Wallander 07 - Mittsommermord
nahmen eine kurze Positionsbestimmung vor und brachen danach die Besprechung ab. Zusammen mit Ann-Britt Höglund fuhr Wallander nach Köpingebro, um mit |433| Malin Skanders Eltern zu sprechen, die einen schweren Schock erlitten hatten. Martinsson und Hansson sollten zur gleichen Zeit ein Gespräch mit Torbjörn Werners nächsten Angehörigen führen. Wallander nickte ein, kaum daß er in Ann-Britts Wagen saß, und sie ließ ihn schlafen.
Er erwachte erst, als der Wagen hielt. Sie befanden sich auf einem Hof am Ortsrand von Köpingebro. Obwohl der Tag schön und warm war, lag Schweigen über dem Hof. Türen und Fenster waren geschlossen. Als sie zum Wohnhaus hinaufgingen, kam ein Mann um eine Ecke. Er war in den Fünfzigern, groß und kräftig. Er trug einen dunklen Anzug, und seine Augen waren gerötet. Er stellte sich als der Vater der Braut vor, Lars Skander.
»Sie müssen mit mir allein sprechen«, sagte er. »Meine Frau ist nicht in der Lage.«
»Wir möchten Ihnen sagen, wie leid uns dies alles tut«, sagte Wallander. »Und es tut uns ebenso leid, daß dieses Gespräch nicht warten kann.«
»Natürlich kann es nicht warten«, sagte Lars Skander und verbarg seine Bitterkeit und seine Trauer nicht. »Es geht ja wohl darum, daß Sie diesen Wahnsinnigen fassen.«
Er sah sie beinah flehend an.
»Wie kann ein Mensch so etwas tun? Wie kann ein Mensch ein Brautpaar ermorden, das für seine Hochzeitsfotos posiert?«
Wallander fürchtete, der Mann könnte zusammenbrechen. Ann-Britt Höglund erfaßte die Situation sofort.
»Wir stellen Ihnen nur die wichtigsten Fragen.«
»Können wir uns hier draußen hinsetzen?« fragte Lars Skander. »Im Haus ist solche Unruhe.«
Sie gingen ums Haus herum. Unter einem alten Kirschbaum standen ein paar Gartenmöbel.
Lars Skander war Tierarzt. Er war in Hässleholm geboren, war aber nach seinem Examen in die Gegend von Ystad gezogen. Er und seine Frau hatten drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn. Malin war die Jüngste. Die beiden anderen waren schon verheiratet und lebten nicht mehr zu Hause. Malin und Torbjörn Werner kannten sich seit der Schulzeit. Es war immer allen klargewesen, daß die beiden heiraten würden. Torbjörn Werner hatte vor kurzem |434| den Hof seines Vaters übernommen, und sie waren Anfang des Sommers dort eingezogen. Doch aus rein praktischen Gründen hatten sie die Hochzeit auf den August verschoben.
Bis hierhin hatte Wallander Ann-Britt die Fragen stellen lassen. Er merkte, wie vorsichtig und behutsam sie vorging.
Jetzt kam er an die Reihe.
»Können Sie sich jemanden vorstellen, der dies getan hat? Hatten die beiden Feinde?« begann er.
Lars Skander betrachtete ihn verständnislos.
»Warum sollten junge Leute wie Malin und Torbjörn Feinde gehabt haben? Sie waren gut Freund mit allen. Es gab keine friedlicheren Menschen.«
»Dennoch muß ich Ihnen diese Frage stellen. Und ich muß Sie bitten, noch einmal darüber nachzudenken, bevor Sie antworten.«
»Ich habe schon darüber nachgedacht. Ich kenne niemanden.«
Wallander ging weiter. Die Informationen, dachte er. Das ist der springende Punkt. Wie erfuhr der Täter, was er wissen mußte, um seinen Plan zu machen?
»Wann wurde der Tag für die Hochzeit festgelegt?«
»Ich weiß es nicht genau. Irgendwann im Mai. Spätestens in der ersten Juniwoche.«
»Und wann wurde entschieden, daß die Hochzeitsfotos in Nybrostrand aufgenommen werden sollten?«
»Auch das weiß ich nicht. Torbjörn und Rolf Haag kannten sich seit langem. Sie werden den Platz gemeinsam ausgesucht haben. Aber ich nehme an, daß Malin auch dabei war.«
»Wann haben Sie zum erstenmal davon reden hören? Daß es in Nybrostrand sein sollte?«
»Torbjörn und Malin planten alles sehr genau. Nichts sollte schiefgehen. Der Fototermin wurde sicher festgelegt, als alles andere entschieden wurde.«
»Also vor über zwei Monaten?«
»Ja.«
»Wer wußte davon? Daß die Fotos unten am Strand gemacht werden sollten?«
»Fast niemand.«
|435| »Warum nicht?«
»Sie wollten in den Stunden zwischen der Trauung und dem Fest am Abend ihre Ruhe haben. Es war, als gingen sie auf eine heimliche Hochzeitsreise, wenn auch nur für zwei Stunden.«
Wallander und Ann-Britt Höglund wechselten Blicke.
»Dieser Punkt ist sehr wichtig«, sagte Wallander schließlich. »Heißt das, daß nicht einmal Sie von dem Ort am Strand wußten?«
»Weder ich noch meine Frau. Und ich bin überzeugt davon, das gleiche gilt auch für Torbjörns
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