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Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Titel: Wallander 04 - Der Mann, der lächelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Verrat; er nahm das Ganze sehr ernst.«
    »So ernst, daß er deswegen Selbstmord beging?«
    »Es könnte sein.«
    Ich bin einen Schritt weiter, dachte Wallander. Aber der Hintergrund ist immer noch unklar. Wo ist die Verbindung zu der Anwaltskanzlei in Ystad? Die muß es geben, da die Drohbriefe existieren.
    |172| »Wissen Sie, was Egil Holmberg und Stefan Fjällsjö derzeit treiben?«
    »Ihre Beratungsfirma hat den Namen gewechselt. Mehr weiß ich nicht. Aber ich habe die anderen Bezirke des Landes natürlich mit aller Diskretion vor diesen dubiosen Herren gewarnt.«
    Wallander überlegte. »Sie sagten, daß die STRUFAB Teil eines Konzerns, eines Investmentunternehmens gewesen sei, konnten jedoch keinen Haupteigentümer benennen. Wer ist eigentlich Aufsichtsratsvorsitzender bei Smeden?«
    »Wie ich den Zeitungen entnehmen konnte, hat Smeden den Geschäftsaufbau im letzten Jahr ganz und gar verändert. Verschiedene Sektoren wurden verkauft, andere sind hinzugekommen. Ich glaube, ich gehe nicht zu weit, wenn ich behaupte, daß Smeden inzwischen einen sehr schlechten Ruf hat. Volvo hat seine Aktien verkauft; ich habe vergessen, an wen. Aber das können Sie natürlich an der Börse erfahren.«
    »Sie waren mir eine große Hilfe«, sagte Wallander und erhob sich.
    »Sie vergessen nicht unsere Abmachung?«
    »Ich vergesse nichts«, antwortete Wallander.
    Dann fiel ihm noch eine letzte Frage ein. »Haben Sie nie die Möglichkeit in Betracht gezogen, Lars Borman könnte ermordet worden sein?«
    Martin Oscarsson sah ihn erstaunt an. »Nein, nie. Wie kommen Sie darauf?«
    »Es war nur eine Frage«, sagte Wallander. »Danke für die Hilfe. Es kann sein, daß ich noch einmal von mir hören lasse.«
     
    Als er die Steinvilla verließ, stand Martin Oscarsson auf der Treppe und sah ihm nach. Obwohl Wallander inzwischen so müde war, daß er am liebsten auf der Stelle hinter dem Lenkrad eingeschlafen wäre, zwang er sich, noch einen Schritt weiterzudenken. Eigentlich müßte er nun nach Höör zurückfahren, Thomas Rundstedt noch einmal aus der Budgetkonferenz holen und ihn mit ganz anderen Fragen konfrontieren.
    Er fuhr nach Malmö zurück, während er einen Entschluß |173| reifen ließ. Hinter dem Ortseingangsschild hielt er am Straßenrand, wählte die Nummer der Polizei und verlangte Roslund. Er nannte seinen Namen und bezeichnete sein Anliegen als dringend; es dauerte weniger als eine Minute, und der Gesuchte war am Apparat.
    »Hier ist Wallander, Polizei Ystad. Wir sind uns heute nacht begegnet.«
    »Ich habe es nicht vergessen. Man sagte mir, es sei dringend?«
    »Ich bin in Malmö. Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«
    »Schieß los, ich schreibe mit.«
    »Vor ungefähr einem Jahr, Anfang September, am ersten oder zweiten Sonntag des Monats, erhängte sich ein Mann namens Lars Borman in einem Wäldchen bei Klagshamn. Darüber muß es einen Bericht der Kollegen vor Ort geben. Außerdem liegt sicher eine Aktennotiz vor, die sich mit der Frage beschäftigt, ob es sich um ein Verbrechen handeln könnte. Und natürlich eine Kopie des Obduktionsprotokolls. Ich möchte, daß du mir diese Unterlagen besorgst. Gern würde ich auch mit einem der Polizisten sprechen, die ihn vom Baum geschnitten haben. Kannst du mir helfen?«
    »Sag bitte den Namen noch einmal.«
    Wallander buchstabierte.
    »Ich weiß nicht, wie viele Selbstmorde wir pro Jahr registrieren«, sagte Roslund. »Von dem hier habe ich noch nie etwas gehört. Aber ich werde die Unterlagen heraussuchen und zusehen, ob ich einen Kollegen auftreibe, der damals dabei war.«
    Wallander gab ihm die Nummer seines Mobiltelefons. »Ich fahr jetzt hinaus nach Klagshamn«, sagte er.
    Inzwischen war es halb zwei. Vergebens versuchte er, gegen die Müdigkeit anzukämpfen. Schließlich kapitulierte er und fuhr in eine Straße, die zu einer stillgelegten Kalkgrube führte. Er stellte den Motor ab und zog die Jacke fest um den Körper. Nach einigen Minuten war er eingeschlafen.
     
    |174| Er schreckte fröstelnd aus dem Schlaf auf und wußte nicht, wo er sich befand. Etwas aus dem Traum hatte ihn in die Wirklichkeit befördert, er konnte sich nicht erinnern, was es war. Ein Gefühl der Beklemmung überkam ihn, als er die trübe Umgebung betrachtete. Es war zwanzig Minuten nach zwei. Er hatte eine halbe Stunde geschlafen, aber es kam ihm vor, als wäre er aus einer langen Bewußtlosigkeit erwacht.
    Näher kann man der größten aller Einsamkeiten kaum kommen, dachte er. Ein

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