Wallander 04 - Der Mann, der lächelte
breitmacht.«
»Es wurde also nie geklärt, warum er Selbstmord begangen hat?« fragte Wallander.
Bertil Forsdahl und seine Frau schüttelten den Kopf.
»Tja, dann würden wir gern noch einen Blick in die Anmeldungen des letzten Jahres werfen, wenn es möglich ist.«
»Wir bewahren sie, wie gesagt, im Keller auf«, sagte Bertil Forsdahl und erhob sich.
»Vielleicht ruft Martinsson an«, bemerkte Ann-Britt Höglund. »Am besten, ich hole das Mobiltelefon aus dem Auto.«
Wallander gab ihr die Schlüssel, und Frau Forsdahl begleitete sie hinaus. Dann hörte er, wie die Wagentür zugeworfen wurde, ohne daß der Nachbarshund angefangen hätte zu bellen. Als die Frauen wieder im Haus waren, gingen sie gemeinsam in den Keller hinunter. In einem erstaunlich großen Raum waren die Anmeldungen in Aktenordnern jahrgangsweise aufgereiht. Auch ein altes Schild mit der Aufschrift Hotel Linden sowie ein Brett mit siebzehn Schlüsseln hingen an der Wand. Wie ein Museum, dachte Wallander und merkte, daß er gerührt war. Hier verbirgt sich die Erinnerung an ein langes Arbeitsleben, die Erinnerung an ein kleines, unbedeutendes Hotel, das sich zuletzt nicht mehr rentierte.
Bertil Forsdahl griff sich den letzten Ordner aus der Reihe, |139| legte ihn auf einen Tisch und blätterte darin. Bald hatte er den Monat August 1991 gefunden. Schließlich tippte er auf eine Eintragung. Wallander und Ann-Britt Höglund beugten sich über das Dokument. Wallander erkannte die Handschrift sofort. Die Hotelanmeldung schien sogar mit demselben Stift geschrieben worden zu sein wie der Brief. Lars Borman war am 12. Oktober 1939 geboren und hatte sich als Bezirksrevisor eingetragen. Ann-Britt Höglund notierte die Adresse in Klagshamn: Mejramsvägen 23. An diese Straße konnte sich Wallander nicht erinnern, sie mußte in einer der neuen Villengegenden liegen, die erst nach seinem Umzug entstanden waren. Wallander blätterte zum Monat Juni zurück. Auch dort stand Lars Bormans Name, und das Datum stimmte mit dem des ersten Briefes überein.
»Was sagst du dazu?« flüsterte Ann-Britt Höglund.
»Noch gar nichts.«
Im selben Moment surrte das Mobiltelefon. Wallander nickte ihr zu. Sie nahm das Gespräch an, setzte sich auf einen Hocker und schrieb mit,was Martinsson ihr diktierte. Wallander klappte den Ordner zu und beobachtete, wie Bertil Forsdahl ihn in das Regal zurückstellte. Als das Telefonat beendet war, gingen sie wieder ins Wohnzimmer. Auf der Treppe erkundigte sich Wallander, was Martinsson herausgefunden hatte.
»Es war der Audi«, sagte Ann-Britt Höglund. »Wir reden später darüber.«
Inzwischen war es Viertel nach elf. Wallander und seine Kollegin machten sich auf den Heimweg.
»Es tut mir leid, daß wir so spät stören mußten«, entschuldigte sich Wallander noch einmal. »Aber manchmal kann die Polizei nicht warten.«
»Ich hoffe, wir konnten Ihnen irgendwie helfen«, erwiderte Bertil Forsdahl. »Auch wenn es weh tut, an den armen Lars Borman erinnert zu werden.«
»Das kann ich verstehen. Sollte Ihnen noch etwas einfallen, dann rufen Sie bitte bei der Polizei in Ystad an.«
»Was sollte mir noch einfallen?« fragte Bertil Forsdahl verwundert.
|140| »Ich weiß nicht«, sagte Wallander und gab ihm zum Abschied die Hand.
Sie verließen das Haus und setzten sich ins Auto. Wallander knipste die Innenbeleuchtung an.
Ann-Britt Höglund holte ihren Notizblock hervor. »Ich hatte also recht. Es war der weiße Audi. Die Nummer stimmte nicht. Das Schild war gestohlen, es gehört eigentlich zu einem Nissan, der noch nicht einmal verkauft ist. Er steht in einem Autohaus in Malmö.«
»Und die anderen Fahrzeuge?«
»Alles in Ordnung.«
Wallander startete. Es war halb zwölf. Der Wind hatte nachgelassen. Sie verließen die Stadt; die Straße hinter ihnen war leer.
»Bist du müde?« fragte Wallander.
»Nein.«
Sie hielten an einer Tankstelle, an der man auch nachts noch Kaffee bekommen konnte.
»Wenn du nicht müde bist, bleiben wir eine Weile hier. Wir halten eine nächtliche Besprechung ab, du und ich, und versuchen zu ergründen, was wir heute abend eigentlich erfahren haben. Gleichzeitig achten wir darauf, welche Autos noch hier halten. Nur um einen weißen Audi brauchen wir uns nicht zu kümmern.«
»Warum nicht?«
»Wenn sie wiederkommen, dann garantiert in einem anderen Wagen. Wer sie auch sind, sie wissen, was sie tun. Sie nehmen nicht zweimal dasselbe Fahrzeug.«
Sie betraten den Kundenraum. Wallander
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