Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
fast alles beweisen können«, sagte er. »Wir können bestimmen, wie lange die Weinreste in den Gläsern der Luft ausgesetzt waren. Wir werden das feststellen. Aber ich habe mir schon jetzt eine Meinung gebildet. Wenn die Lemans sich vorgestern morgen entschieden hätten, ihre Wanderung zu machen, hätten sie nichts gefunden.«
    Wallander sah ein, daß Nyberg viel weiter gedacht hatte als er selbst. Er hatte sich nicht vorgestellt, daß die Körper weniger als einen Tag im Freien gelegen hatten, bevor sie entdeckt wurden. Der Täter hatte sich also in sehr großer zeitlicher Nähe zu ihnen bewegt. Was Nyberg sagte, veränderte auch grundsätzlich Svedbergs Rolle im Verhältnis zu dem Verbrechen. Er hätte sie zwar getötet haben und die Körper fortschaffen können. Aber er hätte sie nicht wieder hervorholen können.
    »Ich sehe, du bist überzeugt«, sagte Wallander. »Gibt es eine Möglichkeit, daß du dich ganz und gar irrst?«
    »Nein, keine. Ich kann mich in bezug auf Zeitpunkt und Dauer irren. Aber im Prinzip muß es so abgelaufen sein, wie ich eben gesagt habe.«
    »Eine Frage ist noch offen«, sagte Wallander. »Sind der Tatort und der Fundort identisch?«
    |228| »Wir sind noch nicht fertig«, sagte Nyberg. »Aber es sieht so aus, als sei Blut durch das Tuch in den Boden gedrungen.«
    »Du glaubst also, daß sie dort draußen erschossen wurden? Aber möglicherweise von dort fortgebracht wurden?«
    »Genau das.«
    »Dann stellt sich die Frage, wohin sie gebracht wurden.«
    Alle im Raum spürten, daß diese Frage entscheidend war. Sie waren im Begriff, die Bewegungen eines Täters zu kartieren. Auch wenn sie ihn nicht sehen konnten, so ahnten sie doch jetzt seine Bewegungen. Und das war ein großer Schritt.
    »Wir denken uns eine einzelne Person«, sagte Wallander. »Aber es können natürlich mehrere gewesen sein. Das wird um so wahrscheinlicher, wenn wir uns vorstellen, daß die Körper fortgebracht und wieder zurückgebracht worden sind.«
    »Vielleicht benutzen wir das falsche Wort«, warf Ann-Britt ein. »
Fortbringen
ist vielleicht nicht richtig. Aber
verstecken

    Wallanders Gedanken waren schon in die gleiche Richtung gegangen. »Die Stelle liegt nicht sehr tief im Reservat«, sagte er. »Natürlich kann man mit dem Wagen hinein. Aber es ist verboten. Es würde Aufsehen erregen. Also ist die Alternative sehr einfach. Die Körper waren im Reservat versteckt. Vielleicht gar nicht so weit vom Tatort entfernt.«
    »Die Hunde haben nichts gefunden«, sagte Hansson. »Aber das muß nichts besagen.«
    Wallanders Beschluß stand fest. »Wir können nicht auf die Ergebnisse der verschiedenen technischen Untersuchungen warten. Wir müssen anfangen zu suchen, sobald es hell wird. Nach einem Platz, wo die Körper über längere oder kürzere Zeit versteckt gelegen haben können. Und wenn unser Gedankengang richtig ist, glaube ich, daß dieser Platz ganz in der Nähe liegt.«
    Es war schon nach eins. Sie brauchten alle dringend ein paar Stunden Schlaf. Bald würden sie wieder an der Arbeit sein.
    Er verließ den Raum als letzter. Er sammelte seine Papiere zusammen und legte sie auf den Schreibtisch. Dann zog er seine Jacke an und verließ das Präsidium. Draußen war es vollkommen windstill. Immer noch warm. Er sog die Luft tief ein. Stellte sich hinter ein Polizeiauto und pißte. Am Morgen hatte er einen Termin |229| bei Doktor Göransson. Aber er würde nicht hingehen. Sein Blutzucker war viel zu hoch. 15,5.   Woher sollte er die Zeit nehmen, jetzt an seine Gesundheit zu denken?
    Er ging durch die menschenleere Stadt nach Hause.
    Einen Punkt hatten sie während der langen Sitzung überhaupt nicht berührt. Aber Wallander vermutete, daß er nicht der einzige war, den der Gedanke bewegte. Oder die Unruhe.
    Sie hatten eine Ahnung von einem Täter und seinen Bewegungen. Aber sie wußten absolut nicht, was er dachte. Was ihn trieb.
    Am allerwenigsten wußten sie, ob er plante, wieder zuzuschlagen.

|230| 15
    Wallander kam in dieser Nacht nicht ins Bett. Als er vor seiner Wohnung in der Mariagata stand und die Taschen nach seinem Schlüssel durchsuchte, überfiel ihn die Unruhe mit aller Macht. Irgendwo in den Schatten hielt sich ein Täter verborgen, der mit großer Zielstrebigkeit zu Werke ging. Was trieb ihn? Würde er sich wieder zeigen? Wallander blieb mit dem Schlüssel in der Hand stehen. Dann besann er sich anders, steckte die Schlüssel wieder in die Jackentasche und ging zu seinem Wagen. Als er die Stadt

Weitere Kostenlose Bücher