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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sofort. Ich habe Überbrückungskabel. Wo stehst du?«
    Wallander erklärte es.
    Nach neunzehn Minuten war Birch da. Da hatte Wallander wieder ein paar Minuten Schlaf bekommen.
    »Ich war in Haags Wohnung«, sagte Birch. »Sehr spartanisch. Stark vergrößerte Fotos von Schmetterlingen an den Wänden. Ich habe nichts gefunden, von dem ich glaube, es könnte für uns von unmittelbarem Interesse sein.«
    »Er starb, weil er dabei war«, sagte Wallander. »Da bin ich mir sicher. Der Mörder hatte es auf das Brautpaar abgesehen.«
    »Der Mann, den du gestern getroffen hast? Der sich als Frau verkleidet?«
    »Ich glaube schon.«
    »Du hast ein Foto. Du hast ein Gesicht. Nimm ihre Haare weg. Du hast vielleicht mehr, als du glaubst.«
    »An dem Ende fangen wir auch an«, gab Wallander zurück. »Die Möglichkeit besteht, daß jemand Louise erkennt, wenn sie sich nicht als Frau ausgibt.«
    Birch sah Wallander prüfend an. »Zuerst solltest du aber ein paar Stunden schlafen. Davon, daß du zusammenklappst, wird es auch nicht besser.«
    Sie montierten die Kabel, und der Wagen startete. Es war fünf vor halb sieben.
    |462| »Wir gehen weiter das Atelier und die Wohnung durch«, sagte Birch. »Wir bleiben in Kontakt.«
    »Ich berichte dir, wie es weitergeht«, erwiderte Wallander.
    Dann verließ er Malmö. Doch schon bei der Abfahrt nach Jägersro fuhr er an den Straßenrand und rief Martinsson an.
    »Ich habe ständig versucht, dich zu erreichen«, klagte Martinsson. »Wir sollten doch gestern abend eine Sitzung haben. Aber entweder ist dein Telefon nie eingeschaltet, oder man kriegt einfach keinen Kontakt.«
    »Ich war in Dänemark«, antwortete Wallander. »Und ich möchte, daß du die Gruppe für acht Uhr zusammentrommelst.«
    »Ist etwas passiert?«
    »Ja, aber darüber reden wir dann.«
    Wallander fuhr weiter nach Ystad. Das schöne Augustwetter hielt an. Wolkenloser Himmel, beinah windstill. Er fühlte sich jetzt weniger müde. Sein Kopf funktionierte wieder. Ein übers andere Mal kehrte er in Gedanken zu dem Treffen mit Louise zurück. Versuchte, das Gesicht zu sehen, das sich hinter der Schminke verbarg. Manchmal meinte er, daß es ihm beinah gelungen war.
    Als er in Ystad ankam, war es zwanzig vor acht. Ebba saß in der Anmeldung und nieste.
    »Erkältet?« fragte er. »Im August?«
    »Alte Weiber und Allergien«, entgegnete sie ironisch.
    Dann sah sie ihn streng an. »Hast du nicht geschlafen?«
    »Ich war in Kopenhagen. Da kommt man selten zum Schlafen.«
    Sie schien seinen Versuch, zu scherzen, nicht bemerkt zu haben.
    »Wenn du nicht anfängst, an deine Gesundheit zu denken, wird es noch schlimm mit dir enden. Nur daß du es weißt.«
    Er ersparte sich eine Antwort. Manchmal irritierte ihn ihre Fähigkeit, geradewegs durch ihn hindurchzusehen. Und sie hatte natürlich recht. Die Zuckerinseln in seinem Blut türmten sich höher und höher auf.
    Er holte sich eine Tasse Kaffee und setzte sich in sein Zimmer.
    Jemand hatte einen Brief auf seinen Schreibtisch gelegt und auf |463| einem Zettel dazu geschrieben, der Inhalt sei wichtig. Er warf einen Blick auf die Uhr und riß den Umschlag auf.
    Der Brief war von Mats Ekholm. Wallander hatte ein paar Jahre zuvor mit ihm zusammengearbeitet, als sie nach einem Geistesgestörten suchten, der Menschen tötete und sie anschließend skalpierte. Ekholm war Psychologe und hatte Wallander geholfen, ein Profil des Täters zu erstellen, welche Motive dem Umstand zugrunde liegen konnten, daß ein Mensch seine Opfer skalpierte. Im großen und ganzen hatten sie gut zusammengearbeitet. Als der Mörder gefaßt war, hatte Wallander sich gefragt, was Ekholms Hilfe eigentlich wert gewesen war. Er hatte sich zu keinem eindeutigen Urteil durchringen können. Aber Ekholm war wichtig gewesen, nicht zuletzt als Diskussionspartner.
    Wallander las den Brief durch. Ekholm hatte ihn aus eigenem Antrieb geschrieben. Niemand hatte ihn um seine Hilfe gebeten, niemand hatte ihn förmlich ersucht, seine Ansichten zu äußern. Doch Wallander sah, daß Ekholm sich gründlich in den Fall eingearbeitet hatte. Am Schluß seines Briefs wurde Ekholm sehr direkt. Wallander spürte, wie der Knoten in seinem Magen wieder härter wurde.
    Es muß als wahrscheinlich angenommen werden, daß dieser Täter noch einmal zuschlagen wird. Nichts im bisherigen Bild spricht dafür, daß er fertig ist. Ein zeitliches Muster ist nicht zu erkennen. Der symbolische Vollmond über seinem Kopf, der die Gewalt auslöst, scheint

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