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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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stehengeblieben, hatte die Lampe ausgemacht und gelauscht. Aber es war nichts zu hören außer dem Rauschen vom Meer.
    Er trat zu dem rauchenden Polizisten und begrüßte ihn. Als dieser Wallander erblickte, machte er Anstalten, seine Zigarette auszudrücken, aber Wallander winkte ab. Sie befanden sich genau am Rand des von den Scheinwerfern beleuchteten Geländes. Der Polizist war jung. Er war vor einem knappen halben Jahr nach Ystad gekommen. Er hieß Bernd Svensson und war groß und rothaarig. Wallander hatte bisher nicht viel mit ihm zu tun gehabt. Aber er erinnerte sich daran, daß er ihn einmal begrüßt hatte, als |235| er vor gut einem Jahr in Stockholm Vorträge an der Polizeihochschule gehalten hatte.
    »Alles ruhig?« fragte er.
    »Ich glaube, es ist ein Fuchs in der Nähe«, antwortete Svensson.
    »Warum glaubst du das?«
    »Ich meine, ich hätte einen Schatten gesehen. Und er war größer als eine Katze.«
    »Es gibt keine Füchse in Schonen. Die sind mit der Pest verschwunden.«
    »Ich glaube trotzdem, daß es ein Fuchs war.«
    »Na gut, dann sagen wir, es war ein Fuchs. Und nichts als ein Fuchs.«
    Wallander trat ins Scheinwerferlicht und bewegte sich vorsichtig den Abhang hinunter. Nyberg betrachtete den Baum, an dessen Fuß zwei der Jugendlichen gelegen hatten. Jetzt war nicht einmal mehr das blaue Tuch da. Er verzog das Gesicht, als er Wallander erblickte.
    »Was tust du hier?« sagte er. »Du solltest schlafen. Einer muß doch fit bleiben.«
    »Ich weiß. Aber manchmal geht es einfach nicht.«
    »Alle sollten schlafen«, sagte Nyberg. Seine Stimme war brüchig vor Erschöpfung. Wallander bemerkte, wie elend ihm zumute war.
    »Alle sollten schlafen«, wiederholte er. »Und solche Sachen hier sollten nicht passieren können.«
    Sie blieben schweigend stehen und sahen einem Polizisten zu, der sich mit einem kleinen Spaten neben dem Baumstamm zu schaffen machte.
    »Ich bin seit vierzig Jahren Polizist«, sagte Nyberg plötzlich. »In zwei Jahren kann ich in Pension gehen.«
    »Und was machst du dann?«
    »Die Wände hochklettern vielleicht«, sagte Nyberg. »Aber auf jeden Fall stehe ich nicht im Wald mit halb verfaulten Leichen von jungen Menschen vor den Füßen.«
    Wallander fielen die Worte von Bankdirektor Sundelius ein:
Früher ging ich zur Arbeit. Jetzt klettere ich die Wände hoch.
    |236| »Dir wird schon was einfallen«, sagte Wallander aufmunternd.
    Nyberg murmelte eine unverständliche Antwort. Wallander gähnte. Dann versuchte er, seine Müdigkeit abzuschütteln.
    »Eigentlich bin ich hergekommen, um darüber nachzudenken, was jetzt getan werden muß.«
    »Du meinst das Graben?«
    »Wenn wir recht haben, dann sollten wir uns die Frage stellen, wo er logischerweise die Körper versteckt hat.«
    »Die Frage ist immer noch, ob er allein ist«, wandte Nyberg ein.
    »Ich glaube das. Es ist nicht wahrscheinlich, daß zwei Personen sich zusammentun, um so ein Massaker anzurichten. Wir gehen außerdem davon aus, daß es ein Mann ist. Aus dem einfachen Grund, weil eine Frau äußerst selten Leute direkt in den Kopf schießt. Und schon gar keine jungen Menschen.«
    »Du vergißt, was letztes Jahr passiert ist.«
    Nybergs Kommentar war zutreffend. Sie hatten im Jahr zuvor einen Fall gehabt, bei dem mehrere Menschen getötet worden waren. Damals hatten sie am Ende eine Frau gefaßt. Aber das veränderte Wallanders Ausgangspunkt nicht.
    »Nach wem suchen wir? Nach einem einsamen Verrückten?«
    »Vielleicht. Aber das ist nicht sicher.«
    »Es gibt uns auf jeden Fall einen Anhaltspunkt.«
    »Genau. Er ist allein. Er muß drei Leichen verstecken. Wie denkt er? Was tut er?«
    »Er begrenzt die Distanz, über die er die Körper transportieren muß. Aus praktischen Gründen. Wahrscheinlich muß er sie tragen. Wenn er nicht eine Karre bei sich gehabt hat. Aber die hätte Aufsehen erregen können. Ich glaube, wir haben es mit einem vorsichtigen Mann zu tun.«
    »Er begrenzt nicht nur die Distanz«, sagte Wallander. »Er muß auch an die Zeit denken. Er befindet sich in einem öffentlichen Wandergebiet. Es ist Sommer. Auch nachts können Menschen hier sein.«
    »Er vergräbt sie also in der Nähe?«
    »Wenn er sie vergraben hat«, sagte Wallander nachdenklich. »Welche Alternative hätte er haben können?«
    »Mit einer Talje und einem Block hätte er sie in eine Baumkrone |237| hochziehen können. Aber dann wären die Körper noch schlimmer zugerichtet gewesen.«
    »Hattest du den Eindruck, daß sie von

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