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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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vermissen.«
    »Da hast du natürlich recht«, gab Wallander zu. »Also üben wir uns in Geduld.«
    Um Viertel vor acht beendeten sie die Sitzung. Wallander hatte auf das Tempo gedrängt, weil sie alle Hände voll zu tun hatten. Als er in sein Zimmer kam, ging er hastig seine Telefonnotizen durch. Nichts schien dringend zu sein. Er nahm einen Schreibblock aus einer Schublade und schrieb Gustaf Wetterstedts Namen ganz oben auf das erste Blatt.
    |99| Dann lehnte er sich im Stuhl zurück und schloß die Augen.
Was erzählt mir sein Tod? Wer schlägt ihn mit einer Axt nieder und skalpiert ihn?
    Er lehnte sich wieder über den Schreibtisch und schrieb:
Nichts deutet auf Raubmord hin, auch wenn dies noch nicht ganz ausgeschlossen werden kann. Es ist auch kein zufälliger Mord, es sei denn, er ist von einem Wahnsinnigen verübt worden. Der Mörder hat sich die Zeit genommen, den Leichnam zu verstecken. Bleibt das Rachemotiv. Wer hat Veranlassung, sich an Gustaf Wetterstedt zu rächen, indem er ihn umbringt?
    Er legte den Stift fort und las mit wachsender Unzufriedenheit das Geschriebene durch.
    Es ist zu früh, dachte er. Ich ziehe unmögliche Schlußfolgerungen. Ich muß mehr wissen.
    Er stand auf und verließ das Zimmer. Als er aus dem Polizeipräsidium ins Freie trat, hatte es aufgehört zu regnen. Der Meteorologe vom Flugplatz Sturup hatte recht gehabt. Wallander fuhr auf direktem Wege hinaus zu Wetterstedts Villa.
     
    Die Absperrung am Strand bestand noch. Nyberg war schon an der Arbeit. Mit seinen Mitarbeitern schlug er die Planen zurück, die Teile des Strands bedeckten. Wieder hatten sich viele Zuschauer außerhalb der Absperrung eingefunden. Wallander schloß die Haustür mit Wetterstedts Schlüssel auf und ging direkt ins Arbeitszimmer. Methodisch setzte er die Suche fort, die Ann-Britt Höglund am Abend zuvor begonnen hatte. Er brauchte eine knappe halbe Stunde, um den Namen der Frau zu finden, die Wetterstedt als Putze bezeichnet hatte. Sie hieß Sara Björklund und wohnte am Styrbordsgången, gleich hinter den großen Kaufhäusern an der westlichen Einfahrt zur Stadt. Er nahm das Telefon vom Schreibtisch und wählte die Nummer. Nachdem es achtmal geklingelt hatte, nahm am anderen Ende jemand ab. Wallander hörte eine rauhe Männerstimme.
    »Ich möchte mit Sara Björklund sprechen«, sagte Wallander.
    »Sie ist nicht zu Hause«, antwortete der Mann.
    »Wo kann ich sie erreichen?«
    |100| »Wer spricht denn da?«
    »Kurt Wallander von der Polizei in Ystad.«
    Am anderen Ende blieb es lange still.
    »Sind Sie noch da?« fragte Wallander, ohne seine Ungeduld zu verhehlen.
    »Hat es mit Wetterstedt zu tun?« fragte der Mann. »Sara Björklund ist meine Frau.«
    »Ich muß mit ihr sprechen.«
    »Sie ist in Malmö. Sie kommt erst heute nachmittag zurück.«
    »Um welche Zeit kann ich sie erreichen? Können Sie etwas genauer sein?«
    »Um fünf ist sie sicher wieder zu Hause.«
    »Dann komme ich um fünf zu Ihnen«, sagte Wallander und beendete das Gespräch.
    Er verließ das Haus und ging zu Nyberg hinunter. Hinter der Absperrung standen die Zuschauer dicht gedrängt.
    »Was gefunden?« fragte er.
    Nyberg stand da mit einem Eimer in der Hand.
    »Nichts. Aber wenn er hier getötet wurde und in den Sand gefallen ist, muß Blut da sein. Vielleicht nicht vom Rücken. Aber vom Kopf. Menschen haben kräftige Adern auf der Stirn.«
    Wallander nickte. »Wo habt ihr die Spraydose gefunden?« fragte er dann.
    Nyberg zeigte auf einen Punkt jenseits der Absperrung.
    »Ich bezweifle, daß sie etwas hiermit zu tun hat«, meinte Wallander.
    »Ich auch«, sagte Nyberg.
    Wallander war schon auf dem Weg zu seinem Wagen, als ihm noch etwas einfiel. »Mir ist aufgefallen, daß die Lampe bei der Gartenpforte nicht geht«, sagte er. »Kannst du sie dir einmal ansehen?«
    »Und was soll ich da machen?« fragte Nyberg verwundert. »Soll ich die Birne wechseln?«
    »Ich will nur wissen, warum sie nicht brennt«, sagte Wallander. »Das ist alles.«
    Er fuhr zum Präsidium zurück. Der Himmel war grau, aber es regnete nicht.
    |101| »Es rufen dauernd Journalisten an«, sagte Ebba, als er bei der Anmeldung vorbeikam.
    »Um ein Uhr sind sie willkommen«, erwiderte Wallander. »Wo ist Ann-Britt?«
    »Sie ist vor einer Weile fortgegangen. Sie hat nicht gesagt, wohin.«
    »Und Hansson?«
    »Ich glaube, er ist bei Per Åkeson. Soll ich ihn rufen?«
    »Wir müssen die Pressekonferenz vorbereiten. Sorg dafür, daß mehr Stühle in den Konferenzraum

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