Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
erbrochen?«
    »Hinter einem der Apfelbäume.«
    »Und dann?«
    »Ich wollte mich in die Laube setzen und mich einen Moment erholen.«
    »Was geschah dann?«
    »Ich fand ihn.«
    Bei dieser Antwort war Wallander gezwungen, das Verhör zu unterbrechen, weil dem Bildhauer wieder übel wurde. Er stand auf und ging zur Laube hinunter. Der Himmel war vollkommen klar, die Sonne stand schon hoch. Wallander dachte, daß es ein warmer und schöner Mittsommertag werden würde. Als er die Laube betrat, sah er zu seiner Erleichterung, daß Nyberg den Kopf Carlmans mit einer undurchsichtigen Plastikfolie abgedeckt hatte. |141| Nyberg lag auf den Knien neben der Hecke, die den Garten von dem angrenzenden Rapsfeld trennte.
    »Wie geht es?« fragte Wallander aufmunternd.
    »Hier ist eine schwache Spur von Blut an der Hecke«, sagte er. »So weit kann es von der Laube nicht gespritzt sein.«
    »Was bedeutet das?« fragte Wallander.
    »Das zu entscheiden ist deine Sache«, antwortete Nyberg.
    Er zeigte auf die Hecke. »Gerade hier ist sie sehr schütter«, sagte er. »Für eine nicht allzu kräftig gebaute Person wäre es möglich, an dieser Stelle in den Garten und wieder hinaus zu gelangen. Wir werden ja sehen, was wir auf der anderen Seite finden. Aber ich schlage vor, daß du einen Hund kommen läßt. So bald wie möglich.«
    Wallander nickte.
    Um halb sechs kam der Hundeführer mit seinem Schäferhund. Zu diesem Zeitpunkt verließen die letzten Gäste den Hof. Wallander nickte dem Hundeführer zu, der Eskilsson hieß. Der Hund war alt und schon lange dabei. Er ging unter dem Namen Skytt.
    In der Laube nahm er sogleich Witterung auf und begann, in Richtung Hecke zu ziehen. An der Stelle, wo Nyberg Blutspuren gefunden hatte, wollte er hindurch. Eskilsson und Wallander suchten eine andere Stelle, wo die Hecke weniger dicht war, und gelangten auf eine Traktorspur, die das Grundstück vom Acker trennte. Der Hund nahm die Witterung wieder auf und folgte dem Feldrand zu einem Weg, der vom Hof fortführte. Auf Wallanders Vorschlag hin ließ Eskilsson den Hund frei. Wallander spürte die plötzliche Spannung. Der Hund folgte dem Feldweg bis ans Ende des Rapsfelds. Hier schien er für einen Augenblick seine Spur zu verlieren. Dann fand er sie wieder und verfolgte sie weiter bis zu einem Hügel, der an einem halb ausgetrockneten Teich lag. Auf dem Hügel endete die Spur. Eskilsson suchte in verschiedenen Richtungen, ohne daß der Hund die Witterung wieder aufnahm.
    Wallander blickte sich um. Ein einsamer, vom Wind gekrümmter Baum stand auf der Kuppe des Hügels. Reste eines alten Fahrradrahmens lagen halb in der Erde begraben. Wallander stellte sich neben den Baum und betrachtete den Hof aus der Entfernung. Die Sicht auf den Garten war sehr gut. Mit einem Fernglas |142| war es jederzeit möglich zu erkennen, wer sich außerhalb des Hauses befand.
    Wallander überlief plötzlich ein Schaudern. Das Gefühl, daß jemand anders, eine ihm unbekannte Person, zu einem früheren Zeitpunkt in dieser Nacht an derselben Stelle gestanden hatte, erfüllte ihn mit Unbehagen. Er kehrte in den Garten zurück. Hansson und Svedberg saßen auf der Treppe des Wohnhauses. Ihre Gesichter waren grau vor Müdigkeit.
    »Wo ist Ann-Britt?« fragte Wallander.
    »Sie entläßt gerade den letzten Gast«, antwortete Svedberg.
    »Und Martinsson?«
    »Er telefoniert.«
    Wallander setzte sich neben die anderen auf die Treppe. Die Sonne wärmte schon ein bißchen.
    »Wir müssen versuchen, noch eine Weile durchzuhalten«, sagte er. »Wenn Ann-Britt fertig ist, fahren wir zurück nach Ystad. Wir müssen die Fakten zusammentragen und uns überlegen, wie wir weiter vorgehen wollen.«
    Keiner antwortete. Das war auch nicht nötig. Ann-Britt Höglund kam aus dem Stall. Sie ging vor den anderen in die Hocke.
    »Daß so viele Menschen so wenig sehen können«, sagte sie mit müder Stimme. »Das übersteigt meinen Verstand.«
    Eskilsson kam mit seinem Hund vorbei. Dann hörte man Nybergs gereizte Stimme aus der Laube.
    Martinsson kam um die Ecke. Er hatte ein Telefon in der Hand.
    »Es ist jetzt vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt«, sagte er. »Aber es ist eine Mitteilung von Interpol gekommen. Sie haben eine positive Meldung, was dieses Mädchen angeht, das sich verbrannt hat. Sie glauben, daß sie wissen, wer sie ist.«
    »Das Mädchen von Salomonssons Rapsfeld?
    »Ja.«
    Wallander stand auf. »Wer ist sie?«
    »Ich weiß es nicht. Aber die Nachricht liegt im

Weitere Kostenlose Bücher