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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Zeiten. Die ich weiß Gott durchgemacht habe. Aber ich bin nie auf die Idee gekommen, daß Karl es tun könnte.«
    »Weil er nie Veranlassung dazu hatte?«
    |79| »Er war kaum ein unglücklicher Mensch.«
    »Wann hatten Sie zuletzt Kontakt zu ihm?«
    »Er hat mich letzten Sonntag angerufen.«
    »Wie wirkte er da?«
    »Wie immer.«
    »Warum hat er angerufen?«
    »Wir haben einmal die Woche miteinander telefoniert. Wenn er nicht anrief, habe ich es getan. Manchmal kam er zu mir und hat bei mir zu Abend gegessen. Manchmal habe ich ihn zum Essen besucht. Wie Sie sich vielleicht erinnern, ist mein Mann selten zu Hause. Er ist Ingenieur auf einem Öltanker. Und unsere Kinder sind aus dem Haus.«
    »Svedberg hat also Abendessen gemacht?«
    »Warum sollte er nicht?«
    »Ich habe ihn mir nie in einer Küche vorgestellt.«
    »Er konnte gut kochen. Besonders Fisch.«
    Wallander ging gedanklich einen Schritt zurück. »Er rief also am Sonntag an. Am 4.   August. Und alles war wie immer.«
    »Ja.«
    »Und worüber haben Sie geredet?«
    »Alles und nichts. Aber ich erinnere mich, daß er über Müdigkeit klagte. Er sagte, er sei überarbeitet.«
    Wallander horchte auf. »Hat er das wirklich gesagt? Daß er überarbeitet sei?«
    »Ja.«
    »Aber hat er nicht gerade Urlaub gehabt?«
    »Ich irre mich nicht.«
    Wallander ließ die Worte auf sich wirken, bevor er weiterfragte. »Wissen Sie, was er in seinem Urlaub getan hat?«
    »Sie wissen wahrscheinlich, daß er ungern aus Ystad wegging. Er war meistens zu Hause. Vielleicht hat er eine Kurzreise nach Polen gemacht.«
    »Aber was hielt ihn zu Hause?«
    »Er hatte ja seine Hobbys.«
    »Und welche?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber das müssen Sie doch wissen. Daß es zwei große Leidenschaften in seinem Leben gab: die Sterne |80| zu betrachten und die Geschichte der amerikanischen Indianer zu studieren.«
    »Von den Indianern habe ich ihn reden hören. Und daß er manchmal nach Falsterbo fuhr und Vögel beobachtete. Aber das mit den Sternen ist mir neu.«
    »Er hatte ein sehr gutes Teleskop.«
    Wallander konnte sich nicht erinnern, eines in der Wohnung gesehen zu haben.
    »Wo bewahrte er es auf?«
    »In seinem Arbeitszimmer.«
    »Das hat er also in seinem Urlaub gemacht? Sterne betrachtet? Und Bücher über Indianer gelesen?«
    »Das denke ich, ja. Aber in diesem Sommer war irgendwie alles anders.«
    »Inwiefern?«
    »Im Sommer haben wir uns getroffen. Öfter als in den anderen Jahreszeiten. Aber dieses Jahr hat er mehrmals abgesagt, als ich ihn eingeladen habe.«
    »Und warum hat er abgesagt?«
    Sie zögerte, bevor sie antwortete. »Es war, als hätte er keine Zeit.«
    Wallanders Instinkt sagte ihm, daß sie einen wichtigen Punkt berührt hatten.
    »Er sagte nicht, warum?«
    »Nein.«
    »Aber Sie müssen sich Gedanken gemacht haben?«
    »Nicht besonders.«
    »Haben Sie eine Veränderung an ihm bemerkt? Ob er Sorgen zu haben schien?«
    »Er war wie immer. Aber er hatte wenig Zeit.«
    »Wann merkten Sie das? Wann hat er zum erstenmal abgesagt?«
    Sie überlegte. »Kurz nach Mittsommer. Ungefähr als sein Urlaub anfing.«
    Die Nachtschwester erschien wieder. Ylva Brink stand auf. »Ich komme gleich zurück.«
    Wallander suchte eine Toilette. Dort trank er noch zwei Glas |81| Wasser. Als er ins Büro zurückkam, saß Ylva schon da und wartete auf ihn.
    »Ich gehe jetzt«, sagte Wallander. »Alle weiteren Fragen können warten.«
    »Wenn Sie wollen, rufe ich Sture an«, sagte sie. »Wir müssen uns um die Beerdigung kümmern.«
    »Ich wäre froh, wenn Sie spätestens in ein paar Stunden anriefen«, sagte Wallander. »Um elf Uhr heute vormittag erfährt es die Presse.«
    »Es ist noch immer vollkommen unwirklich«, sagte sie.
    Sie hatte plötzlich Tränen in den Augen. Wallander fühlte, daß auch er nahe daran war, loszuheulen. Sie saßen schweigend da, jeder kämpfte mit seiner eigenen Trauer. Wallander versuchte, die Uhr an der Wand zu fixieren, den Sekundenzeiger, der vorrückte. »Eine Frage noch«, sagte er dann. »Svedberg war Junggeselle. Ich habe nie etwas davon gehört, daß es in seinem Leben eine Frau gab.«
    »Es gab wohl auch keine«, antwortete sie.
    »Kann es das gewesen sein in diesem Sommer?«
    »Daß er eine Frau getroffen hätte?«
    »Ja.«
    »Also daß er deswegen überarbeitet war?«
    Wallander sah das Absurde der Situation. »Ich mußte die Frage stellen«, sagte er. »Sonst kommen wir nicht weiter.«
    Sie geleitete ihn bis zur Glastür. »Sie müssen den Täter

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