Wallander 05 - Die falsche Fährte
Präsidium.«
Kurz darauf verließen sie Bjäresjö und kehrten nach Ystad zurück.
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Dolores Maria Santana.
Um Viertel vor sechs am Morgen des Mittsommertags las Martinsson die Abschrift von Interpol vor, die dem Mädchen, das sich verbrannt hatte, seine Identität zurückgab.
»Woher kommt sie?« fragte Ann-Britt Höglund.
»Die Meldung kommt aus der Dominikanischen Republik«, antwortete Martinsson. »Sie ist über Madrid gegangen.« Dann blickte er sich fragend im Raum um.
Ann-Britt Höglund wußte die Antwort. »Die Dominikanische Republik ist der andere Teil der Insel, auf der Haiti liegt. In Westindien. Heißt es nicht Hispaniola?«
»Wie zum Teufel ist sie hier gelandet?« fragte Wallander. »Auf Salomonssons Rapsfeld? Wer ist sie? Was schreibt Interpol sonst noch?«
»Ich habe es noch nicht mit allen Details gelesen«, sagte Martinsson. »Aber wenn ich es richtig verstehe, ist sie von ihrem Vater gesucht worden und seit November vorigen Jahres als vermißt gemeldet. Die Vermißtenmeldung ist ursprünglich in einer Stadt mit Namen Santiago aufgegeben worden.«
»Das liegt doch in Chile«, sagte Wallander erstaunt.
»Diese Stadt heißt Santiago de los Treinta Caballeros«, korrigierte Martinsson. »Haben wir denn nirgendwo eine Weltkarte?«
»Doch, haben wir«, sagte Svedberg und verschwand.
Ein paar Minuten später kam er zurück und schüttelte den Kopf. »Es muß Björks private Karte gewesen sein«, sagte er. »Ich finde sie nicht.«
»Ruf an und weck den Buchhändler«, sagte Wallander. »Ich brauche unbedingt eine Karte.«
»Bist du dir darüber im klaren, daß es noch nicht einmal sechs Uhr ist?« wollte Svedberg wissen.
|144| »Das ist nicht zu ändern. Ruf ihn an. Und schick einen Wagen hin, der die Karte holt.«
Wallander nahm einen Hunderter aus seiner Brieftasche und gab ihn Svedberg, der verschwand, um den Buchhändler anzurufen. Ein paar Minuten später hatte er den noch völlig verschlafenen Buchhändler aus dem Bett geklingelt, und der Wagen war unterwegs.
Sie hatten Kaffee geholt, sich in den Konferenzraum gesetzt und die Tür hinter sich geschlossen. Hansson hatte Bescheid gegeben, daß sie während der nächsten Stunde von niemandem außer Nyberg gestört werden wollten. Wallander sah in die Runde. Er begegnete den Blicken aus einer Reihe grauer und erschöpfter Gesichter und fragte sich einen kurzen Moment und mit einem unguten Gefühl, wie er selbst wohl aussah.
»Wir müssen später auf das Mädchen im Rapsfeld zurückkommen«, sagte er. »Jetzt müssen wir uns auf das konzentrieren, was heute nacht geschehen ist. Und wir können gleich als erstes feststellen, daß derselbe Täter, der Wetterstedt umgebracht hat, wieder zugeschlagen hat. Die Vorgehensweise ist die gleiche, auch wenn Carlman in den Kopf geschlagen und Wetterstedt das Rückgrat zerschlagen wurde. Aber beide sind skalpiert worden.«
»Ich habe noch nie so etwas gesehen«, fiel Svedberg ihm ins Wort. »Wer das getan hat, muß vollkommen bestialisch sein.«
Wallander hob abwehrend die Hand. »Laß mich ausreden«, fuhr er fort. »Wir wissen noch mehr. Daß Arne Carlman Kunsthändler war, zum Beispiel. Und jetzt erzähle ich euch etwas, was ich gestern erfahren habe.«
Wallander berichtete über sein Gespräch mit Lars Magnusson, von den Gerüchten, die einst über Gustaf Wetterstedt in Umlauf waren. »Wir haben mit anderen Worten einen denkbaren Zusammenhang«, schloß er. »Die Schlüsselwörter und das Bindeglied sind Kunst, Kunstdiebstähle und Kunsthehlerei. Und irgendwo da, wo wir den Punkt finden, der sie verbindet, findet sich vielleicht auch der Täter. Wir wissen mit anderen Worten, worauf wir unsere Ermittlungen konzentrieren müssen. Auf den Berührungspunkt zwischen Wetterstedt und Carlman. Aber das bedeutet nicht, daß wir nicht auch ein anderes Problem haben.«
|145| Er blickte in die Runde und sah, daß sie verstanden, was er meinte.
»Dieser Mann kann wieder zuschlagen«, fuhr er fort. »Wir wissen nicht, warum er Wetterstedt und Carlman getötet hat. Und das heißt, wir wissen auch nicht, ob er es noch auf weitere Personen abgesehen hat. Wir wissen nicht, wer diese Personen sein können. Bleibt nur zu hoffen, daß diejenigen, die in Gefahr sind, das selbst einsehen.«
»Da ist noch etwas, was wir nicht wissen«, sagte Martinsson. »Ist der Mann verrückt oder ist er es nicht? Wir wissen nicht, ob er aus Rache oder aus einem anderen Motiv handelt. Wir können nicht einmal sicher
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