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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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dankbar, daß Sie angerufen haben.«
    »Sie sollten im Herbst einmal hier herauskommen«, sagte Westin. »Wenn es ruhiger ist in den Buchten.«
    »Darf ich das als Einladung auffassen?« fragte Wallander.
    »Das können Sie auffassen, wie Sie wollen«, lachte Westin. »Aber ich halte meistens, was ich verspreche.«
    Das Gespräch war vorüber. Wallander nahm seine Kaffeetasse mit und ging langsam ins Wohnzimmer.
    Jetzt erinnerte er sich wieder. An das Gespräch im Steuerhaus. Darüber, wie es war, draußen in den Schären die Post auszufahren.
    Plötzlich sah er, wonach er gesucht hatte. Sie suchten nach einem Täter, der die Gräßlichkeiten, die auszuführen er sich in den Kopf gesetzt hatte, plante und genau vorbereitete. Diese Planung setzte voraus, daß er sich seine Informationen unbemerkt verschaffen konnte.
    Zum Beispiel, indem er Zugang zur Post anderer hatte und las, was in zugeklebten Briefen stand.
    Wallander stand unbeweglich im Wohnzimmer. Die Kaffeetasse in der Hand.
    Konnte es so einfach sein? So gespenstisch einfach? Wer konnte Zugang zu all diesen Informationen haben? Lennart Westin hatte die Antwort gegeben: ein Landbriefträger. Ob er sich nun auf See befand oder an Land.
    |429| Ein Briefträger. Der die Briefe anderer öffnete und las. Der die Umschläge danach wieder zuklebte und an die Adressaten beförderte. Ohne daß sein Eindringen in die Privatsphäre bemerkt wurde.
    Etwas sagte Wallander, daß er sich irrte. So ging es nicht zu in der Welt. Es war zu einfach, zu phantastisch, um realistisch zu sein.
    Gleichzeitig konnte er nicht umhin einzusehen, daß es tatsächlich eine denkbare Erklärung für das entscheidende Problem war, mit dem sie seit Beginn ihrer Ermittlung zu kämpfen hatten. Die Frage, wie der Täter an seine Informationen kam.
    Außerdem waren da noch die Postkarten. Die an verschiedenen Orten in Europa aufgegeben worden waren. Die imitierten Unterschriften.
    Seine Müdigkeit war jetzt wie weggeblasen. Die Gedanken kamen von selbst. Die Ermittlung, der Hergang der miteinander verkoppelten Ereignisse, alles wirbelte durch seinen Kopf.
    Er war einer denkbaren Erklärung auf die Spur gekommen. Einem denkbaren Modell. Doch es würde natürlich in sich zusammenfallen können, weil es viele Schwachstellen gab. Nicht zuletzt die, daß die Opfer nicht sämtlich an einer Briefträgerroute wohnten. Er wußte auch nicht, ob man Briefe öffnen konnte, ohne Spuren zu hinterlassen. Vielleicht war es jemand, der in einem Briefzentrum die Post sortierte? Nicht jemand, der mit einer Posttasche im Wagen herumfuhr.
    Er setzte sich mit der Kaffeetasse aufs Sofa und wußte, daß er ebensogut recht haben wie sich irren konnte. Vermutlich würde sich das Ganze als Sackgasse erweisen. Doch er kam nicht davon los, daß der Gedanke an sich bestechend war.
    Es gab eine Lösung für das Problem mit der Information.
    Er trank seinen Kaffee aus, duschte und zog sich an. Um Viertel nach neun betrat er das Polizeipräsidium. Er hatte das dringende Bedürfnis, seine Gedanken mit jemandem zu diskutieren. Ann-Britt Höglund, mit der er am liebsten sprechen wollte, saß in ihrem Büro.
    »Was machen die Kinder?« fragte er.
    »Kinder werden immer dann krank, wenn es einem am wenigsten |430| in den Kram paßt«, antwortete sie. »Das könnte man das erste Höglundsche Gesetz nennen.«
    Wallander setzte sich auf ihren Besucherstuhl.
    »Ich hoffe, ich sehe nicht so aus wie du«, sagte sie. »Wenn du die Bemerkung erlaubst. Hast du überhaupt geschlafen heute nacht?«
    »Ein paar Stunden.«
    »In vier Tagen reist mein Mann nach Dubai. Glaubst du, wir klären diese Scheiße bis dahin auf?«
    »Nein.«
    Sie hob ratlos die Hände. »Dann weiß ich nicht, wie es weitergehen soll.«
    »Du arbeitest soviel du kannst. So einfach ist das.«
    »Nein«, erwiderte sie. »So einfach ist das ganz und gar nicht. Aber das versteht ein Mann eben nicht.«
    Wallander wollte nicht gern in ein Gespräch über ihre Probleme bei der Beschaffung einer Betreuung für die Kinder während ihrer Arbeitszeit hineingezogen werden. Deshalb brachte er das Gespräch auf die Ereignisse der vergangenen Nacht. Den Polizisten, der die Frau, die vielleicht Louise hieß, vor den Absperrungen erkannt hatte. Er berichtete ihr auch über sein Gespräch mit Lone Kjær ein paar Stunden zuvor.
    »Dann gibt es diese Louise also doch. Ich hatte schon angefangen zu glauben, sie sei ein Phantom.«
    »Das seinerseits vielleicht mit dieser Sekte, die sich ›Divine

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