Wallander 07 - Mittsommermord
Hand dastand, fiel ihm noch eine Frage ein.
»Adamsson? Sagt Ihnen der Name etwas?«
|426| »Ich kenne nur einen Adamsson«, antwortete Sundelius. »Er wohnt in Svarte und ist Heilpraktiker. Sven-Erik Adamsson.«
»Kannte Svedberg ihn auch?«
»Wir haben ihn gemeinsam konsultiert.«
»Warum?«
»Weil wir beide an Naturheilkunde glaubten.«
So einfach, dachte Wallander. Die Erklärung konnte kaum in Zweifel gezogen werden. Dennoch blieb er skeptisch. Zu Hause bei Svedberg hatte er keine Naturheilmittel gesehen.
Als er wieder auf die Straße trat, hatte er das ganz bestimmte Gefühl, daß Sundelius an einem seiner Fenster stand und ihm nachsah. Aber er drehte sich nicht um. Das Gefühl, daß Sundelius nicht die ganze Wahrheit sagte, war sehr stark. Wallander setzte sich in den Wagen und begann, das Gespräch im Kopf noch einmal durchzugehen. Aber seine Gedanken verwirrten sich. Er konnte nicht mehr. Er fuhr nach Hause in die Mariagata, ging zu seiner Wohnung hinauf und streckte sich auf dem Bett aus, nachdem er den Wecker auf eine gute Stunde später gestellt hatte.
Er erwachte davon, daß das Klingeln eines Telefons in sein Bewußtsein drang. Er fuhr zusammen, setzte sich im Bett auf und wankte in die Küche.
Es war Lennart Westin. Er rief von sich zu Hause in den Schären vor Östergötland an.
»Haben Sie geschlafen?« fragte er entschuldigend.
»Nein, ganz und gar nicht«, erwiderte Wallander. »Ich war gerade unter der Dusche. Kann ich in zwei Minuten zurückrufen?«
»Kein Problem. Ich bin zu Hause.«
Ein Stift lag auf dem Tisch. Aber er fand keinen Zettel. Auch keine Zeitung. Er schrieb die Nummer direkt auf die Tischplatte.
Anschließend blieb er sitzen und stützte den Kopf in die Hände. Sein Kopf brummte. Er war womöglich noch müder als vorher. Er wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser, suchte Kopfschmerztabletten und setzte die Kaffeemaschine in Gang. Sein Kaffee reichte nur noch für eine Tasse. Es dauerte fast eine Viertelstunde, bis er wieder bei Lennart Westin anrief. Seine Küchenuhr zeigte neun Minuten nach acht.
|427| Westin nahm selbst ab.
»Ich glaube, Sie haben doch geschlafen«, sagte er. »Aber Sie haben gesagt, ich sollte anrufen, wenn mir etwas einfiele, was vielleicht wichtig wäre.«
»Wir arbeiten rund um die Uhr«, gab Wallander zurück. »Da bekommt man einfach zu wenig Schlaf. Aber es ist völlig in Ordnung, daß Sie anrufen.«
»Eigentlich sind es zwei Dinge, die mir eingefallen sind. Zum einen handelt es sich um damals, als der Polizist mit mir rausfuhr. Der dann erschossen wurde. Heute morgen, als ich wach wurde, fiel mir plötzlich etwas ein, was er gesagt hat.«
Wallander entschuldigte sich, ging ins Wohnzimmer und holte seinen Notizblock.
»Er fragte, ob ich in der letzten Zeit weibliche Passagiere mit nach Bärnsö genommen hätte.«
»Und hatten Sie?«
»Ja.«
»Und wen?«
»Eine Linnea Vederfeldt, sie wohnt in Gusum.«
»Und warum wollte sie nach Bärnsö?«
»Isas Mutter hatte neue Gardinen bestellt. Linnea Vederfeldt und sie waren wohl alte Freundinnen aus der Kindheit. Sie wollte auf die Insel rausfahren und alles ausmessen. Ich sollte sie nach der Postrunde wieder mit zurück zum Festland nehmen.«
»Und das haben Sie Svedberg erzählt?«
»Eigentlich fand ich ja, daß es ihn nichts anging. Ich habe wohl ein wenig ausweichend geantwortet.«
»Und wie hat er darauf reagiert?«
»Er bestand darauf, daß ich antworten müßte. Am Ende sagte ich nur, es sei eine Freundin von Isas Mutter gewesen. Da verlor er das Interesse.«
»Fragte er noch mehr?«
»Nicht soweit ich mich erinnern kann. Aber er war sehr erregt, als er erfuhr, daß ich einen weiblichen Passagier mit auf die Insel genommen hatte. Daran kann ich mich noch genau erinnern. Ich begreife nicht, wie ich das vergessen konnte.«
»In welcher Weise erregt?«
|428| »Ich kann solche Dinge nicht so gut beschreiben. Er bekam Angst, vielleicht.«
Wallander nickte. Svedberg hat geglaubt, es könnte Louise sein, dachte er. Und das hat ihm Angst gemacht.
»Was war das zweite? Sie sagten, es wären zwei Sachen?«
»Ich muß heute nacht gut geschlafen haben. Heute morgen ist mir noch etwas eingefallen, worüber wir im Steuerhaus gesprochen haben. Bevor wir an der ersten Brücke anlegten. Ich sagte, daß man als Briefträger fast alles über die Menschen weiß. Ob man will oder nicht. Erinnern Sie sich?«
»Ja.«
»Wichtig war es also nicht.«
»Wichtig genug. Ich bin Ihnen sehr
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