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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sein, ob der Täter nicht ein Motiv erfunden hat, das überhaupt nichts mit wirklichen Ereignissen zu tun hat. Niemand kann vorhersehen, was in einem verwirrten Gehirn abläuft.«
    »Natürlich, du hast recht«, meinte Wallander. »Wir werden es mit vielen unsicheren Faktoren zu tun bekommen.«
    »Vielleicht ist dies erst der Anfang«, sagte Hansson bedrückt. »Kann es wirklich so schlimm sein, daß wir einen Serienmörder am Hals haben?«
    »So schlimm kann es tatsächlich sein«, erwiderte Wallander. »Deshalb finde ich auch, daß wir unmittelbar Hilfe von außen in Anspruch nehmen sollten. Vor allem von der Gerichtspsychiatrie in Stockholm. Die Vorgehensweise dieses Mannes ist so außergewöhnlich, besonders die Tatsache, daß er skalpiert, daß sie dort vielleicht ein psychologisches Profil des Täters erstellen können.«
    »Hat dieser Täter schon früher gemordet?« fragte Svedberg. »Oder gibt er sich erst jetzt die Zügel frei?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Wallander. »Aber er ist vorsichtig. Ich habe stark den Eindruck, daß er genau plant, was er tut. Wenn er dann zuschlägt, tut er es, ohne zu zögern. Dafür kann es mindestens zwei Gründe geben. Der eine ist, daß er einfach nicht gefaßt werden will. Der andere, daß er auf jeden Fall nicht unterbrochen werden will, bevor er mit dem, was er sich vorgenommen hat, fertig ist.«
    Bei Wallanders letzten Worten legte sich eine Wolke von Unbehagen und Bedrücktheit über die Anwesenden.
    |146| »Von diesen Dingen müssen wir ausgehen«, sagte er abschließend. »Wo kreuzen sich die Bahnen von Wetterstedt und Carlman? Das müssen wir klären. Und zwar so schnell wie irgend möglich.«
    »Wir sollten uns vielleicht auch darüber im klaren sein, daß wir nicht mehr in Frieden arbeiten können«, fügte Hansson hinzu. »Wir werden von Journalisten umschwärmt werden. Sie wissen, daß Carlman skalpiert wurde. Auf eine solche Neuigkeit haben sie nur gewartet. Aus irgendeinem komischen Grund scheinen die Schweden es zu lieben, im Urlaub von Gewaltverbrechen zu lesen.«
    »Das ist vielleicht nicht nur von Übel«, fand Wallander. »Zumindest kann es diejenigen warnen, die eventuell Veranlassung haben zu befürchten, daß sie auf der unsichtbaren Namensliste des Täters stehen.«
    »Wir sollten betonen, daß wir um Hinweise aus der Bevölkerung bitten«, sagte Ann-Britt Höglund. »Nehmen wir einmal an, du hast recht damit, daß der Mörder nach einer Liste vorgeht und daß es bestimmten Personen möglich sein sollte einzusehen, daß sie vielleicht auch in Gefahr sind, dann besteht ja immerhin die Möglichkeit, daß einer von denen auch weiß, oder zumindest ahnt, wer der Täter ist.«
    »Du hast recht«, sagte Wallander und wandte sich an Hansson. »Berufe so schnell wie möglich eine Pressekonferenz ein. Da sagen wir ganz genau alles, was wir wissen. Daß wir ein und denselben Täter suchen und alle Hinweise brauchen, die wir bekommen können.«
    Svedberg stand auf und öffnete ein Fenster. Martinsson gähnte laut und vernehmlich.
    »Wir sind alle müde«, sagte Wallander. Trotzdem müssen wir weitermachen. Versucht, irgendwann zwischendurch zu schlafen.«
    Es klopfte an der Tür. Ein Polizist lieferte eine Karte ab. Sie breiteten sie aus und suchten die Dominikanische Republik und die Stadt Santiago.
    »Das Mädchen hier muß warten«, sagte Wallander. »Das schaffen wir im Moment nicht auch noch.«
    |147| »Ich schicke ihnen auf jeden Fall eine Antwort«, sagte Martinsson. »Und wir können uns ja immer nach den näheren Details ihres Verschwindens erkundigen.«
    »Ich frage mich, wie sie hier gelandet ist«, murmelte Wallander.
    »In der Mitteilung von Interpol geben sie ihr Alter mit siebzehn Jahren an«, sagte Martinsson. »Und ihre Größe mit einssechzig.«
    »Schick eine Beschreibung des Schmucks rüber«, meinte Wallander. »Wenn ihr Vater den identifiziert, ist die Sache ja klar.«
    Um zehn nach sieben verließen sie den Konferenzraum. Martinsson fuhr nach Hause, um mit seiner Familie zu reden und eine Reise nach Bornholm abzubestellen. Svedberg ging in den Keller und duschte. Hansson verschwand den Flur hinunter, um die Pressekonferenz zu organisieren. Wallander begleitete Ann-Britt Höglund in ihr Zimmer.
    »Kriegen wir ihn?« fragte sie ernst.
    »Ich weiß nicht«, gab Wallander zurück. »Wir haben eine Spur, die uns weiterbringen kann. Wir können auf jeden Fall den Gedanken daran abschreiben, daß es sich um einen Täter handelt, der wahllos

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