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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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abzulehnen.
    Wallander zog die Stirn in Falten und legte die Papiere auf den Schreibtisch. Dann stand er auf und ging zu Martinsson, der an seinem Computer saß und tippte.
    »Erinnerst du dich an diese Geschichte mit Stridh?« fragte er. »Die dazu führte, daß eine Beschwerde gegen Svedberg beim JO eingereicht wurde?«
    Martinsson überlegte. »Ich weiß noch, daß Svedberg nicht darüber sprechen wollte. Er war natürlich erleichtert, als der JO die Beschwerde abwies.«
    »Wenn Stridh die Wahrheit sagt, war Svedbergs Verhalten unbegreiflich.«
    »Er war der gegenteiligen Ansicht.«
    »Ich möchte, daß wir morgen diese Papiere raussuchen. Den Bericht, der am Abend des 24.   August geschrieben wurde.«
    »Ist das wirklich der Mühe wert?«
    |372| »Das weiß ich noch nicht. Einer der Polizisten, die an jenem Abend in Stridhs Wohnung kamen, hieß Andersson.«
    »Hugo Andersson.«
    »Wo steckt er inzwischen?«
    »Er hat aufgehört und ist irgendwo Sicherheitsbeauftragter geworden. Ich glaube, 1988.   Es dürfte kein Problem sein, herauszufinden, wo er sich jetzt befindet.«
    »Aus Stridhs Anzeige geht nicht hervor, wer der zweite Polizist war. Aber das steht ja wohl in dem Bericht, den sie am Abend geschrieben haben. Die Frage ist, wer sich sonst heute noch an die Sache erinnert.«
    »Das müßte Björk sein.«
    »Ich rede mit ihm. Aber ich glaube, ich fange mit Stridh an. Falls er noch lebt.«
    »Mir fällt es noch immer schwer zu verstehen, daß das hier so wichtig sein soll. Eine elf Jahre alte J O-Anzeige ? Die zu nichts führte?«
    »Svedbergs Verhalten ist unbegreiflich«, beharrte Wallander. »Er blockiert eine Ermittlung, die er hätte in Gang setzen sollen. Er tritt drohend auf. Ich finde das bemerkenswert. Und wir interessieren uns ja gerade für die abweichenden Seiten in Svedbergs Verhalten.«
    Martinsson nickte. Er verstand.
    »Ich nehme mir einen von denen aus Malmö zu Hilfe«, sagte Wallander.
    Er ging in sein Zimmer zurück. Es war nach Mitternacht. Der Besuch bei Isa Edengrens Eltern war unterblieben. Und jetzt war es zu spät. Er setzte sich an den Tisch und blätterte im Telefonbuch. Ein Stig Stridh stand nicht darin. Er wollte die Auskunft anrufen, aber plötzlich konnte er nicht mehr. Das hatte Zeit bis morgen. Jetzt mußte er erst einmal schlafen. Er nahm seine Jacke und verließ das Präsidium. Ein schwacher Wind wehte. Aber die Wärme hielt sich noch immer. Er suchte den Autoschlüssel und schloß auf. Plötzlich zuckte er zusammen und drehte sich um.
    Was ihn erschreckt hatte, wußte er nicht. Er lauschte und versuchte, mit dem Blick das Dunkel des Parkplatzes zu durchdringen, wo das Licht der Laternen es ein wenig aufhellte.
    |373| Natürlich war niemand da. Er setzte sich in den Wagen.
    Die Angst kommt von innen, dachte er. Ich habe Angst, daß der Mann, der dies alles getan hat, in der Nähe ist.
    Wer auch immer er sein mag, er verfügt über gute Informationen.
    Die Angst kommt von innen. Die Angst, daß er es noch einmal tut.

|374| 24
    Am Samstag, dem 17.   August, erwachte Wallander davon, daß es auf das Fensterblech vor dem Schlafzimmerfenster trommelte. Die Nachttischuhr zeigte halb sieben. Wallander lauschte dem Geräusch der Regentropfen. Schwaches Dämmerlicht sickerte durch einen Spalt in der Gardine herein. Er versuchte sich daran zu erinnern, wann es zuletzt geregnet hatte. Es mußte vor der Nacht gewesen sein, als er und Martinsson Svedberg tot in seiner Wohnung gefunden hatten. Das war jetzt acht Tage her. Ein unwirklicher Zeitraum, dachte er. Ob er nun kurz oder lang war. Er ging auf die Toilette und pinkelte. Dann trank er Wasser an der Küchenspüle. Anschließend ging er wieder ins Bett. Die Angst vom Abend zuvor saß ihm noch in den Knochen.
    Um Viertel nach sieben hatte er geduscht und sich angezogen. Zum Frühstück trank er Kaffee und aß eine Tomate. Der Regen hatte inzwischen aufgehört. Das Thermometer zeigte 15   Grad über Null. Die Wolkendecke riß schon auf. Er beschloß, von seiner Wohnung aus zu telefonieren. Zunächst wollte er Westin anrufen, dann die Auskunft, um Stig Stridhs Nummer herauszufinden. Die Karte mit Westins Nummer hatte er schon vor sich liegen. Er nahm an, daß Westin samstags keine Post ausfuhr. Aber er lag wahrscheinlich auch nicht im Bett und schlief. Wallander nahm die Kaffeetasse mit ins Wohnzimmer und wählte die erste der drei Nummern, die er von Westin bekommen hatte. Eine Frau meldete sich beim dritten Klingeln. Wallander

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