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Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Titel: Wallander 04 - Der Mann, der lächelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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beschleunigte Wallander, und sie behielten den nachfolgenden Verkehr im Auge. Aber der Mercedes zeigte sich nicht wieder. Als sie die südliche Einfahrt Helsingborgs erreicht hatten, fuhr Wallander langsamer. Ein schmutziger Lastwagen überholte donnernd, dann ein dunkelroter Volvo. Wallander hielt am Straßenrand, löste den Sicherheitsgurt und stieg aus. Dann ging er nach hinten und hockte sich, wie um es zu kontrollieren, vor ein Rücklicht. Er wußte, daß sie alle passierenden Fahrzeuge notieren würde. Nach fünf Minuten erhob er sich wieder. Er hatte vier Fahrzeuge gezählt, darunter war ein Bus mit einem dem Motorgeräusch nach zu urteilen defekten Zylinder.
    »Kein Mercedes?« fragte er, als er wieder im Wagen saß.
    »Dafür ein weißer Audi. Zwei Mann vorn, vielleicht ein weiterer auf dem Rücksitz.«
    »Woraus schließt du, daß ausgerechnet der Audi   …«
    »Weil nur die Männer in dem Auto hierherschauten. Außerdem beschleunigten sie die Fahrt.«
    Wallander wies auf das Autotelefon. »Ruf Martinsson an. Ich nehme an, du hast die Nummern notiert. Nicht nur von dem Audi, auch von allen anderen. Nenn sie ihm. Sag, es ist dringend.«
    |132| Er gab ihr Martinssons Privatnummer; im Weiterfahren sah er sich nach einem öffentlichen Fernsprecher um, wo er vielleicht ein Telefonbuch mit einem Stadtplan fände, um sich besser orientieren zu können. Er hörte, wie Ann-Britt Höglund zuerst mit einem von Martinssons Kindern sprach, wahrscheinlich mit der zwölfjährigen Tochter. Kurz darauf war Martinsson selbst am Apparat, und sie gab ihm die Zulassungsnummern. Dann reichte sie Wallander den Hörer. »Er will dich sprechen.«
    Wallander bremste und fuhr rechts heran, bevor er übernahm.
    »Was habt ihr vor?« fragte Martinsson. »Können die Identifizierungen nicht bis morgen warten?«
    »Wenn Ann-Britt dich anruft und sagt, daß es eilig ist, dann ist es eilig.«
    »Was sind das für Autos?«
    »Es würde zu lange dauern, es dir jetzt zu erklären. Da mußt du bis morgen warten. Wenn du etwas herausgefunden hast, ruf bitte zurück.«
    Er ließ Martinsson keine Zeit für weitere Fragen. Er spürte, daß Ann-Britt Höglund gekränkt war.
    »Warum traut er mir nicht? Warum muß er erst dich fragen?«
    Ihre Stimme war plötzlich schrill. Wallander war unsicher, ob sie ihre Enttäuschung nicht verbergen wollte oder konnte.
    »Mach dir nichts draus. Es dauert eine Weile, bis man sich an Veränderungen gewöhnt. Für die Polizei von Ystad bist du die größte Sensation seit Jahren. Du bist von Gewohnheitstieren umgeben, die nicht die geringste Lust haben, sich zu ändern.«
    »Gilt das auch für dich?«
    »Sicher.«
    Erst als sie den Fährhafen erreichten, entdeckte Wallander eine Telefonzelle. Der weiße Audi war verschwunden. Wallander parkte vor dem Bahnhof. Auf der schmutzigen Wandkarte neben dem Fahrkartenschalter fand Wallander die Gjutargatan. |133| Sie lag am Ostrand der Stadt. Er versuchte, sich den Weg einzuprägen, und kehrte zum Wagen zurück.
    »Wer folgt uns?« fragte sie, als sie nach links abbogen und an dem weißen Theatergebäude vorbeifuhren.
    »Ich weiß nicht. Der Fall Gustaf und Sten Torstensson ist doch allzu merkwürdig. Es kommt mir vor, als bewegten wir uns die ganze Zeit in die falsche Richtung.«
    »Ich habe eher das Gefühl stillzustehen.«
    »Vielleicht drehen wir uns auch im Kreis. Ohne es zu merken, treten wir immer wieder in unsere eigenen Fußstapfen.«
    Sie gelangten in eine ruhige Villengegend. Wallander parkte vor der Hausnummer 12, und sie stiegen aus. Der Wind zerrte an den Autotüren. Das Gebäude war aus roten Ziegeln, flach, mit einer wie angeklebten Garage. Zu dem Grundstück gehörte ein kleiner Garten. Unter einer Plane ahnte Wallander die Konturen eines Bootes.
    Bevor sie klingeln konnten, wurde die Tür geöffnet. Ein weißhaariger Mann in einem Trainingsanzug lächelte sie neugierig an.
    Wallander zeigte seine Legitimation. »Ich heiße Wallander und bin von der Kriminalpolizei Ystad. Das hier ist meine Kollegin Ann-Britt Höglund.«
    Der Mann nahm den Ausweis in die Hand und studierte ihn mit kurzsichtigen Augen. Zur selben Zeit kam seine Frau in den Flur und begrüßte sie. Wallander hatte das Gefühl, auf der Schwelle eines Hauses zu stehen, in dem zwei glückliche Menschen lebten. Sie wurden ins Wohnzimmer gebeten, wo ein Tablett mit Kaffee und Gebäck wartete. Wallander wollte sich gerade setzen, da fiel sein Blick auf ein Bild. Zuerst glaubte er, seinen Augen

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