wallander allein war, nahm er sich den ledernen Aktenordner vor, den er am Morgen bei seinem Besuch auf Schloß Farnholm erhalten hatte. Fast eine Stunde war er damit beschäftigt, sich die Dimensionen von Alfred Harderbergs Imperium zu vergegenwärtigen, als es an die Tür klopfte und Sven Nyberg eintrat. Wallander stellte erstaunt fest, daß sein Kollege den schmutzigen Overall immer noch nicht ausgezogen hatte.
»Ich kann deine Fragen beantworten«, sagte Nyberg und setzte sich auf den Besucherstuhl. »Der Brief wurde in Helsingborg abgestempelt. Und das eine Kuvert trug den Aufdruck Hotel Linden.«
Wallander griff nach einem Schreibblock und machte sich Notizen.
»Hotel Linden«, wiederholte Nyberg. »Gjutargatan 12. Es stand sogar die Telefonnummer dabei.«
»Wo?« fragte Wallander.
»Oh, ich dachte, das wäre klar. Der Brief ist in Helsingborg abgestempelt, und dort liegt auch das Hotel.«
»Gut«, sagte Wallander.
»Ich tue nur, worum man mich bittet«, sagte Nyberg. »Aber da es diesmal so eilig war, bin ich noch einen Schritt weitergegangen. Und ich glaube, du wirst Probleme bekommen.«
Wallander sah ihn fragend an.
»Ich habe die Nummer in Helsingborg gewählt. Es meldete sich die Ansage: Kein Anschluß unter dieser Nummer. Ich bat Ebba, sich darum zu kümmern. Sie brauchte nur zehn Minuten, um herauszufinden, daß das Hotel Linden vor einem Jahr geschlossen wurde.«
Nyberg erhob sich und wischte die Sitzfläche sauber. »Jetzt muß ich erst mal was essen.«
»Tu das. Und vielen Dank für die Hilfe.«
Als Nyberg fort war, versuchte Wallander, die neuen Informationen |125| einzufügen. Dann rief er Svedberg und Martinsson zu sich. Einige Minuten später saßen sie bei einer Tasse Kaffee in Wallanders Büro.
»Es muß so etwas wie ein zentrales Hotelregister geben«, sagte Wallander. »Ein Hotel ist ein Unternehmen mit einem Eigentümer. Es kann nicht geschlossen werden, ohne daß es irgendwo vermerkt wird.«
»Was geschieht eigentlich mit den alten Hotelanmeldungen?« fragte Svedberg. »Werden die vernichtet? Oder aufbewahrt?«
»Das müssen wir so schnell wie möglich herausfinden«, sagte Wallander. »Vor allem brauchen wir den ehemaligen Eigentümer. Wenn wir die Arbeit aufteilen, dürfte es nicht länger als eine Stunde dauern. Wir treffen uns wieder, wenn wir fertig sind.«
Wallander rief Ebba an und bat sie, in den Telefonbüchern von Schonen und Halland nach dem Namen Borman zu suchen. Er hatte eben aufgelegt, da klingelte das Telefon. Es war sein Vater.
»Vergiß nicht, daß du mich heute abend besuchen wolltest«, sagte er.
»Ich komme«, sagte Wallander und dachte, daß er eigentlich zu müde war, um nach Löderup hinauszufahren. Aber er konnte nicht schon wieder absagen. »Gegen sieben bin ich da.«
»Wir werden ja sehen«, sagte der Vater.
»Was meinst du damit?« fragte Wallander und merkte, daß er wütend wurde.
»Ich meine nur, daß wir ja sehen werden, ob du um sieben bei mir bist.«
Wallander zwang
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