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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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war die Trauer von Angst abgelöst worden. Er hatte sich Norén zugewandt, der sehr blaß war.
    »Sieht nach demselben Täter aus«, sagte Norén.
    Wallander nickte. »Wer war der Mann?« fragte er.
    »Er hieß Arne Carlman. Der Besitzer des Hofs. Sie hatten ein Mittsommerfest.«
    »Sieh zu, daß niemand verschwindet. Finde heraus, ob jemand eventuell etwas gesehen hat.«
    Wallander nahm sein Telefon, wählte die Nummer der Polizei und verlangte Hansson.
    »Es sieht schlimm aus«, sagte er, als Hansson ans Telefon gekommen war.
    »Wie schlimm?«
    »Ich kann mir kaum etwas Schlimmeres vorstellen. Es ist mit Sicherheit derselbe Mörder, der Wetterstedt umgebracht hat. Dieser ist auch skalpiert worden.«
    Wallander konnte Hansson atmen hören.
    |134| »Du mußt alle mobilisieren, die wir haben«, fuhr Wallander fort. »Außerdem will ich, daß Per Åkeson herkommt.«
    Wallander beendete das Gespräch, bevor Hansson irgendwelche weiteren Fragen stellen konnte. Was mache ich jetzt? dachte er. Nach wem soll ich suchen? Einem Psychopathen? Einem Täter, der vorsichtig und berechnend handelt?
    Im Innersten wußte er, was er zu tun hatte. Es mußte einen Zusammenhang zwischen Gustaf Wetterstedt und diesem Mann namens Arne Carlman geben. Danach würde er in erster Linie suchen.
    Nach zwanzig Minuten trafen die Polizeifahrzeuge ein. Als Wallander Nyberg sah, nahm er ihn sofort mit zu der Laube.
    »Das sieht nicht schön aus«, war Nybergs erster Kommentar.
    »Es war mit Sicherheit derselbe Mann, der Wetterstedt getötet hat«, sagte Wallander. »Er hat wieder zugeschlagen.«
    »Es sieht nicht so aus, als müßten wir diesmal in bezug auf den Tatort im Zweifel sein«, sagte Nyberg und zeigte auf das Blut, das über die Hecke und den kleinen Serviertisch gespritzt war.
    »Auch ihm ist die Kopfhaut abgerissen worden«, sagte Wallander.
    Nyberg rief seine Mitarbeiter und machte sich an die Arbeit. Norén hatte alle Festteilnehmer im Stall versammelt. Der Garten wirkte eigentümlich verlassen. Norén kam Wallander entgegen und zeigte auf das Wohnhaus. »Da drinnen sind seine Frau und seine drei Kinder. Sie stehen natürlich unter Schock.«
    »Wir sollten vielleicht einen Arzt rufen.«
    »Sie hat selbst angerufen.«
    »Ich rede mit ihnen«, sagte Wallander. »Wenn Martinsson und Ann-Britt und die anderen kommen, sag ihnen, daß sie mit denen sprechen sollen, die eventuell etwas gesehen haben. Alle übrigen können nach Hause fahren. Aber schreibt ihre Namen auf. Und laßt euch die Ausweise zeigen. Es gibt keine Augenzeugen?«
    »Keinen, der sich gemeldet hat.«
    »Hast du einen Zeitplan?«
    Norén zog einen Notizblock aus der Tasche.
    »Um halb zwölf ist Carlman mit Sicherheit noch lebend gesehen |135| worden. Um zwei wird er tot gefunden. In der Zwischenzeit muß der Mord geschehen sein.«
    »Die Zeitspanne läßt sich bestimmt verkürzen«, sagte Wallander. »Versuch die Person herauszufinden, die ihn als letzte gesehen hat. Und natürlich die, die ihn gefunden hat.«
    Wallander ging ins Haus. Der Wohntrakt des Schonenhofs war stilvoll restauriert worden. Wallander trat in einen großen Raum, der zugleich Küche, Eßzimmer und Wohnzimmer war. Überall an den Wänden hingen Ölgemälde. In einer Ecke des Raums, auf einer Sofagruppe in schwarzem Leder, saß die Familie des Toten. Eine Frau von um die Fünfzig erhob sich und kam ihm entgegen.
    »Frau Carlman?« fragte Wallander.
    »Ja. Das bin ich.«
    Wallander sah, daß sie geweint hatte. Er suchte auch nach Anzeichen eines nahenden Zusammenbruchs. Doch sie machte einen erstaunlich gefaßten Eindruck.
    »Ich möchte Ihnen meine Anteilnahme aussprechen an dem, was geschehen ist.«
    »Es ist furchtbar.«
    Wallander nahm etwas Mechanisches in ihrer Antwort wahr. Er dachte nach, bevor er seine erste Frage stellte. »Können Sie sich jemanden vorstellen, der dies getan haben könnte?«
    »Nein.«
    Wallander fand, daß ihre Antwort zu schnell kam. Sie war auf die Frage vorbereitet. Es gibt mit anderen Worten viele, die sich hätten denken können, ihn umzubringen, sagte er zu sich selbst.
    »Darf ich fragen, was Ihr Mann beruflich machte?«
    »Er war Kunsthändler.«
    Wallander erstarrte. Sie mißverstand seinen konzentrierten Blick und wiederholte ihre Antwort.
    »Ja, ich habe Sie verstanden«, sagte Wallander. »Entschuldigen Sie mich einen Moment.«
    Wallander ging auf den Hof hinaus. Unter höchster Anspannung aller Sinne dachte er darüber nach, was die Frau im Haus gesagt hatte. Er

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