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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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andere würde er in der Besprechung der Ermittlungsgruppe aufgreifen, die bald beginnen sollte. Vorher fand er noch Zeit, in dem Zimmer vorbeizuschauen, in dem zwei Polizeiaspiranten die Hinweise aus der Öffentlichkeit bearbeiteten. Er fragte, ob etwas hereingekommen sei, das darauf schließen ließe, wo genau Björn Fredman ermordet worden war. Es konnte beträchtliche Folgen für die weitere Ermittlung haben, wenn sie den Ort, an dem der Mord begangen worden war, bestimmen konnten.
    Der eine der beiden hatte kurzgeschorene Haare und hieß Tyrén. Er hatte intelligente Augen und galt als tüchtig. Wallander kannte ihn nicht näher. Er erklärte ihm kurz, worauf er aus war.
    »Jemand, der Schreie gehört hat?« wiederholte Tyrén. »Und einen Ford Kastenwagen? Am Montag, den 27.   Juni?«
    »Ja.«
    Tyrén schüttelte den Kopf. »Daran würde ich mich erinnern«, meinte er. »Eine Frau hat in einer Wohnung in Rydsgård geschrien. Aber das war am Dienstag. Und sie war betrunken.«
    »Ich will sofort informiert werden, wenn etwas reinkommt«, sagte Wallander.
    Er verließ Tyrén und ging ins Sitzungszimmer. Hansson stand an der Anmeldung und sprach mit einem Journalisten. Wallander erinnerte sich, ihn schon einmal gesehen zu haben. Er vertrat eine der beiden großen Abendzeitungen, aber Wallander wußte nicht mehr, welche. Sie warteten ein paar Minuten, bis Hansson den Journalisten abgewimmelt hatte, und schlossen die Tür. Hansson setzte sich und erteilte Wallander sogleich das Wort. Als er anfangen wollte, trat Per Åkeson ein und setzte sich an die untere Schmalseite des Tischs neben Ekholm. Wallander hob fragend die Augenbrauen. Åkeson nickte. Das bedeutete: Neuigkeiten über Louise Fredman. Obwohl es Wallander schwerfiel, seine Neugier zu zügeln, ließ er zunächst Ann-Britt Höglund über den Gesundheitszustand von Carlmans Tochter berichten. Den letzten Nachrichten aus dem Krankenhaus zufolge waren die Ärzte der Ansicht, |336| die lebensbedrohliche Krise sei überstanden. Es würde möglich sein, innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden mit ihr zu sprechen. Keiner hatte etwas dagegen einzuwenden, daß sie und Wallander sie im Krankenhaus aufsuchten. Dann ging Wallander rasch die Liste der unbeantworteten Fragen durch. Nyberg war wie üblich gut vorbereitet und konnte viele der Lücken füllen, für die inzwischen die Laborergebnisse vorlagen. Nichts war jedoch so aufsehenerregend, daß es längere Diskussionen hervorrief. In der Mehrzahl handelte es sich um die Bekräftigung von Schlußfolgerungen, die sie bereits gezogen hatten. Lediglich die Entdeckung von Spuren von Seetang an Björn Fredmans Kleidung ließ die Runde aufhorchen. Wallander überlegte. »Wo waren die Spuren?« fragte er.
    Nyberg zog seine Notizen zu Rate. »Auf der Rückenpartie seiner Anzugjacke.«
    »Er kann irgendwo am Meer getötet worden sein«, sagte Wallander. »Soweit ich weiß, wehte an dem Abend ein leichter Wind. Das könnte erklären, warum niemand etwas gehört hat.«
    »Wenn es am Strand gewesen wäre, hätten wir Spuren von Sand gefunden«, sagte Nyberg.
    »Vielleicht war es ein Bootsdeck«, schlug Svedberg vor.
    »Oder ein Steg«, sagte Ann-Britt Höglund.
    Die Frage blieb in der Luft hängen. Tausende von Stegen und Anlegern zu untersuchen war nicht möglich. Wallander bat lediglich darum, Hinweise von Personen, die an der Küste wohnten, besonders aufmerksam zu prüfen.
    Dann erteilte er Per Åkeson das Wort.
    »Es ist mir gelungen, ein paar Informationen über Louise Fredman zu bekommen«, sagte er. »Ich brauche wohl kaum zu betonen, daß dies äußerst vertraulich ist und also auf gar keinen Fall außerhalb dieser Ermittlungsgruppe erwähnt werden darf.«
    »Wir werden still sein wie die Mäuse«, sagte Wallander.
    »Louise Fredman befindet sich in der geschlossenen Abteilung des St.-Lars-Krankenhauses in Lund«, fuhr Åkeson fort. »Und zwar seit über drei Jahren. Die Diagnose lautet: schwere Psychose. Sie hat aufgehört zu sprechen, muß zeitweilig zwangsernährt werden und zeigt keinerlei Anzeichen einer Besserung. Sie ist |337| siebzehn Jahre alt. Einer Fotografie zufolge, die ich gesehen habe, ist sie sehr hübsch.«
    Es wurde still im Raum. Wallander spürte die Beklemmung, die Åkesons Worte bei seinen Kollegen hervorgerufen hatten. Er teilte sie ganz und gar.
    »Eine Psychose wird aber von etwas ausgelöst«, warf Ekholm ein.
    »Sie wurde am Freitag, dem 9.   Januar 1991, eingeliefert«, sagte Per

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