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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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richtige Resultat getippt. Wallander ahnte, daß er seine Position als Schlechtester festigte. Er wußte nicht recht, ob ihn das irritierte oder befriedigte.
    Während der nächsten Stunden arbeiteten sie hart und konzentriert. Wallander hatte in einem an den Stall grenzenden Lagerraum ein provisorisches Hauptquartier eingerichtet. Kurz nach vier Uhr am Morgen kam Ann-Britt Höglund mit einer jungen Frau zu ihm, die mit ausgeprägtem Göteborgdialekt sprach.
    »Sie ist die letzte, die ihn lebend gesehen hat«, sagte Ann-Britt. »Sie war kurz vor Mitternacht zusammen mit Carlman in der Laube.«
    Wallander bat sie, sich zu setzen. Sie sagte, daß sie Madelaine Rhedin heiße und Künstlerin sei.
    »Was haben Sie in der Laube gemacht?« fragte Wallander.
    »Arne wollte, daß ich einen Vertrag unterschrieb.«
    »Was für einen Vertrag?«
    »Er wollte den Verkauf meiner Bilder übernehmen.«
    »Und Sie haben unterschrieben?«
    »Ja.«
    »Was geschah dann?«
    »Nichts.«
    »Nichts?«
    »Ich stand auf und ging. Ich habe auf die Uhr gesehen. Es war drei Minuten vor zwölf.«
    »Warum haben Sie auf die Uhr gesehen?«
    »Das tue ich immer, wenn etwas Wichtiges passiert.«
    »Und der Vertrag war wichtig?«
    »Ich sollte am Montag zweihunderttausend Kronen bekommen. Für einen armen Künstler ist das ein wichtiges Ereignis.«
    »War jemand in der Nähe, als Sie in der Laube saßen?«
    »Nicht, soweit ich sehen konnte.«
    »Und als Sie gegangen sind?«
    |139| »Es war leer.«
    »Was tat Carlman, als Sie gegangen sind?«
    »Er blieb sitzen.«
    »Woher wissen Sie das? Haben Sie sich umgesehen?«
    »Er sagte, er wolle die Luft genießen. Ich habe nicht gehört, daß er aufstand.«
    »Wirkte er unruhig?«
    »Nein, er war in guter Stimmung.«
    »Versuchen Sie, noch einmal nachzudenken«, sagte er zum Abschluß des Gesprächs. »Morgen fällt Ihnen vielleicht noch etwas ein. Was es auch sein mag, es kann wichtig sein. Ich möchte, daß Sie sich dann melden.«
    Als sie den Raum verließ, kam Per Åkeson von der anderen Seite herein. Er war kalkweiß im Gesicht. Er setzte sich schwer auf den Stuhl, den Madelaine Rhedin gerade verlassen hatte. »Das ist das Ekelhafteste, was ich je gesehen habe«, sagte er.
    »Du hättest ihn dir nicht ansehen müssen«, sagte Wallander. »Das war nicht der Grund, warum ich wollte, daß du kommst.«
    »Ich begreife nicht, wie du das aushältst«, sagte Åkeson.
    »Ich auch nicht«, erwiderte Wallander.
    Per Åkeson wurde plötzlich ernst.
    »Ist es derselbe, der Wetterstedt getötet hat?«
    »Kein Zweifel.«
    Sie sahen einander an und wußten, daß sie den gleichen Gedanken hatten.
    »Er kann mit anderen Worten wieder zuschlagen?«
    Wallander nickte. Åkeson verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Auch wenn wir noch nie eine Ermittlung allem anderen vorgezogen haben, jetzt tun wir es«, sagte er. »Ich nehme an, du brauchst mehr Leute? Ich kann die notwendigen Fäden ziehen.«
    »Noch nicht«, sagte Wallander abwehrend. »Eine größere Anzahl von Polizisten kann möglicherweise die Ergreifung einer Person erleichtern, deren Aussehen und Namen wir kennen. Aber soweit sind wir noch nicht.«
    Dann erzählte er, was Lars Magnusson ihm gesagt hatte, und daß Arne Carlman Kunsthändler gewesen war.
    |140| »Es besteht ein Zusammenhang«, sagte er abschließend. »Und das wird die Arbeit erleichtern.«
    Per Åkeson war skeptisch. »Ich hoffe, du legst nicht zu früh alle Eier in einen Korb«, sagte er.
    »Ich schlage keine Türen zu«, sagte Wallander. »Aber ich muß mich an die Wand lehnen, die ich finde.«
    Per Åkeson blieb noch eine weitere halbe Stunde, bevor er nach Ystad zurückfuhr. Gegen fünf Uhr in der Früh erschienen Journalisten auf dem Hof. Wallander rief wütend in Ystad an und verlangte, daß Hansson sich um die Journalisten kümmern solle. Doch er hatte bereits eingesehen, daß es ihnen nicht gelingen würde, zu verheimlichen, daß Carlman skalpiert worden war. Hansson hielt auf der Straße vor dem Hof eine improvisierte und äußerst chaotische Pressekonferenz ab. Währenddessen schleusten Martinsson, Svedberg und Ann-Britt Höglund langsam die Gäste hinaus, die sich alle einem kurzen Verhör hatten unterziehen müssen. Wallander selbst führte ein längeres Gespräch mit dem stark betrunkenen Bildhauer, der Arne Carlman entdeckt hatte.
    »Warum sind Sie in den Garten gegangen?« fragte Wallander.
    »Um zu kotzen.«
    »Und haben Sie es getan?«
    »Ja.«
    »Wo haben Sie sich

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