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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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dahinterstehen? Ich begreife das nicht. Ich glaube, ich habe noch nie auch nur annähernd etwas Ähnliches erlebt.«
    Er hielt inne. Zwar war er noch nicht fertig mit seinem Resümee, wollte aber Fragen Raum geben. Keiner sagte etwas. Also ergriff er wieder das Wort.
    »Es gibt eine Fortsetzung. Ob sie ein Anfang oder ein Ende, ein Zwischenglied oder etwas ist, was sich parallel zu dem Agieren dieser Jugendlichen am Mittsommerabend abspielt, wissen wir nicht. Aber Svedberg wird ermordet. Wir finden ein Foto in seiner Wohnung, auf dem auch eine der drei Getöteten zu sehen ist. Ein Foto, das bei einem ihrer Feste aufgenommen wurde. Wir wissen, daß Svedberg Nachforschungen anstellt, und zwar von dem Moment an, in dem Eva Hillström und die anderen Eltern sich besorgt darüber zeigen, daß ihre Kinder verschwunden sind. Warum er seine einsamen Nachforschungen anstellt, wissen wir nicht. Es existiert jedoch ein Berührungspunkt, von dem wir nicht absehen können. Und damit müssen wir anfangen. Wir müssen nach vielen Seiten gleichzeitig Ausschau halten.«
    Er legte den Bleistift auf den Tisch und lehnte sich zurück. Sein Rücken schmerzte. Er sah Nyberg an.
    »Vielleicht greife ich schon zu weit voraus«, sagte Wallander. »Aber sowohl Nyberg als auch ich hatten das bestimmte Gefühl, daß der Tatort etwas Arrangiertes hatte.«
    »Ich begreife nicht, wie sie einundfünfzig Tage da liegen konnten, ohne von jemandem entdeckt zu werden«, sagte Hansson ratlos. »Es wimmelt da doch von Menschen im Sommer.«
    »Ich begreife es ebensowenig wie du«, entgegnete Wallander. »Das stellt uns vor drei Möglichkeiten. Entweder wir liegen schon mit unserem Ausgangspunkt falsch. Es war gar nicht das Mittsommerfest. |226| Sondern es geschah später, bei einem anderen Fest. Oder der Tatort und der Fundort sind nicht identisch. Die dritte Möglichkeit wäre, daß der Tatort und der Fundort identisch sind, daß aber die Leichen fortgeschafft und später wieder hingelegt wurden.«
    »Wer tut so etwas?« sagte Ann-Britt Höglund. »Und warum?«
    »Trotzdem glaube ich, daß es genau so war«, sagte Nyberg.
    Alle Blicke richteten sich auf ihn. Es kam äußerst selten vor, daß Nyberg in der Anfangsphase einer Ermittlung eine so eindeutige Ansicht äußerte.
    »Ich habe es genau so gesehen wie Kurt«, begann er. »Es war irgendwie arrangiert. Ungefähr so, wie man es sich vorstellt, bevor ein Fotograf ein Bild macht. Und dann sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die mich stutzig gemacht haben.«
    Wallander wartete gespannt. Aber plötzlich schien Nyberg seinen Faden verloren zu haben.
    »Wir hören«, sagte Wallander.
    Nyberg schüttelte den Kopf. »Trotzdem muß ich zugeben, daß es vollkommen verrückt erscheint. Warum schafft man einen Toten fort, um ihn dann wieder zurückzulegen?«
    »Es kann viele Gründe geben«, sagte Wallander. »Um die Entdeckung hinauszuzögern. Um Zeit zu gewinnen und davonzukommen.«
    »Oder damit man ein paar Ansichtskarten verschicken kann«, ergänzte Martinsson.
    Wallander nickte. »Wir nehmen eins nach dem anderen. Keine Idee muß falsch sein. Sie ist nur mehr oder weniger richtig.«
    »Also da waren die Gläser«, sagte Nyberg langsam. »In zwei von ihnen waren noch Weinreste. In einem nur ein bißchen Satz. In dem anderen ein wenig mehr. Das hätte natürlich längst verdunstet sein müssen. Aber ich habe mich viel mehr über das gewundert, was nicht da war. Weder Mücken noch andere tote Insekten. Die hätten aber dasein müssen. Wir wissen doch alle, was passiert, wenn man ein Glas, in dem Wein war, über Nacht draußen stehen läßt. Am Morgen liegen tote Insekten darin. Aber in diesen Gläsern war nichts.«
    |227| »Und was schließt du daraus?«
    »Daß die Gläser noch nicht lange dort gestanden haben, als Leman die Leichen entdeckte.«
    »Wie lange höchstens?«
    »Das kann ich natürlich nicht sagen.«
    »Aber dagegen sprechen die Essensreste«, wandte Martinsson ein. »Verfaultes Hähnchen, verschimmelter Salat, ranzige Butter, knochentrockenes Brot. So schnell verdirbt Essen doch nicht. In ein paar Stunden.«
    Nyberg sah ihn an. »Ist das nicht gerade die Möglichkeit, von der wir sprechen? Daß alles, was die Lemans da draußen gefunden haben, arrangiert war? Man stellt Gläser hin und gießt ein wenig Wein ein. Man kann das verfaulte Essen anderswo vorbereitet und dann auf die Teller gelegt haben.«
    Nyberg war sich seiner Sache jetzt so sicher, wie er es anfangs gewesen war.
    »Wir werden

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