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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sich nicht wohl gefühlt, doch jetzt gehe es ihm schon wieder besser. Sicherheitshalber wolle er |333| jedoch über Nacht in Löderup bleiben. Danach ging er in die Küche. Sein Vater war erschöpft und ging bald zu Bett. Wallander blieb ein paar Stunden mit Gertrud am Küchentisch sitzen. Es gab keine andere Möglichkeit, als den Vorfall als ein Zeichen der schleichenden Krankheit des Vaters zu interpretieren. Aber als Gertrud meinte, damit sei eine Reise nach Italien im Herbst ausgeschlossen, protestierte Wallander. Er hatte keine Angst, die lange Reise mit ihm zu machen und die Verantwortung für seinen Vater zu übernehmen. Sie würden diese Reise machen, wenn der Vater es immer noch wollte und noch auf den Beinen stehen konnte.
    Wallander schlief auf einem Klappbett im Wohnzimmer. Er lag lange wach und schaute in die helle Sommernacht hinaus, bevor er einschlief.
    Als er am nächsten Morgen mit seinem Vater Kaffee trank, schien dieser alles vergessen zu haben. Er konnte überhaupt nicht verstehen, was mit der Tür passiert war. Wallander sagte, er habe sie ausgehängt. Das Atelier brauche eine neue Tür, und er werde sie selbst anfertigen.
    »Wann willst du denn dafür Zeit haben?« fragte sein Vater. »Du hast ja noch nicht einmal Zeit, vorher anzurufen, wenn du zu Besuch kommst.«
    In diesem Augenblick wußte Wallander, daß alles wieder beim alten war. Um kurz nach sieben verließ er Löderup und fuhr nach Ystad. Vorfälle dieser Art würden sich wohl wiederholen. Mit Schaudern dachte er daran, wie es geendet haben könnte, wenn Gertrud nicht dagewesen wäre.
    Um Viertel nach sieben betrat Wallander das Polizeipräsidium. Das schöne Wetter hielt unvermindert an. Alle redeten vom Fußball. Er war von Polizeipersonal in sommerlicher Kleidung umgeben. Nur die Kollegen mit Uniformpflicht sahen aus wie Polizisten. Wallander fand, er selbst könnte in seinem weißen Anzug einer der italienischen Opern entstiegen sein, die er in Kopenhagen gesehen hatte. Als er an der Anmeldung vorüberging, winkte Ebba ihm zu. Sie hatte ein Gespräch für ihn. Es war Forsfält, der ihm trotz der frühen Stunde mitteilen konnte, daß sie Björn Fredmans Paß gefunden hatten. Er hatte gut versteckt, zusammen mit |334| einer größeren Summe in ausländischer Währung, in seiner Wohnung gelegen. Wallander fragte nach den Stempeln.
    »Ich muß dich enttäuschen«, sagte Forsfält. »Sein Paß ist vier Jahre alt. In dieser Zeit hat er Stempel aus der Türkei, Marokko und Brasilien. Das ist alles.«
    Wallander war tatsächlich enttäuscht, ohne allerdings zu wissen, was er eigentlich erwartet hatte. Forsfält versprach, alle Details bezüglich des Passes und der Stempel per Fax zu schicken. Dann hatte er noch etwas zu berichten, das nicht direkt mit der Ermittlung zu tun hatte, Wallander aber trotzdem zu neuen Gedanken anregte.
    »Wir haben ein paar Schlüssel zu einem Bodenraum gefunden, als wir nach dem Paß suchten«, sagte Forsfält. »Zwischen dem ganzen Gerümpel, das dort lag, entdeckten wir eine Kiste mit antiken Ikonen. Wir konnten ziemlich schnell feststellen, daß sie aus einem Einbruch stammen. Rate mal, von wo?«
    Wallander dachte nach, kam aber nicht gleich auf eine Antwort.
    »Aus einem Einbruch in einem Haus in der Nähe von Ystad«, sagte Forsfält. »Vor gut einem Jahr. Ein Haus, das der Verwaltung des Nachlaßgerichts unterstellt war. Es gehörte einem Anwalt namens Gustaf Torstensson.«
    Wallander erinnerte sich. Der eine der beiden Anwälte, die im Jahr zuvor ermordet worden waren. Wallander hatte die Ikonensammlung im Keller des älteren der beiden Anwälte gesehen. Eine davon hing sogar an seiner Schlafzimmerwand. Er hatte sie von der Sekretärin des ermordeten Anwalts geschenkt bekommen. Jetzt erinnerte er sich auch wieder an den Einbruch, Svedberg hatte damals in dem Fall ermittelt.
    »Dann wissen wir das«, sagte Wallander. »Ich nehme an, daß der Fall nie aufgeklärt wurde?«
    »Du bekommst die Fortsetzung«, antwortete Forsfält.
    »Nicht ich. Svedberg.«
    Forsfält fragte, ob er in der Angelegenheit Louise Fredman etwas erreicht habe. Wallander berichtete ihm kurz über sein letztes Telefonat mit Per Åkeson. »Wenn wir Glück haben, erfahren wir schon heute etwas«, schloß Wallander.
    »Ich hoffe, du hältst mich auf dem laufenden.«
    |335| Wallander versprach es. Als er aufgelegt hatte, kontrollierte er die Liste unbeantworteter Fragen, die er ständig führte. Einige von ihnen konnte er streichen,

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