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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Norregata entlang. Nach ein paar Blöcken blickte er sich um. Wickberg hatte sich nicht an ihn gehängt. Wallander bog nach rechts in die Sladdergata ein, dann nach links in die Stora Norregata. Er hatte Durst. Und mußte pinkeln. Keine Autos zu hören. Er stellte sich an eine Hauswand und erleichterte die Blase. Dann ging er weiter.
    Irgendwas ist faul, dachte er. Irgendwas an dieser Sache ist so faul wie nur was.
    Er kam nicht darauf, was es war. Aber das Gefühl wurde immer stärker. Es wühlte in seinem Magen.
Warum war Svedberg erschossen worden? Was war an dem entsetzlichen Bild des toten Mannes mit dem weggeschossenen Gesicht, das ganz und gar nicht stimmte?
    Wallander war am Krankenhaus angekommen. Er ging auf die Rückseite, läutete bei der Notfallambulanz und nahm den Aufzug zur Entbindungsstation. Erinnerungsbilder stiegen in ihm auf. Wieder waren er und Svedberg hier, um mit Ylva Brink zu sprechen. Aber Svedberg gab es nicht mehr.
    Plötzlich entdeckte er Ylva Brink hinter der Glastür. Sie sah ihn im selben Moment. Er merkte, daß sie ein paar Sekunden brauchte, um ihn wiederzuerkennen. Dann kam sie an die Tür, um ihm zu öffnen.
    Im gleichen Augenblick wurde ihr klar, daß etwas passiert sein mußte.

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    Sie setzten sich ins Büro der Entbindungsstation. Es war neun Minuten nach drei. Wallander sagte es, wie es war. Svedberg war tot. Von einem oder mehreren Schüssen aus einem Schrotgewehr getötet. Wer die Schüsse abgegeben hatte, aus welchem Grund und wann es geschehen war, wußten sie nicht. Er vermied auch jedes Detail darüber, wie es am Tatort ausgesehen hatte.
    Gerade als er geendet hatte, kam eine Nachtschwester herein, um Ylva Brink etwas zu fragen.
    »Ich mußte gerade eine Todesbotschaft überbringen«, sagte Wallander. »Kann das einen Moment warten?«
    Als die Schwester wieder gehen wollte, fragte Wallander, ob er ein Glas Wasser bekommen könne. Sein Mund war so trocken, daß die Zunge am Gaumen klebte.
    »Wir sind erschüttert«, fuhr Wallander fort, als die Schwester gegangen war. »Es ist für uns alle unfaßbar.«
    Ylva Brink sagte nichts. Sie war sehr blaß geworden, wirkte jedoch gefaßt. Die Schwester kam mit einem Glas Wasser zurück.
    »Kann ich etwas tun?« fragte sie.
    »Im Augenblick nicht«, antwortete Wallander.
    Er leerte das Glas in einem Zug. Aber sein Durst blieb so groß wie zuvor.
    »Ich kann es nicht fassen«, sagte Ylva Brink. »Ich verstehe es nicht.«
    »Das tun wir auch nicht«, sagte Wallander. »Es wird lange dauern, bis ich es verstehe. Wenn überhaupt.«
    Er suchte einen Schreiber aus einer seiner Jackentaschen. Wie üblich hatte er keinen Notizblock bei sich. Neben seinem Stuhl stand ein Papierkorb. Er holte ein Blatt heraus, auf dem jemand Strichmännchen gezeichnet hatte, glättete es und nahm eine Zeitung vom Tisch als Unterlage.
    |78| »Ich möchte ein paar Fragen stellen«, entschuldigte er sich. »Hatte er Angehörige? Ich muß zugeben, daß Sie die einzige sind, die ich kenne.«
    »Seine Eltern sind tot. Geschwister hatte er nicht. Außer mir gibt es nur noch einen lebenden Verwandten. Ich bin eine Cousine väterlicherseits. Es gibt noch einen Cousin mütterlicherseits. Er heißt Sture Björklund.«
    Wallander notierte.
    »Wohnt er hier in Ystad?«
    »Auf einem Hof außerhalb von Hedeskoga.«
    »Dann ist er Landwirt?«
    »Er ist Professor an der Universität Kopenhagen.«
    Die Auskunft verblüffte Wallander. »Ich kann mich nicht erinnern, daß Svedberg ihn je erwähnt hat.«
    »Sie hatten sehr wenig Kontakt. Wenn Sie wissen wollen, mit welchen seiner Angehörigen Svedberg Kontakt hatte, dann kann ich nur mich nennen.«
    »Er muß trotzdem informiert werden«, sagte Wallander. »Wie Sie sich denken können, wird es in der Presse großes Aufsehen erregen. Ein Polizeibeamter, der eines gewaltsamen Todes stirbt.«
    Sie sah ihn aufmerksam an. »Eines gewaltsamen Todes? Was bedeutet das?«
    »Daß er mit aller Wahrscheinlichkeit ermordet wurde.«
    »Was hätte es denn sonst sein sollen?«
    »Das wäre meine nächste Frage gewesen«, sagte Wallander. »Könnte er Selbstmord begangen haben?«
    »Kann das nicht jeder? Unter bestimmten Voraussetzungen?«
    »Das ist möglich.«
    »Sieht man das nicht? Ob jemand ermordet wurde? Oder ob er sich selbst getötet hat?«
    »Das ist richtig. Aber ich muß Sie trotzdem fragen.«
    Sie dachte nach, bevor sie antwortete.
    »Manchmal habe ich selbst an die Möglichkeit gedacht«, sagte sie dann. »In schweren

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