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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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aufgeregt. Jetzt würde er endlich die Frau treffen, die ihnen so viele Rätsel aufgegeben hatte, seit er ihr Foto in Svedbergs Geheimversteck unter den Fußbodenbrettern in der Wohnung in der Lilla Norregata gefunden hatte.
    Sie öffneten die Tür, schlugen einen Vorhang zur Seite und waren in der Bar. Es war heiß und verräuchert, rötliches Licht, viele Menschen. Ein Mann kam ihnen entgegen, auf dem Weg nach draußen.
    »Letzter Platz an der Theke«, sagte der Mann zu Lone Kjær.
    Wallander hatte verstanden. Während Lone Kjær an der Tür wartete, begann er, sich durch die überfüllte Bar zu drängeln.
    Dann entdeckte er sie.
    Sie saß am Ende des Bartresens. Ihr Haar war wie auf dem Foto. Wallander stand unbeweglich da und betrachtete sie. Er hatte den Eindruck, daß sie allein war, obwohl rechts und links von ihr Menschen saßen. Sie trank Wein. Als sie einen Blick in seine Richtung warf, trat er einen Schritt zur Seite, um sich hinter dem Rücken eines großen Mannes zu verstecken, der mit einem Bierglas in der Hand mitten im Raum stand. Wallander trat hinter seiner Deckung hervor. Sie hatte ihre Aufmerksamkeit wieder auf |455| ihr Weinglas gelenkt. Wallander wandte sich um, nickte Lone Kjær zu und drängte sich weiter durch das Lokal.
    Er hatte Glück. Als er bei ihr ankam, stand der Mann auf ihrer linken Seite auf und ging. Wallander glitt auf den leeren Platz. Sie warf einen kurzen Blick zu ihm hin und wandte sich wieder ab.
    »Ich glaube, Sie heißen Louise«, sagte Wallander. »Ich selbst heiße Kurt Wallander und bin Polizeibeamter in Ystad. Ich bin nach Kopenhagen gekommen, weil ich mit Ihnen reden muß.«
    Er bemerkte, wie sie sich verkrampfte. Dann entspannte sie sich wieder, sah ihn an und lächelte.
    »Kein Problem«, sagte sie. »Ich möchte nur zuerst zur Toilette. Ich bin gleich wieder zurück.«
    Sie erhob sich und verschwand in Richtung der Rückwand, wo ein Schild auf die Toiletten hinwies.
    Wallander schüttelte den Kopf, als der Barkeeper sich ihm zuwandte. Sie spricht nicht Schonisch, dachte er. Aber sie ist Schwedin.
    Lone Kjær war näher gekommen. Sie stand jetzt am unteren Ende des Tresens. Wallander machte ihr ein Zeichen, daß alles in Ordnung sei. An der Wand hinter der Bar hing eine Uhr, eine Reklame für eine Whiskymarke, von der Wallander noch nie etwas gehört hatte. Es waren vier Minuten vergangen. Wallander warf einen Blick in Richtung der Toiletten. Ein Mann kam heraus, kurz darauf noch einer. Während er wartete, versuchte er, sich zu entscheiden, welche Frage er zuerst stellen wollte. Er hatte eine große Auswahl.
    Als sieben Minuten vergangen waren, stand er auf und ging zu den Toiletten. Lone Kjær tauchte an seiner Seite auf.
    »Gehen Sie in die Damentoilette«, bat er.
    »Warum? Sie ist nicht herausgekommen. Wenn sie versucht hätte, das Lokal zu verlassen, hätte ich es bemerkt.«
    »Da stimmt etwas nicht«, sagte Wallander. »Ich möchte, daß Sie hineingehen.«
    Lone Kjær verschwand durch die Tür. Wallander wartete. Was nicht stimmte, wußte er nicht. Aber als das Gefühl sich eingestellt hatte, ließ es keinen Zweifel zu. Lone Kjær kam hastig wieder heraus.
    |456| »Da drinnen ist sie nicht.«
    »Scheiße«, sagte Wallander. »Gibt es da drinnen ein Fenster?«
    Statt auf ihre Antwort zu warten, riß er die Tür auf und stürzte hinein. Zwei Frauen schminkten sich vor den Spiegeln.
    Wallander bemerkte sie kaum.
    Louise war nicht da. Er stürzte wieder hinaus.
    »Sie muß noch hier sein«, sagte Lone Kjær ungläubig. »Ich hätte sie doch gesehen.«
    »Aber sie ist nicht hier«, sagte Wallander.
    Er bahnte sich einen Weg durch das Gedränge, das ständig zuzunehmen schien. Der Türsteher sah aus wie ein Ringer.
    »Fragen Sie ihn«, sagte Wallander. »Eine Frau mit dunklem, halblangem Haar. Ist sie hinausgegangen? Vor höchstens zehn Minuten?«
    Sie stellte die Frage. Der Ringer schüttelte den Kopf.
    »Hätte er es gemerkt?« insistierte Wallander. »Fragen Sie ihn danach.«
    Der Ringer antwortete etwas, was Wallander nicht verstand.
    »Er ist sich sicher«, rief sie, um den Lärm zu übertönen.
    Wallander begann, sich in das Lokal zurückzudrängeln. Jetzt suchte er. Doch in seinem Inneren wußte er schon, daß es zwecklos war.
    Schließlich gab er auf.
    Er kehrte zur Theke zurück. Das Weinglas war fort. Er wandte sich an den Barkeeper.
    »Wo ist das Glas?« fragte er.
    »Schon abgewaschen.«
    Wallander betrachtete die Theke und winkte Lone zu sich.
    »Ich

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