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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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würde auch nicht lange dauern, kaum länger als eine Stunde. |468| Wallander stellte sich vor, diese Stunde irgendwo wieder einzubringen.
    Als er gehen wollte, tauchte Thurnberg auf. »Haben wir die Möglichkeit, dieses Phantombild zu machen?« fragte er.
    »Der einzige, der etwas davon versteht, ist Martinsson«, antwortete Wallander. »Aber wenn er die geringsten Zweifel hat, was seine eigenen oder unsere allgemeinen technischen Möglichkeiten angeht, wird er es den Spezialisten überlassen.«
    Thurnberg nickte. »Ich wollte nur sicher sein.«
    Wallander merkte, daß Thurnberg noch mehr sagen wollte.
    »Ich finde nicht, daß du dir Vorwürfe machen solltest, weil er aus seiner Verkleidung geschlüpft und verschwunden ist. Es wäre zuviel verlangt gewesen, das vorauszusehen.«
    Wallander spürte, daß Thurnberg meinte, was er sagte. Möglicherweise sollte er Thurnbergs Äußerung als einen Versuch der Annäherung verstehen. Er beschloß, darauf einzugehen.
    »Ich bin mehr als bereit, mir andere Gesichtspunkte anzuhören«, sagte er. »In dieser Ermittlung ist nichts selbstverständlich.«
    »Ich verspreche, mich zu melden, wenn ich etwas habe«, gab Thurnberg zurück.
    Ihr Gespräch war zu Ende. Wallander verließ hastig das Präsidium. Er überlegte einen Augenblick, ob er den Wagen nehmen sollte. Dann entschied er sich, zu Fuß zu gehen. Es war nur der Weg hinunter ins Zentrum. Die einzige Methode, gegen sein Schlafdefizit anzukämpfen, bestand darin, in Bewegung zu bleiben.
     
    Er brauchte zehn Minuten bis zum roten Gebäude des Postterminals. An einer Rampe wurden gelbe Postautos mit Säcken beladen. Wallander suchte den Eingang, fand ihn aber verschlossen. Er drückte auf eine Klingel und wurde hineingelassen.
    Der Mann, der ihn empfing, war der Leiter. Er war jung, kaum älter als dreißig, und hieß Kjell Albinsson. Wallander faßte sofort Vertrauen zu ihm.
    Albinsson nahm ihn mit in ein Büro. Ein Ventilator summte auf einem Schrank an der Wand.
    Wallander nahm Papier und Bleistift zur Hand und fragte sich, |469| wie er anfangen sollte. »Wie häufig kommt es vor, daß Landbriefträger die Briefe anderer Leute lesen?«
    Die Frage war unmöglich. Damit verunglimpfte er einen ganzen Berufsstand. Wallander dachte an Westin. Ihm würde die Frage ganz und gar nicht gefallen haben.
    Wallander beschloß, ganz von vorn anzufangen.
    Es war siebzehn Minuten vor elf. Montag, der 19.   August.

|470| 30
    In Albinssons Zimmer hing eine Karte an der Wand, und Wallander hatte mit der Frage begonnen, wie die verschiedenen Distrikte aussähen. Albinsson hatte zurückgefragt, warum die Polizei das wissen wolle. Wallander war drauf und dran, ihm die Wahrheit zu sagen. Daß er den Verdacht habe, es gebe einen Landbriefträger in der Ystad-Region, der nicht nur die Post austrug, sondern daneben noch Massenmörder war. Doch er sah ein, daß diese Behauptung nicht nur unsinnig gewesen wäre. Sie wäre darüber hinaus auch falsch. Nichts sprach dafür, daß der Mann, als der Louise sich herausgestellt hatte, bei der Post arbeitete. Im Gegenteil. Es gab manches, was dagegen sprach. Nicht zuletzt der Umstand, daß Briefträger ihren Dienst in der Regel früh morgens antraten. Und ihre Nächte folglich nicht in Kopenhagener Bars verbringen konnten, zumindest nicht während der Woche. Deshalb hatte er nur ausweichend geantwortet. Er sagte nicht einmal, daß es mit dem Mord an Svedberg zu tun hatte. Oder an den jungen Leuten in Hagestad und Nybrostrand. Er legte einen gewissen Nachdruck in seine ausweichende Antwort,damit Albinsson von vornherein verstand, daß er mit keinen weiteren Auskünften rechnen konnte.
    Albinsson zeigte und erklärte sehr eifrig. Dann und wann machte Wallander sich eine Notiz.
    »Wie viele Landbriefträger gibt es hier insgesamt?« fragte Wallander, nachdem Albinsson die Wandkarte verlassen und sich an den Schreibtisch gesetzt hatte.
    »Wir haben acht Briefträger.«
    »Haben Sie möglicherweise eine Liste ihrer Namen? Am besten auch Fotos?«
    »Die Post ist innovativ und marktorientiert«, antwortete Albinsson. »Wir haben tatsächlich eine Broschüre über unsere Landbriefträger und ihre Arbeit herausgebracht.«
    |471| Albinsson verließ den Raum. Wallander dachte, daß er tatsächlich einmal Glück hatte. Mit den Fotos der Briefträger würde er unmittelbar seine Vermutung bestätigen können, daß der Mann aus Kopenhagen nicht bei der Post arbeitete.
    Nichtsdestoweniger hoffte er darauf. Mit einem

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