Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
gestellt werden. Es werden eine Menge Leute kommen.«
    Wallander ging in sein Zimmer und begann sich darauf vorzubereiten, was er der Presse sagen wollte. Nach etwa einer halben Stunde klopfte Ann-Britt Höglund an seine Tür. »Ich bin zu Salomonssons Hof hinausgefahren«, sagte sie. »Ich glaube, ich habe das Problem gelöst, woher das Mädchen das ganze Benzin hatte.«
    »Salomonsson hatte ein Benzinlager in seinem Stall?«
    Sie nickte bekräftigend.
    »Damit wäre das gelöst«, sagte Wallander. »Das bedeutet, daß sie zu Fuß zum Rapsfeld gekommen sein kann. Sie muß nicht mit einem Auto oder Fahrrad gekommen sein.«
    »Meinst du, Salomonsson hat sie gekannt?«
    Wallander überlegte, bevor er antwortete. »Nein«, sagte er dann. »Salomonsson hat nicht gelogen. Er hatte sie noch nie gesehen.«
    »Das Mädchen kommt also zu Fuß irgendwoher. Sie geht in Salomonssons Stall und findet eine Anzahl Benzinkanister. Fünf davon nimmt sie mit ins Rapsfeld. Dann zündet sie sich selbst an.«
    »Ungefähr so«, sagte Wallander. »Aber selbst wenn es uns gelingt herauszubekommen, wer sie war, werden wir nie die vollständige Wahrheit erfahren.«
    Sie holten Kaffee und besprachen, was sie auf der Pressekonferenz sagen wollten. Es war fast elf, als Hansson sich ihnen anschloß. »Ich habe mit Per Åkeson gesprochen«, sagte er. »Er sagte, er wolle den Reichsstaatsanwalt einschalten.«
    Wallander blickte erstaunt von seinen Papieren auf. »Warum das?«
    |102| »Gustaf Wetterstedt war einmal eine wichtige Persönlichkeit. Vor zehn Jahren wurde der Ministerpräsident ermordet. Jetzt finden wir einen Justizminister, erschlagen. Ich nehme an, er will klären, ob die Ermittlungen in diesem Mordfall auf irgendeine besondere Art und Weise durchgeführt werden sollen.«
    »Wenn er noch Justizminister gewesen wäre, hätte ich das verstanden«, sagte Wallander. »Aber jetzt war er ein Pensionär, der seit langem alle öffentlichen Ämter abgegeben hatte.«
    »Du solltest selbst mit Åkeson reden. Ich gebe nur wieder, was er gesagt hat.«
    Um ein Uhr setzten sie sich auf das kleine Podium an der einen Schmalseite des Konferenzraums. Sie wollten versuchen, das Treffen mit der Presse so kurz wie möglich zu machen. Am wichtigsten war, allzu wilde und unbegründete Spekulationen zu verhindern. Sie hatten deshalb auch beschlossen, die Art und Weise, wie Wetterstedt getötet worden war, bewußt in der Schwebe zu lassen. Den Skalp würden sie gar nicht erwähnen.
    Der Raum war brechend voll. Die überregionalen Zeitungen hatten den Mord an Gustaf Wetterstedt zu einer wichtigen Angelegenheit erklärt. Wallander zählte drei verschiedene Fernsehkameras, als er über die Versammlung blickte.
     
    Als das Ganze überstanden und der letzte Journalist verschwunden war, konnte Wallander konstatieren, daß alles ungewöhnlich gut verlaufen war. Sie waren in ihren Antworten so knapp wie möglich gewesen und hatten wiederholt darauf hingewiesen, daß ermittlungstechnische Gründe eine größere Offenheit oder ein Eingehen auf Details unmöglich machten. Schließlich hatten die Journalisten eingesehen, daß sie die unsichtbare Mauer, die Wallander um sich und seine Kollegen errichtet hatte, nicht durchdringen konnten. Nachdem die Journalisten den Raum verlassen hatten, gab er lediglich dem lokalen Radio ein Interview, während Ann-Britt Höglund vor eine der Fernsehkameras trat. Er sah sie an und war froh, ausnahmsweise einmal nicht derjenige sein zu müssen, der im Rampenlicht stand.
    Kurz vor Ende der Pressekonferenz hatte Per Åkeson unbemerkt |103| den Raum betreten und sich in die letzte Reihe gestellt. Jetzt wartete er auf Wallander.
    »Ich habe gehört, daß du den Reichsstaatsanwalt anrufen wolltest«, sagte Wallander. »Hat er irgendwelche Direktiven gegeben?«
    »Er will unterrichtet werden«, antwortete Per Åkeson. »Genau so, wie du mich auf dem laufenden hältst.«
    »Du bekommst jeden Tag eine Zusammenfassung«, versprach Wallander. »Und natürlich, wenn wir einen Durchbruch erzielen.«
    »Du hast noch nichts Entscheidendes vorzuweisen?«
    »Nichts.«
     
    Die Gruppe traf sich um vier Uhr zu einem kurzen Austausch. Wallander wußte, daß jetzt die Zeit für Arbeit, nicht für Berichte war. Deshalb ließ er nur einmal das Wort reihum gehen, bevor er sie wieder an ihre Aufgaben schickte. Sie beschlossen, sich am nächsten Tag um acht Uhr zu treffen, falls nicht vorher etwas eintraf, was die Ermittlung dramatisch veränderte.
    Kurz vor

Weitere Kostenlose Bücher